Lukas Arndt (von links), Jannik Jambas, Moritz Güntner und Marius Kappler von der Fünf-Täler-Schule präsentieren ihr Projekt. Foto: Werthenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: 60 Schüler bekommen Zertifikat des Projekts "Berufswahlkompass Metall"

Kreis Calw. Nussknacker, LED-Würfel, Flaschenöffner und ein Modellflugzeug haben 60 Schüler aus dem Landkreis Calw im vergangenen Jahr hergestellt – und nun für ihre Leistungen in Seminaren und an sogenannten Praxis-Nachmittagen Zertifikate erhalten.

Die Projektleiterin des Bildungsträgers BBQ, Heidrun Herrscher, wandte sich bei der Abschlussveranstaltung direkt an die Schüler und lobte deren "besonderes Engagement": "Es war immer wieder faszinierend, mit welcher Motivation ihr nach sechs Schulstunden in die Seminare und Praxis-Nachmittage gekommen seid." Auch den Eltern dankte sie ausdrücklich, da sie das Projekt mit Fahrgemeinschaften "belebt" hätten. Ebenso zeigte sie sich froh über die Flexibilität der Unternehmen, die stets Verständnis für Verschiebungen und Änderungen im Jahresplan gezeigt hätten. "Jede teilnehmende Firma macht das mit Herzblut", sagte Herrscher auch mit Blick auf die jeweils individuell gestalteten Veranstaltungen. Jeder Praxis-Nachmittag sei anders gewesen; eine wichtige Erkenntnis für die Schüler sei daher auch, dass jede Firma ihr "eigenes Profil" habe.

"Mir hätte das Herz geblutet, 50 Prozent der Schüler abzusagen"

Vor dem Hintergrund, dass eine Anmeldung zu dem Projekt freiwillig ist, der Besuch aller Seminare und Praxis-Nachmittage aber verpflichtend für den Erhalt eines Zertifikats ist, nannte Herrscher die Resonanz "unglaublich": Anfangs habe man das Projekt mit einem Kontingent von 45 Schülern gestartet, schnell seien aber knapp 90 Anmeldungen bei der BBQ eingegangen. "Mir hätte das Herz geblutet, 50 Prozent der Schüler abzusagen", erklärte sie. So sei das Kontingent auf 60 Schüler erweitert worden.

In zwölf Gruppen hatten sie in den vergangenen zwölf Monaten jeweils ein Projekt verfolgt, das sie nun vorstellten. Einige Schüler probierten sich in der Lackierwerkstatt des Autohauses Weeber aus, andere stellten Schlüsselanhänger bei der Firma Berthold Technologies her, und beim Unternehmen Bystronic glass wurde ein LED-Acrylglas-Stifthalter produziert, auf dem die Namen der Schüler stehen. Auch Präzisonswerkzeugbau, Löten, Fahrzeugtechnik und technisches Zeichnen waren Themen, mit denen sich die Jugendlichen beschäftigt hatten.

Annette Hanfstein, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, freute sich besonders darüber, dass sich unter den 60 Schülern auch 14 Mädchen auf einen Beruf in der Metallbranche "eingelassen" hätten. Abschließend nannte Hanfstein den Berufswahlkompass ein "Erfolgsmodell" und gab bekannt, dass Südwestmetall und die Agentur für Arbeit das Projekt für weitere zwei Jahre finanzieren wollen. Indes verkündete Herrscher, dass die Zahl der Anmeldungen auch im Projektjahr 2018 das Kontingent von 60 Schülern überschreite. Die meisten Firmen würden sich auch wieder beteiligen, einige Gespräche würden noch geführt.

Für Bedauern sorgte, dass neben dem Grußwort des Vertreters von Südwestmetall die Präsentation einer ganzen Gruppe ausfiel – auch zahlreiche Schüler anderer Gruppen fehlten bei der Veranstaltung wegen Krankheit.

Das Projekt Berufswahlkompass Metall des gemeinnützigen Bildungsträgers BBQ wird zum Großteil von der Bundesagentur für Arbeit und dem Arbeitgeberverband Südwestmetall finanziert. Es soll Schüler auf die Wahl eines Berufs vorbereiten und die Attraktivität von gewerblich-technischen Berufen steigern.

Zehn metallverarbeitende Unternehmen im Landkreis Calw nehmen daran teil und geben Realschülern der achten und neunten Klassen Einblicke in ihre Produktionen. Beteiligte Schulen sind die Heinrich-Immanuel-Perrot-Realschule in Calw, das Bildungszentrum Wildberg, die Freie evangelische Schule Nordschwarzwald, die Fünf-Täler-Schule in Calmbach und die Reuchlin-Realschule in Bad Liebenzell.