2,5 Millionen Euro kostet der Bau des stationären Hospizes in Nagold, das der gesamten Region zugute kommen soll. Foto: Photographee.eu – stock.adobe.com

Nagolder Förderverein engagiert sich seit sechs Jahren, ein Hospiz für die gesamte Region einzurichten. Mit Kommentar

Calw/Nagold - Im Frühjahr 2018 beginnt der Bau des stationären Hospizes in Nagold. Die Verantwortlichen des Fördervereins legen Wert darauf, dass es aber ein Hospiz für die gesamte Region sein soll. Auch Christa Hrubesch von der Calwer Hospizgruppe wirbt für die Einrichtung in Nagold.

"Hospize sind kleine stationäre Einrichtungen, die Menschen in ihrer letzten Lebensphase betreuen und begleiten, wenn eine häusliche Versorgung nicht mehr möglich ist. So wird ein würdevolles, beschwerdearmes und selbstbestimmtes Leben bis zum Ende ermöglicht", sagt Bärbel Reichert-Fehrenbach, die Zweite Vorsitzende des Fördervereins Stationäres Hospiz Region Nagold. Und sie erklärt auch, warum als Standort für diese Einrichtung gerade Nagold ausgesucht wurde.

Wer sich eine Landkarte anschaut, auf der die Hospize eingezeichnet sind, der entdeckt einen großen weißen Fleck – mit Nagold ziemlich genau in der Mitte, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Die nächsten Einrichtungen von Calw aus gesehen befinden sich in Pforzheim und Leonberg. Im weiten Umland von Nagold mit rund 500.000 Einwohnern fehle bislang ein stationäres Hospiz zur Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen, so Reichert-Fehrenbach weiter.

Allein der Bau kostet 2,5 Millionen Euro

So schlossen sich 2011 einige Nagolder zu dem Förderverein zusammen, mit dem Ziel, die Finanzierung eines stationären Hospizes für die Region zu sichern. Rund sechs Jahre später wird ihr Ziel erreicht sein. Die Finanzierung der 2,5 Millionen Euro steht, im Frühjahr 2018 ist Baubeginn auf dem Gelände des katholischen Gemeindezentrums St. Michael in Nagold.

Betreiber und Bauträger ist die katholische St.-Elisabeth-Stiftung aus Bad Waldsee, die viele soziale Einrichtungen und bereits zwei weitere Hospize betreibt. Dennoch legen sowohl Bärbel Reichert-Fehrenbach als auch Christa Hrubesch Wert darauf, dass es ein offenes Haus ist "für alle Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion".

Hrubesch weiß wohl, dass es zwischen Calw und Nagold "gewisse Befindlichkeiten" gebe. Deshalb engagiert sie sich dafür, den Calwern das Hospiz näher zu bringen. Denn durch ihre Arbeit in der Hospizgruppe weiß sie nur allzu gut, dass es Situationen gibt, in denen schwerstkranke Menschen nicht mehr zu Hause gepflegt werden können. Beide sehen die stationäre Einrichtung als wertvolle Ergänzung zu weiteren Angeboten, von der ambulanten Gruppe bis zur Palliativstation, die es in der Region bereits gibt.

Doch wenn das Hospiz mit seinen acht Betten steht, ist die Arbeit für den Förderverein noch lange nicht getan. Denn durch gesetzliche Regelungen übernehmen die Krankenkassen nur 95 Prozent des Tagessatzes – allerdings nur für Lebende. Dadurch – und durch die besondere Abschiedskultur im Hospiz, mit der der Abschied vom Verstorbenen möglichst würdevoll sein soll – entsteht ein hohes Defizit beim laufenden Betrieb. Reichert-Fehrenbach rechnet mit einem Betrag in Höhe von 130 000 bis 150 000 Euro jährlich, die nicht durch die Kostenträger übernommen werden und die anderweitig aufgebracht werden müssen.

Viele Unterstützer hat der Verein bereits gefunden. So unterstützt die Stadt Nagold das Hospiz zunächst für fünf Jahre mit 20.000 Euro – auch die Landkreise Calw (100.000 Euro), Freudenstadt (60.000) und Böblingen (50.000) sind mit namhaften Beträgen dabei. Trotz diesen und vielen weiteren Unterstützern wie Kommunen, Kirchen, Firmen und Privatpersonen, wirbt der Förderverein mit vielen Aktionen weiter um Mitglieder.

Um dies zu unterstützen, veranstaltet die Calwer Hospizgruppe am Donnerstag, 5. Oktober, um 20 Uhr in der Aurelius-Kirche Hirsau eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten des geplanten Hospizes. Das Ensemble Cosmedin beschäftigt sich darin mit Grimms Märchen, die sich "mutig an alle Lebensthemen wagen. Sie scheuen auch nicht vor dem Tod." An diesem Abend können sich die Besucher auch über das Hospiz für die Region informieren.

Kommentar: Schulterschluss

Von Bernd Mutschler

2,5 Millionen Euro kostet der Bau des stationären Hospizes in Nagold, das der gesamten Region zugute kommen soll. Man muss vor den Verantwortlichen des Fördervereins den Hut ziehen, dass sie die Finanzierung komplett mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz stemmen und mit der St.-Elisabeth-Stiftung dazu noch einen Betreiber finden konnten, der über viel Erfahrung auf diesem Gebiet verfügt. Doch mit dem Bau allein ist es nicht getan. Das voraussichtliche Defizit beläuft sich auf 130.000 bis 150.000 Euro – jährlich wohlgemerkt. Deshalb ist es wichtig, dass es zu einem Schulterschluss kommt, wie es beispielsweise bereits die Landkreise Freudenstadt und Böblingen vorleben. Je mehr Kommunen und ihre Bürger aus der Region sich engagieren, desto schneller wird das Ziel erreicht: schwerstkranken Menschen ein Sterben in Würde zu ermöglichen.