Reinwald Kranner als „Don Quijote“ (links) zeigt sich auch eine Woche vor der Premiere bereits ausdrucksstark. Foto: Kiryakova

Die Freilichtspiele Seelbach stehen vor der Premiere des diesjährigen Stücks „Don Quijote“. Das Ensemble probt täglich auf der Bühne im Klostergarten und feilt unter Regie von Katja Thost-Hauser an der Darstellung. Unsere Redaktion hat eine Probe besucht.

Ruhig und konzentriert steht die Regisseurin am Rande der Bühne und beobachtet jede Bewegung und jede Mimik. Thost-Hauser greift ab und zu in das Geschehen ein und gibt kurze Anweisungen. Es geht darum, die Charaktere zu „finden“ und sie mit dem richtigen Ausdruck, der Sprechweise und den Bewegungen zu verkörpern. Dazu müssen die einzelnen Szenen besser koordiniert und das Spiel mit den Requisiten optimiert werden. Noch wird ohne Kostüme geprobt und ab und zu gibt es einen Texthänger.

Intendantin holt den 400 Jahre alten Roman in die Gegenwart

Wie in fast allen Inszenierungen von Thost-Hauser wird auch auch dieses Mal gesungen und getanzt. Und wie so oft bedient sich die Regisseurin und Intendantin literarischen Werken oder Figuren als Vorlage, bettet sie in die Gegenwart ein und schafft neue Begebenheiten. Der mehr als 400 Jahre alte Roman des Spaniers Miguel de Cervantes ist für die heutigen Leser kaum noch zu vermitteln oder verstaubt im Bücherregal. Eine Episode ist jedoch jedem bekannt, auch wenn man den Roman nicht gelesen hat: Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen. Diese Szene aus dem Buch ist so berühmt, dass sie zur Redensart, zum Synonym eines aussichtslosen Feldzuges gegen einen unveränderbaren Zustand geworden ist.

Regisseurin Katja Thost-Hauser gibt bei den Proben Anweisungen an das Ensemble. Foto: Kiryakova

Genau diese Romanhandlung und seine symbolische Bedeutung – der Windmühlen – nutzt die Regisseurin für ihre Inszenierung. Erfunden hat sie dagegen die deutsche Touristengruppe, die im Spanienurlaub mit dem Reisebus verunglückt und an einer Tankstelle gestrandet ist. Hier überschneiden sich zwei Handlungsstränge. Einerseits sitzen die Touristen „irgendwo in der Pampa“ fest, andererseits entwickeln sich allmählich die drei Hauptfiguren aus dem Roman: Don Quijote (Reinwald Kranner), Sancho Pansa (Gabriel Michaelidis) – und der Klepper Rosinante (eine gelungene Überraschung). Das Kostüm, das der Junker bei den Aufführungen tragen wird, spottet jeder Beschreibung.

Neben den Schauspielern – überwiegend aus Wien – sind es zwei Handvoll Darsteller aus dem Schuttertal, die meisten gehören seit Jahren zum Ensemble der Freilichtspiele. Daher ist die gesamte Atmosphäre eine Woche vor der Premiere entspannt. Die Kulisse steht, aber es fehlt noch das Kolorit. Die Holzfassade, eine typische Tankstelle, die ihre besten Jahre hinter sich hat, sieht derzeit sauber und ordentlich aus. Das dürfte sich bis kommenden Samstag aber noch ändern. Eine Rostlaube und leere Ölfässer sind da weitaus vielversprechender.

Noch gibt es Karten

Die Premiere von Don Quijote steigt am kommenden Samstag, 9, September, um 18 Uhr. Es gibt dafür „nur noch wenige Einzelkarten“, erklärt Carla Singler von der Kultur- und Tourist-Info Seelbach auf Nachfrage unserer Redaktion. Weitere Vorführungen sind Sonntag, 10. September, Mittwoch, 13. September, Freitag, 15. September, Samstag, 16. September und Sonntag, 17. September. Die Vorstellungen beginnen immer um 18 Uhr mit Ausnahme der Aufführung am Sonntag, 17. September. Die letzte Aufführung von Don Quijote beginnt um 15 Uhr. Insgesamt sind drei Viertel aller Karten bereits vergriffen, berichtet Singler weiter. Mit Ausnahme der Premiere gebe es allerdings für jede Vorführung noch Eintrittskarten in jeder Kategorie.