Der 28-jährige Ralf Simon King aus Dietingen designt Roboter, die älteren Menschen im Alltag helfen

Von Armin Schulz

Dietingen. Wer in frühen Jahren mit Lego-Steinen spielt, wer ein Modell nach dem anderen zusammenbaut, na klar, der wird Erfinder. Unglaublich? Nein, die Wahrheit: Zumindest trifft dies auf Ralf Simon King zu. Mittlerweile kreiert der 28-Jährige Roboter.

Da soll einer noch sagen, auf die Kinderstube komme es nicht an. Kommt es halt doch, irgendwie: So bei Ralf Simon King aus Dietingen. Und nicht nur bei ihm. Er hat schon früher gerne getüftelt und geforscht und hatte bereits eine kreative Ader. Und eine technische. Klar, dass er sich intensiv mit Lego-Steinen befasste. Vor allem die Technikpakete hätten es ihm angetan, sagt er. Ob er bereits damals, in jungen Jahren, geahnt hat, dass er in seinem späteren Leben Roboter entwerfen und erschaffen würde? Der 28-Jährige hat vor Kurzem seinen Masterstudiengang am Interimscampus Emmerich am Rhein in "Bionics" und "Biomimetics" erfolgreich abgeschlossen.

Der Master-Abschluss ist der logische Schlusspunkt seines Werdegangs, der King von der Ausbildung zum Mechatroniker bei der Pfiffner K.R. GmbH in Zimmern ob Rottweil über das Industriedesign-Studium in Pforzheim eben nach Emmerich am Rhein führte. "In Pforzheim habe ich gemerkt, dass ich einen sehr erfinderischen Geist habe", so King. Das reine Zusammenbauen reicht ihm nicht mehr, jetzt geht es auch ans Entwicklen. Hinzu kommt eine weitere Begabung: Pläne von Hand zu zeichnen, fällt ihm leicht.

Man weiß ja nie, wie groß der Einfluss von Eltern auf die Entwicklung der Kinder ist. Aber vielleicht gibt es ein kleines Schlüsselerlebnis bei Ralf Simon. Als er acht Jahre alt ist, bekommt er von seinem Vater einen Modellbausatz geschenkt: einen Monster-Truck von Tamiya. Den hat er alleine zusammengebaut, erinnert er sich. Das Modellbauen behält er bei, auch in der Schulzeit. Bei seiner Abschlussarbeit in Bionik kommt ihm das zugute: Auf der Suche nach dem passenden Thema stoßen er und ein Kommilitone im Internet auf einen "you-tube"-Film. Es stammt von Ingo Rechenberg, Professor an der Technischen Universität in Berlin. Er gilt auf dem Fachgebiet Bionik und Evolutionstechnik als einer der klügsten Köpfe. Rechenberg hat erst vor Kurzem entdeckt, dass sich die Saharaspinne nicht nur auf ihren acht Beinen flink bewegen kann, sondern, in brenzligen Situationen, Purzelbaum schlagend noch zügiger vorwärts kommen.

King und sein Mitstreiter sind sofort fasziniert von dem, was sie das sehen, und sie fragen sich, ob sich dieses Naturphänomen auf die Technik übertragen lässt. Sie erstellen einen Prototypen, später baut der junge Tüftler alleine an einem Roboter weiter, der einerseits laufend und rollend vom Fleck kommt, andererseits sollte dies schnell und effizient geschehen. Während dieser Zeit sucht er den Professor in Berlin auf und geht den Dingen auf den Grund. Auch Rechenberg tüftelt an einer Roboterlösung.

Die Mühe hat sich für Ralf Simon King gelohnt. Am Schluss ist er fertig: der Quadroped-Roboter, der wie die Saharaspinne laufen und rollen kann. Seine Forschungsergebnisse hält er unter dem Titel "BiLBIQ: A Biologically Inspired Robot with Walking and Rolling Locomotion" in einer Publikation fest, die der Springer-Verlag in diesem Jahr herausgebracht hat.

Für Ralf Simon King ist der Weg hier offensichtlich noch lange nicht zu Ende. Inzwischen ist er am Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Haushalts- und Assistenzrobotik. Dort ist er verantwortlicher Produktgestalter von "MobiNa".

Dabei handelt es sich um ein mobiles Notfallassistenzsystem für ältere und gebrechliche Menschen. Um einen beweglichen Serviceroboter, der einiges kann: Er erinnert an die Medikamenteneinnahme, mit den Enkeln lässt sich damit skypen und im Notfall, bei Stürzen etwa, ist der kleine Helfer auch zur Stelle und fordert Hilfe an. Ralf Simon King wandelt auf spannenden Pfaden. Und wer weiß, wohin ihn diese führen werden. Ein Blick auf Rechenberg zum Schluss lohnt sich: Er hat ganz ähnliche Hobbys, wurde 1954 Welt- und Vizeweltmeister – nicht im Fußball, im Modellflug.

Weitere Informationen: auf der Internetseite "you tube" kann man den Quadroped-Roboter laufen und kugeln sehen. Das einzugebende Stichwort lautet: BiLBIQ