Die Firma Holzma – heute Homag – siedelte sich auch dank kluger kommunalpolitischer Entscheidungen an. Foto: Holzma Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Zeitzeuge und ehemaliger Stammheimer Gemeinderat Erwin Ritter erinnert sich an Anfänge der Firma

Im vergangenen Jahr feierte die Firma Holzma in Holzbronn ihr 50-jähriges Bestehen. Dass das Unternehmen so aufblühte, verdankte es unter anderem kluger Kommunalpolitik. Daran erinnert sich der ehemalige Stammheimer Gemeinderat Erwin Ritter.

Calw-Holzbronn. Wie kam es dazu, dass sich die große Firma Holzma, die seit Anfang des Monats Homag heißt, ausgerechnet im kleinen Holzbronn ansiedelte? Eine Frage, die heute vor allem Zeitzeugen beantworten können. So zum Beispiel Erwin Ritter aus Stammheim, der vor einiger Zeit, als er seinem früheren Gemeinderatskollegen Peter Mössinger begegnete, die Erfolgsgeschichte des Unternehmens Revue passieren ließ. Anlass waren Berichte in unserer Zeitung. Gemeinsam blickten sie in jene Zeit zurück, bevor Holzma nach Holzbronn kam.

"Der Gründer, Erwin Jenkner, tüftelte damals in Gechingen in zwei angemieteten Busgaragen der Firma Eberle, an Maschinen für das holzverarbeitende Handwerk und der Industrie", erzählt Ritter. Und mit der Idee, Plattenaufteilmaschinen in liegender Verarbeitungsweise herzustellen, sei es für Jenkner eine unumgängliche Notwendigkeit gewesen, in eine große Fertigungshalle umzuziehen.

Zum beidseitigem Vorteil handelseinig geworden

Bei der Bauplatzsuche sei Jenkner seinerzeit "auch als cleverer Kaufmann und Geschäftsführer, mit dem ›einfachen Bauernbürgermeister‹ Christian Roller, Gültlingen/Holzbronn, umgehend zum beidseitigem Vorteil handelseinig" geworden, berichtet der ehemalige Gemeinderat. Ohne größere Beachtung der Bürger sei es hingenommen worden, dass "da oben", oberhalb von Holzbronn, eine Halle entstand, in der einer Maschinen baut.

"Als dann aber die Firma Jenkner expandierte und eine Halle nach der anderen baute, zog er die Aufmerksamkeit auf sich", erinnert sich Ritter. "Mit der Eingemeindung 1972 von Holzbronn in die damals noch selbstständige Gemeinde Stammheim kam für uns Gemeinderäte auch die heutige Firma Holzma in den Fokus."

Bei den Haushaltsberatungen hätten die Räte dann festgestellt, dass die Firma Holzma zu dieser Zeit keine Gewerbesteuer bezahlte. "Zu unserer Überraschung wurden wir über einen Vertrag informiert, dass beim Grundstückskauf eine Gewerbesteuerfreiheit über fünf Jahre mit Herrn Jenkner vereinbart wurde", erzählt der Stammheimer. "Christian Roller verstand sein Geschäft." Ein Mann, der heute wohl den Titel "Wirtschaftsmanager" tragen würde. Denn: "Auf der einen Seite diente dieses Entgegenkommen als Gewerbeförderung zur Existenzgründung und zweitens zur Etablierung langfristiger Steuereinnahmen, heute zu Gunsten der Stadt Calw", so Ritter. "Solch eine weltweit agierende Maschinenfabrik mit 420 Arbeitsplätzen am Ort zu haben, darum beneiden uns viele Kommunen."

Während der Gemeindereform in Baden-Württemberg, die am 1. September 1968 begann und am 1. Januar 1975 endete, hofften die Räte, "mit dem Zusammenschluss Holzbronn/Stammheim bei der Landesregierung für unsere Selbstständigkeit punkten zu können", berichtet der Stammheimer. "Die Alternative hieß damals: Holzbronn/Gültlingen/Wildberg." Doch sie ahnten bereits, dass die Entscheidung anders ausfallen würde – in Richtung der Hesse-Stadt.

"Letztendlich kamen wir, auch mit der Firma Holzma, als eine ›vermögende Braut‹ in die Große Kreisstadt Calw", resümiert der ehemalige Gemeinderat. "Wenn wir heute über den Tellerrand hinausschauen, finden wir, dass dies kein Rückschritt war, sondern in der Gesamtstadt, angesichts der wirtschaftlichen und geografischen Lage, uns gut als herausgehobenen Stadtteil integriert haben."

Bürgermeister Roller verdiene Anerkennung für seine weitsichtige Entscheidung. "Seine Kommunalpolitik sollte in den Annalen der Stadt Calw ihren Niederschlag und ebenso ihre Würdigung finden. Ehre, wem Ehre gebührt", erklärt Ritter.