Wehrkirche: Auf heimat- und kunstgeschichtlichen Wegen mit Hubert Burkard / Besuch aus Denkingen

Der Denkinger Geschichts- und Heimatverein zeigte reges Interesse an Kunst und Geschichte bei der Besichtigung der ehemaligen Gößlinger Wehrkirche St. Peter und Paul im ehemaligen Grenzland von Reichstadt, Württemberg und österreichischen Gebiet.

Dietingen-Gößlingen. Für die mehr als 20 Besucher führte Alt-Bürgermeister Hubert Burkard auf Wunsch des Vereins mit viel fachkundigen Erklärungen und Hintergrundwissen durch die historischen Gebäude. Neben der barocken und spätgotischen Ausstattung der Gößlinger Kirche galt das spezielle Interesse einigen besonderen Kunstwerken wie das spätgotische Kruzifix im Chorbogen des berühmten Bildschnitzers Michael Erhart der bedeutenden Ulmer Kunstschule.

Der 1518 spätgotisch umgestaltete Chorraum mit seinem Rippengewölbe und den gefassten Schlusssteinen der vier Evangelisten mit ihren Symboltieren und dem Sinn ihrer Evangelien, der Menschwerdung/Matthäus, dem Opfertod/Lukas, der Auferstehung/Markus und der Himmelfahrt/Johannes, wie auch das einmalige, feingliedrige, in Sandstein gefertigte Sakramentarium mit den Kirchenvätern Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Papst Gregor beeindruckten die Gäste.

Einen besonders farbigen Eindruck hinterließ das in transzendentem Blau und hellroten Tönen gehaltene Glasfenster des Ulmer Malers und Glaskünstlers Wilhelm Geyer aus dem Jahre 1949. Das Fenster zeigt dem Betrachter das Pfingstereignis der Apostel mit Maria und dem symbolhaften Empfang des Heiligen Geistes in der Darstellung der Feuerzungen. Nach Egon Rieble zählt das Fenster zu einem der bedeutendsten Pfingstfenster im Land.

Beeindruckend wirkte die Skulptur der in Kunstkreisen bekannten Gößlinger Schutzmantelmadonna aus der Zeit um 1400. Jedoch handelt es sich nur um eine Kopie des Originalwerks, nachdem das Original der frühere Pfarrer Dursch von Rottweil, auf welchem Wege auch immer, in seine Kunstsammlung aufgenommen hat. Sie ist heute als bedeutendes Werk im Rottweiler Dominikanermuseum zu betrachten.

Nicht zuletzt galt die Aufmerksamkeit der mittelalterlichen gotischen Grabplatte der frommen Edelfrau, der Heiligen Hallwiga von Täbingen. Mit ihr und ihrem Grab waren viele volksnahen Legenden verbunden.

Mit einem Zwischenstopp zur Kaffeepause im "Genießerhof" traf sich die Gruppe bei der historischen ehemaligen Dietinger Zehntscheuer der reichstädtischen Heilig-Kreuz-Bruderschaft. Sie wurde als Nachfolgebau 1753 vom Rottweiler Bruderschaftspfleger Franz Joseph Seifried errichtet und vom Dietinger Schiermayer mit seinen Zehntknechten verwaltet.

Im Innern der Zehntscheuer, die heute als Gemeinschaftshaus dient, ist unter anderem in der ehemaligen Zehntverwalterwohnung ein ansprechendes Heimatmuseum mit komplettem Inventar des 18./19. Jahrhunderts eingerichtet. Besonderes Interesse fand die mit lebensgroßen Figuren dargestellte, mehr als 200 Jahre alten, traditionsreichen Dietinger Clausengruppe.

Die Besucher des Denkinger Geschichts- und Heimatvereins bedankten sich für die sehr interessante Führung.