Informierten die Kunden der Sparkasse Pforzheim Calw über die Auswirkungen der Zinswende (von links): Stefan Saile, Dirk Wentzel und Sieghardt Bucher. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Finanzforum der Sparkasse Teil eins / Handelskrieg zwischen China und den Vereinigten Staaten eskaliert

"Hurra, die Zinsen steigen!" Mit diesem etwas provokativen Ausruf eröffnete SWR-Wirtschaftsredakteur Uwe Bettendorf die Diskussionsrunde beim Finanzforum der Sparkasse Pforzheim Calw.

Kreis Calw. Was viele Anleger freuen mag, die auch während der Nullzinsfalle eisern an ihrem Sparbüchle festgehalten und damit Geld vernichtet haben, hat in der Finanzwelt eher zur Verunsicherung geführt. Anlass genug für die Sparkasse Pforzheim Calw, ihren Kunden die möglichen Auswirkungen auf ihre Vermögensanlage aufzuzeigen, wie Sieghardt Bucher, im Vorstand zuständig für das Privatkundengeschäft, anlässlich der Begrüßung ausführte. "Zinswende in Sicht – was heißt das für Ihre Vermögensanlage" lautet das Thema. Weiter sagte der Sparkassendirektor: "Nachdem die Zinswende in den USA zwischenzeitlich eingeleitet wurde, haben nun auch in Europa die Zinsen zu steigen begonnen. Spekulationen über eine schneller als erwartet kommende Abkehr von der bisherigen lockeren Geldpolitik haben zur Unsicherheit unter den Marktteilnehmern geführt. So bleibt fraglich, ob es sich bei dem jüngsten Zinsanstieg tatsächlich um eine nachhaltige Trendwende handelt und wie sich diese auf Anlagealternativen auswirken wird."

Der klassische Sparer verliert weiter Geld

Auch Experten sind sich nicht einig, wie es mit den Zinsen weitergehen wird, zumal man weiß, dass wirtschaftliche Prognosen oft auf schwankendem Boden stehen. Bucher und Stefan Saile, bei der Sparkasse verantwortlich für das Vermögensanlagengeschäft, zeigen sich eher skeptisch. Die Verschuldung der Länder im Süden der EU sei noch immer hoch und lasse der Europäischen Zentralbank (EZB) wenig Spielraum. Das heißt nichts anderes, als dass deutsche Sparer in Form niedriger Zinsen weiter dafür zahlen werden.

Dagegen meint Dirk Wentzel, Professor für Volkswirtschaftslehre und Europäische Wirtschaftsbeziehungen an der Hochschule Pforzheim: "Fakt ist: Die Zinswende beginnt und die EZB wird auf Dauer keine Zinslücke zu den USA entstehen lassen können." Dort nämlich sind die Zinsen schon längst gestiegen. Denn Wentzel sieht auch in Europa wirtschaftlich die Voraussetzung für eine Wende erfüllt. Die "politische Bremse" in Südeuropa werde sich nicht dauerhaft halten lassen.

Selbst wenn der Zinsanstieg kommt: Zum Jubeln gibt es wenig Anlass. Denn die Preissteigerungsrate (derzeit 1,7 Prozent) wird weiterhin höher liegen als der Nominalzins. Das heißt: Der Realzins bleibt negativ, der klassische Sparer verliert weiter Geld.

Mit Sorge blickt Wentzel auf den eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China, der nicht ohne Auswirkungen auf Europa und Deutschland bleiben wird.

Der Wirtschaftsexperte rechnet mit Kursrückgängen für export- und handelsorientierte Unternehmen. Andererseits sei gerade in Deutschland die wirtschaftliche Lage stabil, zur Schwarzmalerei bestehe kein Anlass.

Dieses gesamte Umfeld hat unweigerlich Auswirkungen auf die Geldanlage. Auch damit hat sich das Finanzforum beschäftigt. Darüber werden wir im zweiten Teil in unserer Ausgabe, Samstag, 28. April, berichten.