Bildung: Viertklässler programmieren eigenes "Klavier" aus Besteck und Werkzeug / Thema elektrische Leitfähigkeit

Mucksmäuschenstill wurde es im Computerraum der Badstraßenschule, als die Schüler erwartungsvoll an Gabel, Löffel, Messer oder Schraubschlüssel tippten. Tatsächlich gaben diese Gegenstände Töne von sich, wie man es normalerweise nur von einem Klavier kennt.

Calw. Weiße und schwarze Tasten waren jedoch nicht vorhanden. Neben dem Klang die einzige Gemeinsamkeit mit dem Klavier: Das Antippen, um Töne zu erzeugen. Um den Viertklässlern das Thema der elektrischen Leitfähigkeit an einem praktischen Beispiel zu vermitteln, bauten die Schüler aus einer Leiterplatte, Kabeln und Metallwerkzeugen ein Instrument.

In der einen Hand hielten sie eine so genannte Krokodilklemme, die sie mit dem Minuspol der Platte, dem Zentrum des "Klaviers" verbanden. Dann schlossen die Schüler die jeweiligen Stromkreise mit den "Tasten", die wiederum an den Pluspolen angeschlossen waren sowie ihrem eigenen Körper, der sozusagen als Verlängerung der Kabel diente. Natürlich floss der Strom nur in so kleinen Mengen, dass es für die Gesundheit der Kinder völlig unbedenklich war.

Die Viertklässler zeigten sich erfinderisch: Manche nahmen Besteck als elektrischen Leiter, andere Schlüsselringe oder Werkzeug. Wichtig war nur, dass die "Tasten" dieses speziellen Klaviers aus Metall sind.

Die Töne, die die Schüler der Konstruktion entlockten, waren die Belohnung für die Arbeit der Klasse 4b . Zu zweit konnten sie ganze Melodien spielen und strahlten ob des gelungenen Experiments. Im Vorfeld hatten die Schüler am Computer im eigens dafür aufgerufenen Programm die jeweiligen Töne komponiert.

Es war ein weiteres Projekt, das ihnen der Mini-Computer Calliope (wir berichteten) ermöglichte. "Anschließend ordneten sie die Töne den zur Verfügung stehenden Pins auf der Platine zu", erläuterte Klassenlehrerin Christine Kandziora-Riechert. Gemeinsam mit der Elternbeirätin Barbara Maucher hatte sie das Projekt realisiert.

Calliope vielfältig eingesetzt

Seit dem Einzug von Calliope in die Klasse vor rund einem Jahr setzten sich die Grundschüler mit den Grundbegriffen des Programmierens auseinander und lernen den Computer zu verstehen und auch zu hinterfragen, berichtete Kandziora-Riechert. "Da wir Calliope fächerübergreifend einsetzen, entdeckten die Kinder beim angebotenen Kopfrechnen-Trainer einen Fehler", lobte die Pädagogin die Aufmerksamkeit der Schüler. Bei einem Bohnenprojekt wurde der Mini-Computer dafür eingesetzt, die Feuchtigkeit der Erde zu erfühlen. "Zudem haben sie selbst ein Musikstück programmiert", zählte die Lehrerin weiter auf.

Und kaum hatten die "Pianisten" ihr Werk erfolgreich vollendet, stand schon das nächste auf dem Programm. So nahmen sie sich der Programmierung von Fahrradrücklichtern an, die eine dunkler werdende Umgebung erkennen und selbstständig zu Leuchten beginnen.