Sieben Monate auf dem fünften Kontinent: Jule Hengstler schwärmt von ihrem Tripp nach dem Abi

Von Kathrin Kammerer Deißlingen. Wenn sie sich an ihre Zeit in Australien zurückerinnert, sprudelt es nur so aus Jule Hengstler heraus. Sieben Monate hat die 20-Jährige den fünften Kontinent erkundet und dabei einiges erlebt. Und sie würde jedem raten, dieses Abenteuer ebenfalls zu wagen. Frühling 2013, vor ungefähr einem Jahr. Jule Hengstler aus Deißlingen hat am Sozialwissenschaftlichen Gymnasium (SG) in Rottweil ihr Abitur gemacht. Sie weiß noch nicht so recht, wie es beruflich weiter gehen soll und spielt – wie viele andere Abiturienten – mit dem Gedanken, ins Ausland zu gehen.

Als Au-Pair will sie neue Erfahrungen sammeln. Doch wo? England ist ihr erstes Wunschziel. "Zuerst wollte ich nicht so weit von Deutschland weg", sagt sie. Dann fasst sie sich ein Herz und entscheidet sich für Australien. "Wenn schon weg, dann aber rich-tig." Als alles gebucht ist, kommen ihr die ersten Zweifel, so lange alleine weg zu gehen. Doch sie fliegt.

Bei einer Anwaltsfamilie in Melbourne findet sie für ein halbes Jahr ein neues Zuhause. Die beiden Söhne, drei und fünf Jahre alt, halten sie nun täglich auf Trapp. Jule kümmert sich um die Kinder, richtet ihnen Essen, bringt sie in den Kindergarten, macht Wäsche, putzt das Haus. "Der ältere der beiden Söhne hat schnell Vertrauen gefasst, beim jüngeren hat es etwas gedauert", erzählt sie. Auch außerhalb der Familie findet sie schnell Anschluss. "Ich bin an einem Mittwoch dort angekommen und hab schon am Wochenende was mit anderen Au-Pairs gemacht", erinnert sie sich schmunzelnd. Über eine Facebook-Gruppe beispielsweise knüpfen die Au-Pairs die sich in einer Region aufhalten Kontakte. "Am Ende waren wir eine Clique von gut 20 Mädchen, die regelmäßig was gemacht haben", erzählt die heute 20-Jährige.

Als ihre Zeit in der Gastfamilie zu Ende ist, will sie reisen und "down under" erkunden. Eigentlich sei dieser Erkundungstrip mit einem anderen Mädchen geplant gewesen, erzählt Jule, doch dieses sei kurzfristig abgesprungen. Also fasst sich die Deißlingerin nochmal ein Herz und tritt die Reise an der Ostküste entlang alleine an.

"Aber alleine bleibt man auch da nicht lange", schmunzelt sie. Hunderte Touristen aus aller Welt erkunden Australien Jahr für Jahr, viele von ihnen sind junge Erwachsene wie Jule. "Auf Fraser Island hab’ ich sogar jemand aus Rottweil getroffen", lacht Jule, "die Welt ist so klein".

Fünf Wochen lang erkundet sie die schönsten Flecken der australischen Ostküste: Die Hauptstadt Sydney, die Everglades, den Badeort Byron Bay und seine gigantischen Strände, den Rainbow Beach mit seinen riesigen Sanddünen und noch viel mehr. "Wir waren tauchen und Fallschirm springen, haben einen Surfkurs gemacht", zählt sie auf. Mit Bussen geht’s von Unterkunft zu Unterkunft. Wie viele andere Jugendliche hat auch Jule sich ihre Reise von einer Agentur organisieren lassen. Als die Reise vorbei ist, besucht sie nochmals für eine Woche "ihre Familie" in Melbourne. Dann geht’s zurück ins kalte Deutschland. Im Oktober will Jule ein Studium beginnen, bis dahin jobbt sie.

Hunderte von Bildern, ein Stoffkoala und ein Buch über Melbourne erinnern sie an ihre Zeit in Australien. "Die Reise dorthin war genau die richtige Entscheidung", resümiert sie heute zufrieden. Reisen nach dem Abitur um etwas von der Welt zu sehen – das kann sie nur weiter empfehlen. "Du wirst viel offener, lernst jeden Tag tolle Leute kennen und siehst Orte, die du sonst niemals gesehen hättest."