Die Besucher bemalen Gebetsfahnen. Foto: Breisinger

Rund 1,6 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Demenz – Tendenz steigend. Auf der Gartenschau in Balingen wurde über die Krankheit gesprochen.

Das Thema Demenz wurde am Mittwoch auf der Plazabühne der Balinger Gartenschau intensiver beleuchtet. Christa Kraus, die unter anderem ab Oktober wieder in der VHS Balingen einen Kurs zum Thema Demenz in Theorie und Praxis für Angehörige anbietet, referierte bei ihrem Vortrag über diese Krankheit.

Rund 1,6 Millionen Menschen seien allein in Deutschland an Demenz erkrankt, bis 2050 soll diese Zahl auf 2,8 Millionen steigen. Der Krankheitsverlauf der Alzheimer-Demenz sei in drei Stadien eingeteilt.

Im dritten Stadium ist man vollständig auf Hilfe anderer angewiesen

Im ersten Stadium der leichten Demenz treten Konzentrationsstörungen, Antriebsarmut, Interesselosigkeit, sozialer Rückzug oder Depressionen auf, der Betroffene erkennt laut Kraus seine Defizite, der Alltag könne noch gemeistert werden.

Der Betroffene sollte in diesem Stadium von seinen Angehörigen zu Aktivitäten oder zum Führen eines Terminkalenders animiert werden. Im zweiten Stadium der mittleren Demenz treten Störungen des Gedächtnisses, Persönlichkeitsveränderungen und Einschränkungen des Urteilsvermögens ein, der Alltag sei nicht mehr zu bewältigen.

Im dritten Stadium der schweren Demenz ist der Betroffene laut Kraus vollständig von der Hilfe anderer abhängig, Angehörige seien Fremde, die Sprache gehe verloren. Die in den USA zuständige Arzneimittelbehörde FDH hat im Gegensatz etwa zu Deutschland das aufgrund der Nebenwirkungen umstrittene Medikament Aduhelm mit dem Wirkstoff Aducanumab, das den Abbau der Eiweißkörper im Gehirn bewirken soll, zugelassen.

Im Zollernalbkreis ist eine Selbsthilfegruppe zur Demenz geplant

In Deutschland kommen Antimentiva, Antidepressiva und bei Wahnvorstellungen mit großem Aggressionspotenzial Neuroleptika zum Einsatz, die allesamt den Verlauf der Erkrankung verlangsamen und die Symptome für eine gewisse Zeit reduzieren sollen.

Kraus verriet, dass geplant sei in naher Zukunft im Zollernalbkreis eine gemeinsame Selbsthilfegruppe Demenz/Schädel-Hirn-Trauma auf die Beine zu stellen. Erfreulich für den Zollernalbkreis: Die Behandlungszahlen sinken in der Region stetig.

„Das wäre eine tolle Sache, wenn uns dieses gelingen würde. Der Bedarf ist da, und bei anderen Selbsthilfegruppen haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, wenn Betroffene, mitunter überforderte Angehörige, die für die Pflege oftmals ihren eigenen Job aufgeben und aufgrund des enormen Zeitanspruchs sozial sehr isoliert leben, untereinander Kontakt halten und Adressen austauschen könnten. Leider sind in unserem ländlichen Raum diese Thematiken nicht ganz so präsent und die Angehörigen sind oftmals zurückhaltend“, erörtert die ehemalige Leiterin der Balinger Krankenpflegeschule.

Gebetsfahnen wurden bemalt

Im Anschluss wurde vereinzelt das Mitmach-Angebot von Kunsttherapeutin Ina Simone Petri, kleine Gebetsfahnen zu bemalen angenommen. Bei diesem ursprünglich mit Krebskranken durchgeführten Projekt soll laut Petri den erkrankten Menschen eine kreative Stimme gegeben werden.

„Über all die Jahre ist dieses Projekt für mich zu einer Herzensangelegenheit geworden, und es haben sich über 2000 Gebetsfahnen aus aller Welt bei mir angesammelt. Jeder Mensch hat diesbezüglich seine individuelle Ausdrucksform, Erwachsene tun sich oftmals schwerer als Kinder, die kreativer sind. Bestimmte Motive wie Sonne, Mond, Sterne, Engel, Smilies und Augen sind immer wieder zu finden genauso wie die Natur, die uns Kraft gibt. Werke in düsteren Farben sind auch nicht so negativ zu sehen, weil mit ihnen in gewisser Weise die Dunkelheit aus der Seele nach außen gekehrt wird und für Erleichterung gesorgt wird“, ging Petri näher auf diese Aktion ein.