Den Gedenkstein für Adolf Remmele ließ Prinz Max zu Fürstenberg 1951 aufstellen. Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Förster Rimmeles sinnloser Tod / Herbert Bayers Erinnerungen an den 21. April 1945

Für die Stadt Donaueschingen war der Zweite Weltkrieg am 21. April 1945 zu Ende, vor 74 Jahren. Eine Bombennacht ging jenem Tag voraus, 32 Häuser in der Stadt, auch der Bahnhof und die Hofapotheke wurden von zahlreichen Fliegerbomben zerstört.

Donaueschingen. Bereits zwei Monate zuvor, am 22. Februar 1945, kamen bei einem der schwersten Bombardements der Stadt 339 Menschen ums Leben. Herbert Bayer, Donaueschinger Urgestein, den viele nur unter dem Namen "Hebbie" kennen, war damals gerade 16 Jahre alt. Inzwischen ist er 90, aber seine Erinnerungen sind bis heute lebendig.

Die Innenstadt brannte, viele Menschen starben oder wurden schwer verletzt. Chaos und Angst, Rauchwolken und Brandgeruch, Flammen, traumatisierte Menschen, die in Trümmern nach Angehörigen und Opfern suchten. Wer zur falschen Zeit am falschen Ort war, hatte keine Chance, dem Tod oder einer schweren Verletzung zu entgehen. Der Zufall führt bisweilen Regie mit furchtbaren Folgen.

In den Mittagsstunden des 21. April besetzen französische Panzerverbände die Stadt: Für Donaueschingen war der Krieg vorbei. Aber dieser Tag fordert noch einmal viele Todesopfer. So starben auch der Fürstlich Fürstenbergische Revierförster Adolf Remmele und weitere sieben Menschen im Feuer eines Maschinengewehrs am Eingang zur Stadt an der Wolterdinger Straße: Sie waren eben zur falschen Zeit am falschen Ort.

Unweit des Naturfreundehauses, wo später das einstige Kreiskrankenhaus Donaueschingen entstand, hatten Besatzungssoldaten, hinter Hecken versteckt, ein Maschinengewehr aufgebaut. So schildert Herbert Bayer seine tiefen Erinnerungen, die er all die Jahre mit sich herumschleppt. Und so ist es auch in einem Zeitungsbericht vom 16. April 1997 zu lesen. Der Artikel ist an eine verstaubte Akte des FF-Archivs über Revierförster Adolf Remmele angeheftet.

Die Personalakte, die Archivleiter Andreas Wilts auf den Tisch legt, gibt Aufschluss über Adolf Remmele. Er war von 1926 bis zu seinem Tod 1945 Jagdaufseher und Revierförster in FF-Diensten. Remmele lebte mit Frau und Tochter in einer Wohnung am Karlsplatz. Ihm waren die Forst- und Jagdreviere Donaueschingen und Mundelfingen zugeteilt.

"Meistens war er mit seiner 98-er Wanderer, einem kleinen Motorrädle, unterwegs", erinnert sich Hebbie. Er hat noch kurz vor dessen Tod mit Adolf Remmele gesprochen. "Meist trug er seine Forstuniform und hatte in der Regel sein Jagdgewehr über dem Rücken".

Aus Angst vor den Bomben hat er sich damals in einer Jagdhütte im "Fronholz" in Wolterdingen aufgehalten. Die Hütte lag in einem dichten Jungholzbestand und war nur wenigen Leuten bekannt. An jenem 21. April fuhr Remmele auf seiner 98-er dann um die Mittagszeit in die Stadt, geradewegs in den Tod: Er starb im Kugelhagel am Ortseingang, dort wo heute noch ein Trampelpfad zum "Eidechsenbrünnele" führt. Auch weil er in seinem Versteck nicht mitbekommen hat, wie es um Donaueschingen stand: Die Stadt war besetzt. Von marokkanischen Soldaten, die im Dienste der Franzosen standen. "Ich habe zum ersten Mal dunkelhäutige Soldaten gesehen, Marokkaner noch und noch", sagt Hebbie, "die hatten alle dunkle Kutten an, so wie Mönche." Diese Erinnerung hat sich ganz tief in sein Gedächtnis eingebrannt.

Nach dem Bericht von Franz Gottwalt führte Remmele allerdings eine weiße Fahne mit sich und hatte keine Flinte auf dem Rücken. Wie auch immer: Es wird erzählt, dass Adolf Remmele zusammen mit sieben weiteren Toten acht Tage lang auf der Straße lag. Und acht Tage lang blieb sein treuer Hund bei ihm und leckte die Wunden des Toten. Erst einige Zeit später wurde der Forstmann zusammen mit anderen Bombenopfern auf dem Ehrenfriedhof Allmendshofen beigesetzt. Seit 1951 erinnert ein Gedenkstein mit Bronzetafel an der Zufahrt zum Naturfreundehaus an seinen Tod.