Grünes Licht für den Ausbau der Elina-Strecke. Foto: sb/Thiercy

Tel Aviv hat’s. Und sonst keine Stadt auf dem Globus – außer Balingen: Busse, die mit Induktionstechnik geladen werden. Jetzt wird das Liniennetz ausgebaut. So ist der Stand.

Bald rücken die Bagger an bei der Lauwasenschule. Für das weltweite Pilotprojekt Elina wird in Balingen eine weitere Teststrecke geschaffen. Die soll bis 2025 zeigen, wie sich die Technik im Linienverkehr bewährt.

„Der Bus hat als Gartenschau-Shuttle den Praxistest bestanden“, sagt Tamara Sauer. Sie Marketingmanagerin der Stadtwerke, die federführend hinter Elina stehen. „Elina“, das steht für „Einsatz dynamischer Ladeinfrastruktur im ÖPNV“. Und funktioniert, kurz gesagt, so: Ein Bus mit Elektroantrieb fährt über Magnetspulen, die in die Straße eingelassen sind und lädt dabei seinen Akku auf.

Das Balinger Projekt hatte sich sogar bis Japan rumgesprochen. Eine Delegation aus dem Land des Lächelns war in Balingen. Die Gegeneinladung nach Tokyo allerdings schlug Oberbürgermeister Dirk Abel aus.

So viele Spulen werden verbaut

Nun also wird die Ladestrecke erweitert – und damit auch der Radius, den der Bus ohne Zwischenstopp an der Steckdose abfahren kann. Wie weit das Fahrzeug mit der nächtlichen Aufladung im Depot und den Zwischenhappen aus den Magnetspulen kommt, soll bis 2025 ermittelt werden. Dann, sagt Sauer, werde sich auch zeigen, ob Elina auf noch anderen Linien eingesetzt wird als demnächst auf Linie 24 entlang der Bürgermeister-Jetter-Straße.

Dort und an der Straße Heimlicher Wasen wird der ohnehin beschädigte Asphalt auf einer Strecke von 600 Metern aufgerissen. 240 Induktionsspulen werden verbaut. Ein Gewinn auch für die Autofahrer, denn der Belag auf den vor allem von Elterntaxis genutzten Straße weist etliche Risse und Schlaglöcher auf.

Das kostet die Fahrt mit Elina

Los gehen soll es am Montag, 18. September. Voll gesperrt wird die Straße nicht, da nur eine Seite für die Spulen benötigt wird. Der Verkehr wird umgeleitet. Gebaut wird auch an der Haltestelle Zentrum Neige, denn die liegt auf der Strecke des Elinabusses.

Dass der Bus liegen bleibt, wenn ihm der Saft ausgeht, müsse kein Fahrgast befürchten, sagt Sauer. Es handele sich um einen erprobten Elektrobus aus Serienproduktion, die Technik zum induktiven Laden wurde nachgerüstet.

Hinter dem Steuer sitzen ausschließlich speziell geschulte Fahrer. Der Bus ersetzt einen Dieselkollegen, der dann nicht mehr durch die Stadt tuckert. Für die Passagiere hat Sauer eine gute Nachricht: „Die Fahrt mit Elina ist nicht teurer.“

Das Forschungsprojekt

Die Technik
Dynamic Wireless Power Transfer ( DWPT)hat den Vorteil, dass der Bus schadstoffarm und leise ist und weniger Ladepausen im Depot braucht.

Die Macher
Die Stadtwerke Balingen erforschen DWPT gemeinsam mit der EnBW, dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der Firma Electreon und dem FfE München, das die Erprobung wissenschaftlich begleitet. Die Stadtwerke stellen den Bus und kümmern sich um dessen Betrieb.

Das Ziel
Die Daten – zum Beispiel über den Einfluss der Verkehrsbedingungen – nutzt das KIT, um eine Software zu entwickeln, mit der sich die DWPT-Netze für den ÖPNV planen lassen. Das Ziel: Elina vom Forschungsprojekt zu einer Lösung für den nachhaltigen öffentlichen Nahverkehr zu machen.