Die jüngsten Nachkommen eines französischen Kriegsgefangenen enthüllen die Tafel. Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Gedenktafel enthüllt / Französische Kriegsgefangene einst in Dietingen

Dietingen. Die Dietinger Bürger ließen im Zweiten Weltkrieg ihr Herz sprechen. Die Kriegsgefangenen wurden zu Freunden, und aus einer Liebesgeschichte wurde ein Ehepaar. Die Nachkommen enthüllten eine Gedenktafel.

Die Ressentiments, die nach dem Leid des Zweiten Weltkriegs zwischen Deutschland und Frankreich noch lange nachhallten, konnten in Dietingen schon während des Kriegs reduziert werden. "Nie wieder Krieg zwischen Deutschland und Frankreich", schrieb Nestor Vandeputte damals in sein Tagebuch. Nicht nur, weil er das Leid beider Länder sah, sondern weil ihm trotz seiner Gefangenschaft in Dietingen viel Gutes widerfuhr.

Auf 340 Seiten brachte er zu Papier, was er damals erlebt hatte (wir berichteten mehrfach). Wesentliche Teile aus dem Tagebuch wurden jüngst übersetzt, und der interessierten Bevölkerung in Auszügen bei einer Präsentation von Rolf Fußnecker vorgetragen.

Mit Nestor Vandeputte wurden weitere 14 Franzosen in Dietingen gefangen gehalten. Einer von ihnen war Robert Bibar. Als die französische Armee im April 1945 in Dietingen einrollte, warf er sich dazwischen, damit Dietingern kein Leid widerfuhr. Für eine Übergangszeit wurde er daher auch als Bürgermeister eingesetzt, berichtete Albert Scheible, der als Vorsitzender der Dietinger Erwachsenenbildung eine Gedenktafel initiierte, die am Fischerheim, der ehemaligen Gefangenstätte, mit zahlreichen Gästen und segnenden Worte von Pfarrer Albrecht Zepf enthüllt wurde.

Bibar fand in Dietingen auch seine große Liebe. Clothilde Schmuck folgte ihm nach Frankreich. Mit ihren Kindern, darunter Guy Bibar, kamen sie jeden Sommer zurück nach Dietingen, um dort acht Wochen lang die Ferien zu genießen. Als die Eltern starben, schlief der Kontakt etwas ein, sagte Albert Scheible. Umso mehr freute er sich, als er die Nachkommen bei der Enthüllung wieder vereinen konnte.

Guy Bibar war mit seiner Familie ebenso anwesend wie die Familie Leibold als Nachkommen von Clothildes Schwester Agnes.