Fünf von 100 Kindern erhalten die Diagnose ADHS. Foto: AOK Foto: Schwarzwälder Bote

Hyperaktivitäts-Störung: Betroffene Kinder ecken oft an

Calw. Unaufmerksamkeit, Impulsivität und übermäßige Aktivität sind bei Kindern und Jugendlichen grundsätzlich nicht ungewöhnlich. Bei einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) nehmen sie allerdings ein Ausmaß an, das sich deutlich vom Verhalten Gleichaltriger unterscheidet. Auswertungen der AOK Nordschwarzwald verzeichnen einen Anstieg.

Die Anzahl der betroffenen Versicherten in der Region Calw hat sich von 354 im Jahr 2013 auf 443 erhöht. Das entspricht einem durchschnittlichen Anstieg von vier Prozent pro Jahr. Auch der prozentuale Anteil der Betroffenen an allen Versicherten, die sich im gleichen Zeitraum wegen dieser Diagnose in ambulanter oder stationärer Behandlung befanden, hat sich um 0,1 Prozent erhöht.

ADHS bezeichnet eine Verhaltensstörung von Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen mit starken Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, starker Impulsivität und ausgeprägter körperlicher Unruhe (Hyperaktivität). Dabei seien Männer häufiger betroffen als Frauen. Bei der letzten Auswertung waren es in der Region Calw 300 Männer und 143 Frauen. Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen würden vor allem bei Kindern und Jugendlichen bis zum 19. Lebensjahr auftreten. In Deutschland erhalten etwa fünf von 100 Kindern die Diagnose ADHS.

Eine ausgeprägte ADHS könne das Leben und den Alltag des Kindes, aber auch seiner Eltern und Geschwister enorm beeinträchtige. Da sich Kinder mit ADHS anders verhalten, als von ihnen erwartet wird, eckten sie oft an. Sie benötigten viel Aufmerksamkeit. Durch die Konzentrationsschwäche falle ihnen das Lernen oft schwer. Manche dieser Kinder hätten auch ein auffälliges Sozialverhalten, Ängste oder Depressionen.

Die Ursachen der ADHS sind laut Pressemitteilung der AOK nicht abschließend geklärt, vermutlich sei die Störung aber nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen. "Manche Fachleute äußern Kritik daran, dass ADHS oft nur auf körperliche oder genetische Ursachen zurückgeführt wird. Sie sehen gesellschaftliche Veränderungen als ebenso wichtig an", sagt AOK-Ärztin Sabine Knapstein. So sollen ADHS-Symptome auch Folge der Reizüberflutung mit gleichzeitigem Bewegungsmangel, der starken Leistungsorientierung in modernen Gesellschaften sowie von veränderten Familienverhältnissen sein. Ob diese Theorien stimmen, ist bislang aber kaum durch verlässliche Studien untersucht.

"Ein ausführliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung sind wichtig, um andere mögliche Ursachen für das auffällige Verhalten des Kindes auszuschließen", rät Knapstein. So könnten auch Schlafstörungen, Sehfehler, Schwerhörigkeit oder eine Schilddrüsenüberfunktion für Konzentrationsschwierigkeiten, Schulprobleme oder Hyperaktivität verantwortlich sein."

Die AOK Baden-Württemberg bietet im Rahmen von Haus- und Facharztprogramm eine besondere Versorgung für Kinder mit ADHS und deren Familien. Dazu zählen insbesondere eine umfassende und schnelle Hilfestellung, mehr Zeit für die Behandlung, Einbeziehung der Eltern und der Familie in die Beratung sowie einen strukturierten Übergang in die Erwachsenenmedizin.