Fabian Grimm (links) und Patrick Munding vom DRK Deißlingen sind meist die Ersten am Unfallort. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Hilfe: Die erste Reanimation vergisst man nie: Fabian Grimm und Patrick Munding sind Helfer vor Ort

Verlegung der Atemwege, kollabierte Personen, Treppenstürze, Verkehrsunfälle, Suizidversuche – es gibt nichts, was die Helfer des Roten Kreuzes in Deißlingen noch nicht erlebt haben. Fabian Grimm und Patrick Munding berichten, was passiert, wenn der Alarm losgeht.

Deißlingen. Hilfsbereit, teamfähig und spontan sollten DRK-Helfer sein, meint Patrick Munding. "Man weiß ja nie, was auf einen zukommt, wenn der Alarm losgeht", sagt er. Fabian Grimm und er sind inzwischen schon so lange Helfer, dass sie nicht mehr nervös, sondern nur noch hoch konzentriert sind.

Beide sind sogenannte Helfer vor Ort, eine Ergänzung zum Rettungsdienst. Sobald der Rettungswagen mit Sondersignal unterwegs ist, steigen Grimm und Munding in ihre Autos und fahren zum jeweiligen Einsatz. Dort versorgen sie die Patienten bis der Rettungsdienst eintrifft.

Ihre Aufgaben können dabei ganz verschieden aussehen. Am wichtigsten sei eine "qualifizierte Lagemeldung", erklärt Munding. "Die Leitstelle freut sich, wenn sie eine genaue Beschreibung der Situation vor Ort bekommt und die Kräfte dementsprechend einteilen kann", erklärt er.

Beim DRK muss man für jeden Fall gewappnet sein

Der 26-Jährige kommt ursprünglich aus Schwieberdingen bei Ludwigsburg. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr beim Arbeiter-Samariter-Bund kam er zum DRK-Kreisverband Rottweil, bei dem er nun hauptamtlich als Rettungssanitäter arbeitet. Ehrenamtlich ist er zudem seit vier Jahren in Deißlingen als Helfer vor Ort tätig.

Wer beim DRK frisch anfängt, der ist zunächst Sanitäter, wie Fabian Grimm, der anfangs Sanitätsdienste geleistet hat und dann Helfer vor Ort wurde. Die nächste Stufe ist der Rettungshelfer, dann der Rettungssanitäter (Mundings Status seit sieben Jahren). Anschließend kommt der Rettungsassistent/Notfallsanitäter und als höchste Stufe der Notarzt. Munding beginnt ab Oktober eine Ausbildung zum Notfallsanitäter. Aktuell ist er zudem auf dem Weg dazu, Erste-Hilfe-Ausbilder zu werden.

Wer neu beim DRK anfängt, der muss für jeden Fall gewappnet sein. "In Deißlingen gibt es alles: von kollabierten Personen über eine Verlegung der Atemwege, Kindernotfälle, Treppenstürze, Sucheinsätze, Brände und Verkehrsunfälle bis zu Suizidversuchen", berichtet er.

Dass das auch psychisch belastend ist, muss jedem klar sein. "Natürlich nimmt man manche Fälle gedanklich auch mit nach Hause, aber so soll es auch sein", findet Munding. Dafür gebe es nach den Einsätzen immer noch die Manöverkritik mit den Kollegen. "Darüber sprechen, hilft schon sehr. Dann kann man schnell damit abschließen", erklärt Grimm, der schon seit acht Jahren beim DRK ist.

Was man nie vergesse, sei die erste Reanimation. "Die bleibt immer hängen, vor allem, wenn sie missglückt ist", erinnert er sich. Generell sei die Erfolgsquote bei Reanimationen recht gering, weiß Munding, erst recht, wenn nicht sofort reanimiert werde. "Je früher man reanimiert und einen Patienten schockt, desto größer sind die Überlebenschancen", so die Regel.

Doch man dürfe sich nicht für eine missglückte Reanimation verantwortlich fühlen. "Wir geben immer unser Bestes. Wenn es dennoch nicht klappt, muss man das akzeptieren, auch wenn es umso schwerer fällt, je jünger der Patient ist", erklärt Patrick Munding.

Darüber hinaus sei auch die Arbeit mit Unverletzten wichtig, so beispielsweise bei einem Amokalarm oder Großbrand. "Da geht es vor allem um psychische Arbeit und darum, die Menschen nicht allein zu lassen, sich um sie zu kümmern und für sie da zu sein", erklärt Munding.

Vergangenes Jahr gab es rund 200 Einsätze für die Helfer

Um psychische Nachwirkungen wie posttraumatische Belastungsstörungen und mehr kümmere sich dann der Notfallnachsorgedienst.

"Die Menschen werden oft schon ruhiger, sobald sie uns Helfer vor Ort sehen", hat Munding die Erfahrung gemacht. Relativ selten seien Einsätze aufgrund von Alkohol- oder Drogenmissbrauch. Da gebe es nun nur noch zwei bis drei Fälle pro Jahr – bei rund 200 Einsätzen im vergangenen Jahr ein verschwindend geringer Anteil.

In Deißlingen gibt es sieben Helfer vor Ort bei rund 20 aktiven Vereinsmitgliedern. Kürzlich konnte sich der Ortsverband durch Spenden zwei neue Fahrzeuge, darunter einen gebrauchten Rettungswagen für Sanitätsdienste, Brandeinsätze und Weiteres anschaffen. In drei Wochen feiert der Ortsverband die Einweihung des neuen DRK-Hauses, das der Verein mit 14 000 Stunden Eigenleistung renoviert hat. Wer Helfer vor Ort werden will, der kann dienstags ab 20 Uhr im DRK-Haus in der Bahnhofstraße 49 vorbeikommen.