Stefan Broghammer und seine ganz besondere Schlange. Foto: Schölzel

Ein Gen-Defekt oder doch nur eine Laune der Natur: Egal was der Grund ist, die doppelköpfige Boa aus Weigheim ist in jedem Fall etwas Besonderes. Nun feiert sie ihren ersten Geburtstag.

VS-Weigheim - Sie wirkt wie eine Kreatur aus Harry Potter, wie ein Fabelwesen aus der griechischen Mythologie, das eigentlich gar nicht existieren dürfte, es aber trotzdem tut. Zwei Gehirne, zwei Speiseröhren, zwei "Seelen", aber nur ein Körper: Die doppelköpfige Boa aus Weigheim feiert nun ihren ersten Geburtstag.

Ein einzigartiges Tier

"Da habe ich schon blöd geguckt, aber mich auch gefreut", erzählt der Reptilienzüchter Stefan Broghammer von dem Moment, als die Boa Constrictor vor einem Jahr das Licht der Welt erblickte. Doppelköpfige Schlangen gebe es immer mal wieder, auch bei ihm, doch diese Boa Constrictor mit zwei Köpfen sei wohl weltweit einzigartig. "Die Chance auf so eine Art Tier liegt wohl etwa bei eins zu einer Million", schätzt Broghammer.

Entstanden ist die Schlange in einem Ei. Zusammengewachsen sei sie dort, etwa wie ein Siamesischer Zwilling, erklärt der Reptilienzüchter. Seitdem entwickle sie sich prächtig und wachse fleißig. Alle sechs Wochen häute sie sich, einmal in der Woche werden die beiden Köpfe gefüttert. Separat aber, "damit beide Köpfe nicht an einem Beutetier fressen und sich so ins Gehege kommen", wie der Reptilienzüchter erklärt – was jedoch einzig und allein ein psychologischer Grund sei, den Magen teilen sich die beiden nämlich.

Durch Stress wird sie krank

Mittlerweile haben die zwei Köpfe auch einen Namen: Chuck und Norris. Ob die zwei auf diesen Namen hören, ist allerdings zweifelhaft. Auch, ob die beiden über einen jeweils unterschiedlichen Charakter verfügen, das könne man bei Schlangen eher weniger feststellen. Biologisch gesehen ist die doppelköpfige Boa jedenfalls ein Männchen. "Einer der beiden Köpfe könnte aber genauso gut ein Weibchen sein", schmunzelt Broghammer.

Gehalten wird sie von Broghammer und seinem Team ganz primitiv, in einem Käfig, ohne viel Versteckmöglichkeiten. "Die beiden können sich ja kaum koordinieren, wo es hingehen soll. Der eine Kopf will in die eine Richtung, der andere in die entgegengesetzte. Das würde nur zu Stress führen", erklärt Broghammer. Schlangen sind ja eigentlich Einzelgänger, auch in der freien Natur leben sie allein. Wie lang die beiden überhaupt noch leben, ist nicht ganz klar. "Sie könnten schon alt werden", hofft Broghammer. "Wichtig ist nur, dass jeglicher Stress für die Tiere vermieden wird. Denn Stress ist, wie beim Menschen auch, Krankheitsauslöser Nummer eins."

In einer Styroporbox im Zug

Obwohl die Schlange mit den zwei Köpfen ein Phänomen ist, hat sie Weigheim zu keiner Berühmtheit verholfen. Berühmt ist Broghammer mit Chuck und Norris jedoch allemal: Regelmäßig sind die beiden im Fernsehen, in Zeitungen oder auf YouTube zu sehen. Auf viele der Termine geht es mit dem Zug, eingepackt in einer Styroporbox, mit ein bisschen Moos. Ob man dafür in den öffentlichen Verkehrsmitteln eigentlich eine extra Genehmigung braucht? "Nö", schmunzelt Broghammer.

50 000 Euro könnte der Reptilienzüchter für das seltene Tier verlangen. Noch vor einem Jahr wollte er 30 000 Euro. "Ich habe es nicht eilig, die Schlange zu verkaufen", sagt Broghammer, womit er die Preissteigerung begründet. Wenn, dann müsste der Käufer stimmen. Für Zoos etwa wäre sie prädestiniert oder für einen privater Kenner und Liebhaber von Reptilien. Vielleicht komme irgendwann mal ein Käufer, so Broghammer. Bis dahin sei sie aber bei ihm in guten Händen. "Das Geschäft läuft auch so gut. Ich sehe keinen Grund sie jetzt zu verkaufen", sagt Broghammer. Und außerdem sind Chuck und Norris ihm mit Sicherheit ans Herz gewachsen. Auch, wenn er selbst das vielleicht gar nicht so zugeben würde.