Filomena Calmbach vor der ehemaligen Lackieranlage, die nur noch den Wert von Schrott hat. Foto: Hölle

Am Dienstag, 31. März, ist mit Calwer Reum-Werk endgültig Schluss. Nachnutzung deutet sich wenigstens an.

Calw - Gestern hatte Filomena Calmbach ihren letzten Arbeitstag. Kommenden Dienstag gibt sie nur noch den Schlüssel ab. Die zwei Tage Resturlaub, die sie dazwischen nimmt, ersparen ihr wenigstens, dass sie die völlige Demontage des Calwer Reum-Werks hautnah miterleben muss.

Am 31. März wird es endgültig geschlossen, weil die Unternehmensführung das so will. Der ebenfalls betroffene Werkleiter Olaf Kregoloh hat sich vor zwei Wochen verabschiedet. Er hat eine neue Stelle im Waldachtal gefunden. Wie auch andere der von der Schließung des Calwer Werks der Reum Kunststoff- und Metalltechnik GmbH Betroffenen anderswo untergekommen sind. Insgesamt rund 150 waren es. Und noch viele sind auf der Suche nach Arbeit. Etwa 30 sind bei einer Auffanggesellschaft untergekommen, was ihnen ein Jahr 80 Prozent ihres letzten Lohnes sichert.

Die Betriebsratsvorsitzende Filomena Calmbach fängt im nächsten Monat bei der AOK Nordschwarzwald in Pforzheim an. Darüber ist sie natürlich sehr froh: "Wenn ich nicht nahtlos eine Beschäftigung gefunden hätte, dann hätte ich mir sicher noch mehr den Kopf über dieses Ende zu zerbrochen." Dass ihr, die seit dem Jahr 2000 im Betriebsrat sitzt, dessen Vorsitzende sie seit 2005 ist, das sehr nahe geht, ist ihr deutlich anzumerken.

In der Nacht vor dem letzten Arbeitstag, so erzählt sie, sei sie gefühlt 100 Mal aufgewacht. Kein Wunder: Mehr als 30 Jahre lang war sie bei der gleichen Firma. Als sie dort, damals noch unter dem Namen Emil Rentschler Altburg (ERA) firmierend, anfing, habe sie nicht gedacht, dass sie es so lange aushalten würde. Aber mit der Zeit seien ihr die Beschäftigten bei Reum wie zu einer Familie geworden. Die für das Unternehmen alles gegeben hätten, was man vom Management nicht sagen könne.

In ihrer ganzen Zeit als Betriebsratsvorsitzende hat Filomena Calmbach das, wie sie nicht müde wird zu betonen, spüren müssen. Und manchmal sei sie deswegen auch zwischen zwei Fronten gestanden. Ihr sei es aber immer um das Wohl des Gesamten gegangen. Und zuletzt sei es gelungen, den Faktor, mit dem die Jahre der Betriebszugehörigkeit multipliziert werden, um die Abfindung für die Beschäftigen zu berechnen, im Laufe der Verhandlungen von 0,4 auf 0,9 zu erhöhen.

In den Wochen nach der Betriebsversammlung am Faschingsdienstag haben sich weitere Mitarbeiter verabschiedet. Seit etwa zehn Tagen stehen bei Reum in Calw die Zeichen voll auf Abbruch. Zum Opfer gefallen ist diesem auch die Lackieranlage. "Das Herzstück unserer Produktion", wie die Noch-Betriebsratsvorsitzende sagt. "Eine solche Maschine hat es nicht einmal in Hardheim gegeben" – dem Hauptsitz des Autozulieferers im (Neckar-Odenwald-Kreis, der seit 2011 zum niederländischen Investor HTP gehört. Jetzt hat diese Anlage nur noch den Wert von Schrott.

Eine Nachnutzung für das gesamte Areal deutet sich an. Ein auswärtiges Logistikunternehmen hat ernsthaftes Interesse bekundet.