Die Helfer des Arbeitskreises Asyl stehen mit den Asylbewerbern in engem Kontakt. Viele Gespräche bauen Vertrauen auf und helfen bei der Kommunikation. Foto: Falke

Helfer stehen alleine da:  Erfahrung und Übersetzer fehlen.  Stadt und Landkreis sind gefordert.

Donaueschingen - Der Arbeitskreis Asyl Donaueschingen steht vor großen Aufgaben. Wie Sozialdezernent Jürgen Stach im Gemeinderat angesprochen hat, werden 80 Prozent der Hilfe für die bald knapp 300 Asylbewerber in der Donaustadt von den Bürgern zu leisten sein.

Zwei Probleme ergeben sich dabei schon vorneweg: Es gibt nicht genug Ehrenamtliche, und die Unterstützung von Landkreis, Stadt und anderen öffentlichen Organisationen ist im Grunde genommen nicht vorhanden. "Mein Eindruck ist, dass Landkreis und Stadt einfach abwarten was die Ehrenamtlichen machen, um dann zu entscheiden, wie viele Hauptamtliche nötig sind", berichtet Edith Lienhard aus Donaueschingen.

Eine große Herausforderung ist die Koordination. Zwischen zehn und 20 Bürger engagieren sich zwar regelmäßig, doch die großen Anliegen der Asylbewerber können sie nicht lösen. Das sorgt für Frust auf beiden Seiten. Denn in erster Linie möchten die Syrer, Pakistaner, Uiguren und Gambier Hilfe bei ihren behördlichen Angelegenheiten, wollen wissen, wie ihr Aufenthaltsstatus zu bewerten ist, wollen Arbeit finden und am schnellsten wieder aus der Sammelunterkunft wie dem "Sternen" raus in eigene Wohnungen.

Hohe Anforderungen also an die Ehrenamtlichen, die großes Verständnis des komplizierten Asylverfahrens und noch viel mehr zeitliches Engagement verlangen. Daher machen die Donaueschinger Helfer, was sie können. Deutschunterricht ist einer der zentralen Aufgaben, denn ohne die deutsche Sprache funktioniert nichts. Ein Angebot, dass bei dem ein oder anderen auch schon hörbar Früchte trägt. Ausflüge an den Bodensee oder auf den Feldberg werden organisiert, Spielenachmittage finden nicht nur bei den Asylbewerbern Freunde, sondern auch vermehrt bei den Donaueschingern.

Bei allen ehrenwerten Bemühungen mangelt es den Helfern, die zu den Asylbewerbern bereits ein herzliches Miteinander pflegen, vor allem an Erfahrung. Und dafür fordern sie Unterstützung ein. Denn mit der 50 Prozent-Stelle der Sozialarbeiterin Jessica Stifel lässt sich weder die Koordination des Arbeitskreises übernehmen, noch können die Helfer in allen relevanten Asylfragen geschult werden.

Auch die geplanten zwei Vollzeit-Stellen, die dann geschaffen werden, wenn die große Zahl der neuen Asylbewerber nach Donaueschingen kommen soll, wird nach Einschätzung des Arbeitskreises kaum helfen, die strukturellen und personellen Probleme in den Griff zu bekommen. "Deshalb fordern wir eine stärkere Unterstützung durch die Stadt oder den Landkreis", äußert sich der Arbeitskreis unisono.

Ein qualifizierter Ansprechpartner bei der Stadt oder dem Landkreis wären dabei schon ein Anfang. Jemand, der hilft, Ehrenamtliche wie in Donaueschingen an die Hand zu nehmen. Der sagt, welche Aufgaben Prioritäten haben und welche Sinn haben. Doch am wichtigsten wäre eine Person, die für die Asylbewerber wirklich zur Verfügung steht, ist sich der Arbeitskreis einig.

Denn mit Jessica Stifel habe man zwar eine engagierte junge Frau in Donaueschingen, doch das halbe Deputat reiche nicht aus. Zumal sie häufig an anderen Stellen im Landkreis aushelfen müsse und auch Urlaubs- oder Krankheitstage habe. "Dann sind die Männer sich komplett selbst überlassen", berichtet Andrée Schmidt.

Obwohl die Hauptverantwortung der Betreuung der Asylbewerber durch das Landratsamt Villingen-Schwenningen getragen werden muss, zum Beispiel in der Bereitstellung der Sozialarbeiter, die das Landratsamt beim Roten Kreuz anfordert, ist auch auf Seiten der Stadtverwaltung lediglich eine Stelle bei der Ausländerbehörde besetzt. So gilt dann auch dort bei Abwesenheit: "Warten".

Sauer aufgestoßen ist dem Arbeitskreis Asyl ebenfalls, dass die Asylbewerber eine Gebühr in Höhe von zehn Euro berappen müssen, um das Formular für Urlaubstage außerhalb von Baden-Württemberg zu erhalten. Es besteht besonderer Bedarf an Übersetzern. "Wer kein Englisch kann, ist da schon aufgeschmissen", sagt Ursula Rinker. Gemeinderat Michael Blaurock, Begleiter seiner Frau Elisabeth beim jüngsten Treffen, ist der Meinung, dass die Situation nicht mehr durch Ehrenamtliche zu bewältigen ist, wenn die geplanten 230 weiteren Asylbewerber kommen.

"In Sachen Freizeitgestaltung der Menschen muss man auch überlegen, inwiefern man städtische Einrichtungen öffnen kann. Genauso muss man sich auch viel mehr Gedanken um die berufliche Qualifikation machen. Da erwarte ich auch konkret eine direkte Verbindung zum Job-Center", äußert Blaurock seine Meinung. Weiter stärken könnte man die Begegnungen zwischen Asylbewerbern und Einheimischen, indem man die Kirchengemeinden stärker einbindet.

Zwar würden beide Pfarrer nicht müde, an die Situation der Flüchtlinge zu erinnern, doch konkrete Maßnahmen um den hier befindlichen zu helfen, gibt es bis heute nicht. "Doch das darf nicht zu sehr im religiösen Rahmen sein, denn es leben ja vor allem Muslime hier", mahnt Lienhard an.

Der Arbeitskreis Asyl zieht trotz aller Hürden und der wenigen Unterstützung einen positiven Strich unter seine Arbeit. "Was ich hier mache und erlebe, hat mich reicher gemacht", fasst es Elmar Enssle zusammen. Auch die anderen können das für sich so bestätigen. "Wir erhalten viel mehr zurück als wir geben", ist die einhellige Meinung. Ihnen ist es wichtig, den hilfesuchenden Menschen zu zeigen, dass sie willkommen sind.

Weitere Informationen: www.ak-asyl-ds.de