Die SRH Hochschule tauscht sich regelmäßig mit der Marmara Universität in Istanbul am Bosporus über diverse Lehrinhalte aus. Foto: Schöning Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Zahlreiche Unterschiede im Lehrbetrieb zwischen der Türkei und Deutschland / Positive Erfahrungen gemacht

Bereits zum elften Mal besuchte Stephan Schöning, akademischer Leiter der SRH Hochschule Heidelberg Campus Calw, die Marmara Universität Istanbul und unterrichtete dort Studenten im Fachgebiet Finanzen.

Calw/Istanbul. Im Gespräch mit dem Schhwarzwälder Boten erzählt er von seinen Erfahrungen. Seit 2007 reist Schöning regelmäßig nach Istanbul an die Marmara Universität, um dort zu lehren. Obwohl vieles mittlerweile vertraut ist, ist es für den Dozenten immer noch ein besonderes Erlebnis, in Istanbul zu sein.

Allein die Anfahrt auf die asiatische Seite der Stadt mutet abenteuerlich an: Zunächst eine Viertelstunde Anmarsch vom Hotel quer durch Sultanahmet vorbei an Blauer Moschee und Hagia Sophia. Dann die Fahrt mit der überfüllten Straßenbahn zum Fähranleger Eminönü. Mit dem Fährdampfer über den Bosporus auf die asiatische Seite nach Kadıköy. Von dort mit dem Bus zum Universitätscampus nach Göztepe.

Fragen in der Vorlesung sind eine Seltenheit

Einiges hat sich seit dem vergangenen Besuch verändert: Die deutschsprachige und die englischsprachige Abteilung für Betriebswirtschaftslehre (BWL) sind in ein neu erbautes Hörsaal- und Bürogebäude gezogen. Auf dem Campus locken mehrere Cafés zum Entspannen, während nebenan im Konzertzelt in der Mittagspause traditionelle Musik erklingt. Auch in der Sporthalle, in der Basketball-Teams der Fakultäten aufeinandertreffen, geht es laut zu. Der Göztepe Campus sei zu einem lebendigen Ort des gemeinsamen Studierens und Lebens geworden, erzählt Schöning. Die ganze Vielfalt der türkischen Studenten als Spiegelbild der türkischen Gesellschaft sei vertreten.

Im Lehrbetrieb der Universität ist einiges anders als in Deutschland: So sind es die Studenten nicht gewohnt, Fragen in den Veranstaltungen zu stellen. Das hängt laut Schöning zum einen mit der Sprachbarriere zusammen. Denn nicht alle Studenten sprechen gut Deutsch und wollen daher nicht das Gesicht verlieren. Zum anderen spielt auch eine Rolle, dass weiterhin der klassische Vorlesungsstil dominiert und die angehenden Akademiker großen Respekt vor den Dozenten haben.

Eine Frage in den Raum zu stellen und auf eine Äußerung zu warten, führe oft zu einer lähmenden Stille, sagt der akademische Leiter der SRH. Aber nach einer Weile gelang es Schöning zumeist doch, die Studenten einzubeziehen und sie dazu zu bringen, Fragen zunächst untereinander zu diskutieren und schließlich Antworten vorzustellen.

Interessant zu beobachten sei auch die Rollenverteilung innerhalb der Lehrveranstaltungen: Waren es zu Beginn hauptsächlich die männlichen Studenten, die sich aktiv beteiligten, drehte sich das Verhältnis im weiteren Verlauf. Immer mehr junge Frauen kamen zu Wort, die mit ihren Beiträgen die Veranstaltung bereicherten, meint Schöning. "Die positiven Erfahrungen sind für uns Ansporn, die Kooperation der Hochschulen weiter zu intensivieren. Sowohl im studentischen als auch im Mitarbeiteraustausch", bekräftigt er.