Diese Anzeige ist am Freitag im Staatsanzeiger erschienen. Screenshot: Staatsanzeiger

Bürgermeisterwahl: Initiative schließt sich zusammen und sucht Bewerber von außen. Mit Kommentar.

Dietingen - Dass es spannend wird bei der Bürgermeisterwahl in Dietingen, ist klar, seit Gemeinderat Ferdinand von Bissingen seine Bewerbung abgegeben hat. Jetzt sucht eine neue Wählerinitiative weitere Kandidaten – von außerhalb.

"Bürgermeister/in gesucht" steht in der Annonce, die am Freitag im Staatsanzeiger erschienen ist. Darin ist die Rede von einer attraktiven Gemeinde mit 4000 Einwohnern im Landkreis Rottweil, am Oberen Neckar und an der Autobahn 81 gelegen. "Bei uns gibt es für die kommunalen Aufgaben in den verschiedensten Bereichen einiges anzupacken", heißt es weiter. Engagierte, tatkräftige und ideenreiche Kandidaten könnten sich hier verwirklichen. Für "qualifizierte und bürgernahe Bewerber" gebe es im Ort gute Chancen. Der Ort ist die Gemeinde Dietingen, wo am 3. Juli der Rathaus-Chef gewählt wird. Bisher gibt es zwei Bewerber: Gemeinderat Ferdinand von Bissingen und Amtsinhaber Frank Scholz, der seit 16 Jahren an der Spitze der Verwaltung steht.

Jetzt also sucht jemand weitere Kandidaten. Anfragen von Interessierten nehmen die Autoren der Anzeige per E-Mail an wid-bmwahl@ gmx.de entgegen. Das Kürzel "wid" steht für die neue Wählerinitiative Dietingen. Zwölf bis 14 Bürger aus der Gesamtgemeinde haben sich darin zusammengeschlossen, wie Helmar Maier und Erich Kaul berichten. Sie sind zwei von ihnen. "Wir haben uns zusammengefunden, weil in der Vergangenheit Dinge passiert sind, die nicht passieren sollten", sagt Maier. Er spricht über die Kommunalpolitik und wiederholte Querelen, erinnert beispielsweise an den Kindergartenneubau. Seiner Meinung nach sind viele Bürger nicht mit dem aktuellen Schultes zufrieden. Auch Kaul erklärt, dass die Gruppe die Stimmung in der Bevölkerung aufgenommen habe. Ziel sei es, dass in Dietingen wieder demokratische Prinzipien eingehalten werden, die Willkür solle ein Ende haben.

"Wir brauchen unbedingt einen Kandidaten von außen im Bewerberfeld", meint Erich Kaul. Einen, der unbelastet ist von den Querelen in den vergangenen Jahren und neutral. "Einen guten Kandidaten von außen würden wir auch unterstützen".

Maier hofft, dass sich tatsächlich weitere Bewerber melden. "Damit die Bürger eine Wahl haben."

Kommentar: Spannend

Von Verena Parage

In Dietingen brodelt es längst nicht mehr nur unter der Oberfläche. Seit der jüngsten Kommunalwahl 2014 weht ein anderer Wind im Ort: Der Widerstand im Gemeinderat gegen Bürgermeister Frank Scholz wächst. Der Rathaus-Chef will im Amt bleiben, hat mit Ratsmitglied Ferdinand von Bissingen allerdings bereits einen ernsthaften Herausforderer. Einigen Bürgern ist dies noch nicht genug Auswahl. Sie wollen auch Kandidaten von außerhalb, die unbefangen an die Wahl herangehen und nicht in die kommunalpolitischen Querelen verstrickt sind. Denn eines ist klar: In Dietingen hat fast jeder eine Meinung dazu, und die Meinungen prallen in zwei Lagern aufeinander – Schultes-Befürworter und -Gegner. Das Rennen ums Rathaus ist eröffnet, die Bewerbungsfrist endet erst am 6. Juni. Genug Zeit, dass weitere Kandidaten sich melden. Das kann Dietingen nur guttun.