Der Prozess läuft am Landgericht Tübingen. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Landgericht: Im Prozess um den Mord an einem irakischen Autohändler bei Dobel sagen die Ermittler aus

Tübingen/Dobel. Nachdem auch der jüngere Angeklagte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft im Wesentlichen eingeräumt hatte, wurde der Prozess um die Ermordung eines irakischen Autohändlers im Wald bei Dobel am Freitag mit den Aussagen der Ermittler fortgesetzt.

Die Leiche des mit drei Schüssen ermordeten irakischen Kurden war am Abend des 17. September 2018 am Rand der Straße zwischen Dobel und Bad Herrenalb von einem Autofahrer aufgefunden worden, wohl schon kurz nach der Tat. Was zunächst wie ein Verkehrsunfall aussah, stellte sich schnell noch vor Ort als brutales Tötungsdelikt heraus. Zeugen in einem nahegelegenen Vereinsheim wollten die drei Schüsse gehört haben.

Fast genau einen Monat nach der Tat nahmen Kriminalbeamte nahezu zeitgleich die beiden Tatverdächtigen fest: einen 23-jährigen aus Mazedonien stammenden Bauarbeiter und – in einer psychiatrischen Klinik – einen 49-jährigen Deutsch-Syrer. Die Männer gehörten zusammen. Der Ältere war der Lebensgefährte, nach islamischem Recht sogar verheiratete Mann einer kurdisch-türkischen Anwaltsgehilfin aus Karlsruhe, die seit einem halben Jahr wegen Betrugsvorwürfen im Untersuchungsgefängnis saß. Der Jüngere galt als ihr "Ziehsohn" und nannte sie "Mama".

Der Erschossene war lange Zeit Freund und Geschäftspartner des einstigen syrischen Geheimdienstmannes, der im Jahr 2000 unter falschem Namen aus Beirut nach Deutschland desertiert war. Die Anwaltsgehilfin hatte dem Freund ihres Lebensgefährten gegen rund 35 000 Euro juristische Hilfe beim Asylverfahren für dessen zunächst in Spanien gelandete Schwester und deren Sohn versprochen, aber nie wirklich eine Leistung dafür erbracht. Der kurdisch-irakische Autohändler verlangte sein Geld zurück, "oder du gibst mir deine Tochter", so der Hauptermittler vor Gericht. Er soll auch mit Anzeige gedroht haben. Das sei kurz vor dem Betrugs-Prozess gegen die Lebensgefährtin und Ziehmutter – es ging zusammen mit anderen Fällen um einen Schaden von knapp 170 000 Euro – Anlass für die beiden Männer für ihren Plan gewesen, den Autohändler an einer Anzeige zu hindern. Ob es ein Mordplan war oder die beiden Männer ihn zunächst nur bedrohen und einschüchtern wollten, muss das Gericht klären. Man kaufte, so ergaben die umfangreichen und zunächst verdeckten Ermittlungen der Karlsruher Mordkommission, in Frankreich eine alte, aber funktionsfähige Pistole mit passender Munition und in einem Army-Shop Tage vor der Tat einen Elektroschocker.

Nach Angaben des Kripobeamten, der die Vernehmungen beider Männer nach ihrer Festnahme leitete, fuhren sie im Audi des Baden-Badener Autohändlers, einem auffälligen Rechtslenker, vom Treffpunkt bei Mann Mobilia Karlsruhe in Richtung Bad Herrenalb und Dobel. Vorgeblich, so die Ermittlungen und Geständnisse, sollte es in einer Rehaklinik ein klärendes Treffen mit der Schuldnerin geben. Während der Fahrt kam es wohl zu lautstarkem Streit, bis der Jüngere vom Rücksitz aus den Fahrer mit seinem Teaser attackierte. Nachdem der Geschockte zitternd ausgestiegen war, schoss der angeklagte Syrer zweimal auf den Mann und gab dem am Boden liegenden danach einen Fangschuss in den Hinterkopf.

Nachdem der jüngere Mittäter seine Beteiligung weitgehend eingeräumt und die Polizisten auch zu der bei Buhne 267 im Rhein versenkten Tatwaffe geführt hatte (Taucher fanden Pistole und Lauf rasch nacheinander), gestand auch der Ältere im Beisein seiner Anwälte die wesentlichen Tatvorwürfe, die er bei seiner Festnahme noch abgestritten hatte. Die Indizien waren erdrückend.

Mithilfe der Ermittler und ihrer Vernehmungen will die Strafkammer unter Vorsitz von Ulrich Polachowski in drei weiteren Verhandlungstagen klären, ob der Vorwurf von Staatsanwältin Susanne Teschner auf einen geplanten gemeinschaftlichen Mord erwiesen werden kann, oder ob der jüngere Angeklagte beim eigentlichen Mord im Auto sitzen geblieben war, wie er in seinen Einlassungen behauptete, also eventuell nur der Beihilfe schuldig wäre.

Der Ältere hingegen will vom mit ausgestiegenen Ziehsohn hingegen mir einem dreifachen "Schieß ihn!" noch ausdrücklich zu der Hinrichtung angestachelt worden sein. Auch habe der Jüngere den Toten durchsucht, ihm Handy und Geldbeutel abgenommen, die – wie auch die Autoschlüssel – bis heute nicht gefunden wurden. Von dem Geld soll der Jüngere das Taxi bezahlt haben, mit dem das Duo sich dann vom Abstellort des Tatautos bei Maximiliansau in das Karlsruher "Anwesen" bringen ließ, das die Familie bewohnte.

Von einer Kriminalkommissarin ließ sich die Kammer auch die Hintergründe des Falles erklären. Die Frau ist wegen ihrer betrügerischen "Rechtshilfe" in Asyl-, aber auch Führerscheinfragen inzwischen rechtskräftig verurteilt. Da sie bereits seit Mai in Untersuchungshaft saß, schließen die Ermittler aus, dass sie ihren Lebensgefährten und den Ziehsohn zu der Mordtat angestiftet haben könnte.