Der schönste Platz in Dautmergen: Bürgermeister Hans Joachim Lippus steht am Bach inmitten der Gemeinde, wo im Rahmen des Projekts "Erlebbare Schlichem" ein idyllisches Plätzchen mit Blick auf den Kirchturm von St. Verena entstanden ist. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Serie: Hans Joachim Lippus: Mein Lieblingsplatz in Dautmergen / "Gefühl wie im Urlaub" / Die Gemeinde wächst weiter

"Der Platz bietet eine ganz besondere Atmosphäre", sagt Dautmergens Bürgermeister Hans Joachim Lippus: "Wenn man hier auf den großen Steinen an der Schlichem sitzt und ins Wasser schaut, ist das wie im Urlaub."

Dautmergen. Entstanden ist die "Erlebbare Schlichem" im Rahmen des LEADER-Projekts 2014. "Der Bereich wird sehr gut angenommen", freut sich Lippus. Viele Wanderer, aber auch Bürger aus Dautmergen würden dort verweilen. Kinder könnten über die großen Trittsteine im und außerhalb des Wassers balancieren und gingen sogar mit Luftmatratzen baden.

Das Projekt hat rund 150 500 Euro gekostet, die Gemeinde hat einen Zuschuss von 55 Prozent der Nettokosten erhalten. "Die Investition hat sich für die Gemeinde lohnt." Das Vorhaben sei nur aufgrund des LEADER-Programms möglich gewesen. "Schade, dass der Landkreis aktuell nicht gefördert wird."

Lippus gerät ins Schwärmen, wenn er über das Ensemble am Schlichemufer spricht mit seiner Blumenpracht, dem Wasser, dem Stauwehr mit der Stellfalle, der überdachten Holzbrücke und dem ehemaligen Spritzenhäusle, in dem die historische Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1888 ausgestellt ist. Das i-Tüpfelchen bilde dabei der Blick auf den Fachwerkturm der Ortskirche St. Verena.

Ein Lob hat der Bürgermeister diesbezüglich für die Dautmerger parat, die sich ehrenamtlich um den Blumenschmuck in diesem Bereich kümmern. Zuvor hatte dies der Wanderverein getan.

Lippus ist seit 2011 Bürgermeister in Dautmergen. Seit damals, bilanziert er, habe sich in enger Kooperation mit dem Gemeinderat Vieles getan in der Gemeinde. Rund zwei Millionen Euro seien investiert worden, zudem habe man die Schulden "stark abgebaut". Als herausragende Projekte nennt er die Ausweisung des neuen Baugebiets und des Schuppengebiets, die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED, den Bau des Jugendhauses, die Anlegung des Rundwanderwegs mit Infotafel und die Renaturierung der Schlichem.

Dieses Projekt mit Kosten von 750 000 Euro sei mit 85 Prozent bezuschusst worden und stehe vor der Abnahme. Auf einer Länge von einem Kilometer sei die Schlichem renaturiert worden. Die Uferbereiche und das Flussbett seien aufgeweitet worden, was insgesamt der Ökologie zugute komme. Zudem sei der Altarm der Schlichem renaturiert worden, was dem Hochwasserschutz ebenso diene wie die Engstellen, die teilweise erhalten worden seien: "Bei Hochwasser tritt der Bach dann außerhalb der Gemeinde über die Ufer."

Dass Dautmergen in den vergangenen Jahren von rund 400 auf nun 435 Bürger angewachsen sei, sei der familienfreundlichen Politik der Gemeinde geschuldet. So seien zwölf Bauplätze verkauft worden. Dies führt Lippus auch auf die Familienförderung zurück. Eine Familie mit zwei Kindern könne beim Kauf eines gemeindeeigenen Bauplatzes oder einer leer stehenden Immobilie bis zu 4500 Euro an Zuschüssen erhalten. "Das wird gerne in Anspruch genommen." Derzeit gebe es noch zwei gemeindeeigene Plätze im Gebiet Ob Gärten, das nun erweitert werden soll. Insgesamt könnten dort neun weitere Plätze im Besitz der Gemeinde entstehen. Der Gemeinderat müsse entscheiden, ob man die Erschließung in zwei Abschnitten durchziehe und ob die Plätze künftig nur noch an Einheimische verkauft werden sollen: Dautmergen sei wie Ratshausen, Zimmern unter der Burg, Hausen am Tann und andere Kommunen im Kreis in der Regionalplanung als Gemeinde mit Eigenentwicklung eingestuft, was "stark einschränkt". Lippus sieht dies als "Diffamierung", das den Gemeinden einen "Negativ-Touch" verleihe. Gemeinsam gehe man gegen diese Einstufung vor.

Wichtig sei für die Gemeinde daher, den Fokus auf die Innententwicklung zu legen. So soll das "Rössle" abgerissen werden. An dessen Stelle sei ein Mehrfamilienhaus mit bis zu sechs Wohneinheiten geplant. Die Gemeinde mache das Grundstück baureif, dann gelte es, einen Investor zu suchen, was nicht einfach sei. Das Projekt sei jedoch sehr vielversprechend, denn Miet- oder Eigentumswohnungen gebe es in Dautmergen kaum. Mit den Wohnungen wolle die Gemeinde versuchen, junge Leute, die von zu Hause ausziehen wollen, im Ort zu halten.

Weitere große Aufgaben, die nun anstünden, seien die Breitbanderschließung, der Hochwasserschutz, die Baulandausweisung und die Kanalsanierung.

Ob Lippus bei der Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr wieder antreten wird, ist noch offen. Zunächst will er darüber mit dem Gemeinderat reden. Er lobt das konstruktive Miteinander: "Wir sind ein gutes Team, die Chemie stimmt." Er selbst hält sich zugute, seine Wahlversprechungen eingelöst und sich mit ganzer Kraft für die Gemeinde eingesetzt zu haben. "Die Dorfgemeinschaft ist gestärkt worden. Und auch die Jungen wissen, dass der Gemeinderat und der Bürgermeister für sie da sind."

In unserer Serie "Mein schönster Platz" stellen wir in lockerer Folge die "Lieblingsplätze" der Bürgermeister in ihren Gemeinden im Oberen Schlichemtal vor. Sie erzählen, weshalb ihnen genau dieser Ort wichtig ist, was er Besonderes zu bieten hat. Nicht außer Acht gelassen werden dabei die aktuellen kommunalpolitischen Entwicklungen.