Im Hintergrund stehen Maria Parano (von links), Mathis Heidger und Silvia Seydel vor dem „Band der Vielfalt“. Foto: Terkowsky

Im „Hasen“ findet einmal wöchentlich ein Nähprojekt statt. Es richtet sich an geflüchtete Frauen.

Man hört Gespräche und Gelächter, dazu das Tackern der Nähmaschinen. Eine Frau probiert ein Kleid an, das sie gerade umgenäht hat, und präsentiert es stolz der Gruppe. Es herrscht geschäftiges Treiben beim Nähprojekt der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau. Dieses findet montags von 9.30 bis 11.30 im interkulturellen Zentrum „Hasen“ in Rottweil statt.

Das in Kooperation mit dem Freundeskreis Asyl realisierte Projekt ist im Mai gestartet. Es richtet sich an geflüchtete Frauen und fokussiert sich aufs Upcycling. Vorbilder sind die seit längerem bestehenden Projekte Secontique in Albstadt und Buntgut in Tuttlingen.

Aus Tischtüchern werden Putzlappen

Bei dem Projekt sollen aus gebrauchten Textilien neue Produkte hergestellt werden. Das können dann Einkaufstaschen aus Kleidung, Putzlappen aus Tischtüchern oder ein neuer Rock aus Omas alter Bettwäsche sein. Diese sollen dann zu einem späteren Zeitpunkt lokal vertrieben werden. Aber auch, wer für sich selber etwas nähen oder ausbessern möchte, ist beim Nähtreff richtig.

Damit das auch unerfahrenen Handarbeiterinnen gelingt, steht die gelernte Schneiderin Maria Parano mit Rat und tatkräftiger Hilfe zur Seite. Sie hat bereits in der Vergangenheit Nähkurse beim Freundeskreis Asyl gegeben, dieses sei aber der erste unter der Schirmherrschaft der Caritas, erzählt sie.

„Band der Vielfalt“ genäht

Das Besondere an Kursen wie diesem sei, dass „hier alle von allen lernen“, sagt Parano. Eine Teilnehmerin, die noch nie in ihrem Leben eine Nähmaschine benutzt hat, hat in kürzester Zeit das Nähen gelernt.“ Gemeinsam mit allen Teilnehmern habe man das „Band der Vielfalt“ genäht – viele kleine Tücher, die aneinander aufgereiht für die Vielfalt stehen sollen. Schließlich gehe es nicht rein um das fachliche Lernen, sondern auch darum, Spaß zu haben, sich auszutauschen und den eigenen Wert besser zu verstehen.

So sei es laut Mathis Heidger, einem der beiden Migrationsberater des Freundeskreis Asyl, wichtig, derartige niederschwellige Angebote zu haben. Und da die Vormittage der beiden für gewöhnlich administrativen Tätigkeiten gewidmet sind, freue man sich, wenn die Räumlichkeiten im „Hasen“ in der Zeit für soziale Projekte genutzt werden – insbesondere da sich dieses Angebot an Frauen richtet, die oft ohnehin Traumatisches erlebt haben.

Geschützten Raum bieten

Bei derartigen Projekten gehe es weniger um Integration, sondern viel mehr darum, einen geschützten Raum zu bieten. Dort könnten sich die Frauen treffen, austauschen und es könnten gezielt Themen angesprochen werden, die die Gruppe interessieren. „Wenn dann weitere Bedarfe sichtbar werden, kann man gesondert darauf eingehen“, erklärt Mathis Heidger.

Dem stimmt die Projektleiterin, die Sozialpädagogin Silvia Seydel, zu: „Für die Interaktion gibt es andere Gelegenheiten, wie beispielsweise das ‚Café Vielfalt‘.“ Das ursprünglich als reines Frauencafé geplante Projekt habe einen regen Zustrom an Ukrainerinnen gehabt. „Dann haben wir gemerkt, dass die meisten gerne ihre Kinder und Männer mitbringen würden“, erzählt sie. Und so wolle man das „Café Vielfalt“ im nächsten Schritt für alle öffnen und damit eine weitere Plattform für den Austausch zwischen Bevölkerung und Geflüchteten bieten.

Spenden werden benötigt

Damit auch das Nähprojekt ein Erfolg wird, sei man allerdings auf weitere Spenden und die Hilfe ehrenamtlicher angewiesen. „Häufig ist es so, dass Menschen gerne helfen möchten, aber sich nicht trauen, weil sie keine Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten oder Menschen mit Traumata haben“, erzählt Heidger. Dabei sei das selten die Anforderung. In den meisten Fällen seien es die Hilfe beim Anpacken, spezielle Ausrüstung oder das Fachwissen in einem bestimmten Beruf, das fehle.

Beim Nähprojekt sind es Stoffe und Nähmaschinen, ergänzt Parano: „Wir haben zwar einige Nähmaschinen und danken den Spendern, aber die haben mittlerweile alle eine Macke. Wir brauchen dringend neue.“