Lesen ist die Schlüsselqualifikation für Schulerfolg in allen Fächern. Foto: dpa

Beim jüngsten Iglu-Test hat jeder deutsche Viertklässler den Lesetest nicht bestanden. Der CDU-Bildungspolitiker Stefan Kaufmann will in den Koalitionsgesprächen mit der SPD deshalb auch über Bundesmittel für die gezielte Sprachförderung von Flüchtlingskindern verhandeln.

Berlin - Dass die deutschen Grundschüler bei der jüngsten internationalen Vergleichsstudie im Lesen besorgniserregend schlecht abgeschnitten haben, wird auch bei den Sondierungsgesprächen über die Bildung einer neuen schwarz-roten Koalition in Berlin eine Rolle spielen. Der Bund soll in die Finanzierung von Sprachförderprogrammen einsteigen und darüber in den anstehenden Sondierungsgesprächen über eine große Koalition mit der SPD verhandeln.

Dafür macht sich der Stuttgarter CDU-Abgeordnete Stefan Kaufmann im Blick auf das schlechte Abschneiden der deutschen Viertklässler bei der jüngsten Lese-Studie Iglu stark. „Natürlich sind die Länder an erster Stelle gefordert, darauf zu reagieren“, betonte Kaufmann im Gespräch mit unserer Zeitung. „Aber da es immer auch um Geld geht, wollten wir in den anstehenden Koalitionsverhandlungen prüfen, ob der Bund gezielt Programme für die Sprachförderung von Flüchtlingskindern finanzieren kann.“ Wie berichtet kann in Deutschland jeder fünfte Viertklässler am Ende der Grundschulzeit nur unzureichend lesen.

Dass die deutschen Grundschüler bei der jüngsten internationalen Vergleichsstudie im Lesen besorgniserregend schlecht abgeschnitten haben, wird auch bei den Sondierungsgesprächen über die Bildung einer neuen schwarz-roten Koalition in Berlin eine Rolle spielen. Die Leseschwächen der deutschen Viertklässler hängen wohl auch mit der Schwerpunktsetzung in den deutschen Grundschulen zusammen.

Deutsche Schüler haben viel weniger Leseunterricht als ihre Altersgenossen im Ausland

Laut den Erhebungen der Iglu-Studie verwenden die Schulen im Ausland fast doppelt so viel Unterricht auf die Vermittlung der Schlüsselqualifikation Lesen, als es in der Bundesrepublik der Fall ist. Die deutschen Schüler haben im vierten Schuljahr 87 Stunden Leseunterricht, im internationalen Durchschnitt sind es laut Iglu-Studie 156 Stunden. Auch da sieht der CDU-Politiker Stefan Kaufmann Änderungsbedarf. „Nachdem die Viertklässler beim Iglu-Vergleich im Lesen so schlecht abgeschnitten haben, muss man darüber nachdenken, den Nachmittag stärker als bisher für gezielten Förderunterricht zu nutzen“, betonte er.

Das Ganztagsangebot an den Grundschulen ist in Deutschland bisher häufig vor allem auf Betreuung ausgerichtet, nicht aber auf ganztägigen Unterricht im „rhythmisierten Angebot“, wie das im Fach-Jargon heißt. Laut den Iglu-Erhebungen gibt es nur für sechs Prozent aller Ganztagsgrundschüler in Deutschland ein solches pädagogisch durchstrukturiertes Angebot.

„Mit einer längeren Unterrichtszeit können Kinder, die sich beim Lesen schwerer tun, ihre Defizite schneller ausgleichen und aufholen“, meint Kaufmann. Ihm bereitet auch die große Heterogenität der Schüler in Deutschland Sorgen. „Es gibt Klassen mit Kindern aus zwanzig Nationen, wo gerade noch zwei Muttersprachler drin sitzen“, betont er. Darauf müsse die Politik mit einer Sprachförderoffensive reagieren.