Beim Sportfreunde-Forum geht es auch um IS-Kämpfer. Foto: © Yuriy Seleznyov – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Forum: Angehöriger des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg zu Gast / Parallelgesellschaften

"Die Bedrohung durch gewaltbereite Islamisten – Gehört der Islam wirklich zu Deutschland?" – so lautet das Thema des nächsten Sportfreunde-Forums am Donnerstag, 11. April, ab 20 Uhr im Klubhaus an der Dobler Höhenstraße.

Dobel. Zu diesem brisanten Thema wurde als Referent der Islamwissenschaftler Erik Petersen vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg in Stuttgart von den Veranstaltern gewonnen.

In einem Interview mit der Neuen Züricher Zeitung sagte Bassim Tibi, deutscher Politikwissenschaftler syrischer Herkunft: "Der deutsche Staat kapituliert vor dem Islam". Er fordert eine kritische Islam-Debatte in Deutschland ein, die jedoch von der Politik unterdrückt werde. Stattdessen würden die mächtigen muslimischen Verbände bestimmen, wo es lang gehe.

"Den Islam" gebe es nicht, heißt es in der Ankündigung des Vortrags. Es gebe 57 Länder mit vorwiegend islamischer Bevölkerung, zwei Milliarden Muslime und 14 Jahrhunderte islamische Geschichte. Gehöre das alles zu Deutschland? Spalte der Islam die deutsche Gesellschaft? Sei die Gesellschaft schon gespalten?

Zehn Prozent der Muslime in Deutschland seien beruflich und gesellschaftlich eingegliedert. 90 Prozent lebten in Parallelgesellschaften. "Die meisten möchten auch gar nicht dazugehören. In Berlin gibt es libanesische, türkische und kurdische Parallelgesellschaften. In Cottbus gibt es schon eine syrische Parallelgesellschaft. Das liegt nicht nur an den Einwanderern, sondern auch an den Deutschen. Die Integration in Deutschland hintertreiben nicht nur die muslimischen Vereine, sondern die Länder, die hinter ihnen stehen: Türkei, Saudi Arabien, Iran und Katar", heißt es weiter.

Sei die Integration von Muslimen selbst in der dritten Generation misslungen? Der ehrliche Wille vieler Deutschen zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sei da. Das Problem sei aber, dass selbst Sprache keine Integration garantiere: "Libanesische und türkische Jungs, die in der dritter Generation in Deutschland sind, sprechen fließend Ausländerdeutsch, besser als Türkisch und Arabisch. Aber sie sind nicht integriert, weil sie das Wertesystem nicht anerkennen."

Rund 40 deutsche IS-Kämpfer und ihre Familien seien von Kurdenmilizen in Syrien festgesetzt worden. Donald Trump und die Kurden wollten, dass Deutschland sie zurücknimmt. Die Gotteskrieger könnten dann irgendwann "in unserer Stadt oder in unserem Dorf wohnen". Worauf müsse man gefasst sein?

In all der Aufregung um die 40 deutschen Gotteskrieger, die gerade in Syrien festsitzen würden: "Wir haben schon längst Rückkehrer aus dem ›Kalifat‹ in unserer Mitte, und zwar etwa 350 Personen. Insgesamt gut 1000 Islamisten waren nach den Erkenntnissen der deutschen Sicherheitsbehörden nach Syrien und in den Irak ausgereist, ein Fünftel davon waren Frauen. Und ein Drittel der Ausgereisten ist bereits nach Deutschland zurückgekehrt. Manche kamen ins Gefängnis, andere nicht. Manche werden als Gefährder geführt. Manche haben ihre Haftstrafe schon abgesessen und sind wieder frei", so die Pressemitteilung.

Die erste Rückkehrwelle sei Ende 2013 und im Jahr 2014 gewesen, als die ersten Enttäuschten aus dem Kampfgebiet nach Hause geflohen seien. Sie hätten gemerkt, "dass im Kalifat nicht Milch und Honig flossen, sondern Blut und Tränen".

Die letzte Rückkehrwelle, vor allem von Frauen und Kindern, sei im vergangenen Jahr gewesen, als der IS Stück für Stück besiegt wurde. Hierzu heißt es: "Die gute Nachricht: Keiner der Rückkehrer war bisher jemals in Anschlagspläne verwickelt. Die schlechte Nachricht: Sehr wahrscheinlich sind etliche von ihnen ihrer gerechten Strafe entgangen."

Langjährige Praxis

Welche Fragestellungen und Probleme ergeben sich aus der nicht vollzogenen Integration und der Rückkehr der Dschihadisten? Petersen versuche aus seiner langjährigen Praxis als Islamwissenschaftler und Angehöriger des Landeskriminalamtes Baden- Württemberg Antworten zu geben.