Im Verband Region Stuttgart favorisiert man eine S-Bahn-Verlängerung nach Calw gegenüber der Hesse-Bahn. Foto: Deutsche Bahn

Kosten-Nutzen-Berechnung attestiert Verlängerung Wirtschaftlichkeit. Ball liegt bei Landesverkehrsminister.

Kreis Calw/Stuttgart - Während man im Kreis Calw die Hermann-Hesse-Bahn weiter vorantreibt und erste Bauwerke entstehen, fokussiert sich der Verband Region Stuttgart auf eine Verlängerung der S-Bahn-Strecke bis Calw. Jetzt präsentierte man in Stuttgart eine standardisierte Bewertung der S-Bahnverlängerung, die dem Plan Wirtschaftlichkeit attestiert.

Ist es rentabel, die S-Bahn nach Calw zu verlängern? Diese Frage diskutierte der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart. Grundlage waren erste Ergebnisse der sogenannten standardisierten Bewertung, einem Verfahren zur gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Untersuchung von ÖPNV-Projekten in Deutschland. Diese ergab einen Faktor von +1,66. Somit übersteigt der Nutzen der S-Bahnverlängerung die Kosten um das 1,6-Fache und gilt als volkswirtschaftlich rentabel.

Dies gelte auch unter Berücksichtigung von Zusatzkosten von bis zu 28 Millionen Euro, die sich durch die Elektrifizierung der Strecke und den Ausbau von Bahnsteigen ergeben, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung des Verbands Region Stuttgart. Die volkswirtschaftliche Rentabilität ist Voraussetzung für die finanzielle Förderung des Ausbaus.

Um das Ergebnis abzusichern, führte man zusätzlich eine Sensitivitätsanalyse durch, die ermittelt, wie sich der Faktor bei Änderungen von Eingangsparametern verändert. So wurde in einem Szenario der zusätzliche Einsatz von Fahrzeugen einkalkuliert. In einem zweiten Fall wurden potenzielle Kostensteigerungen mitberücksichtigt. In beiden Fällen reduzierte sich der Nutzen-Kosten-Faktor auf 1,20 beziehungsweise 1,21. Der Ausbau der S-Bahn bis nach Calw bliebe aber auch unter diesen Bedingungen noch immer wirtschaftlich, so der Verband Region Stuttgart.

Maier: Ball liegt jetzt bei Hermann

Mittlerweile steht auch der Einsatz von sogenannten Verstärker-S-Bahnen im Raum. Mit diesen entstünden schnellere Verbindungen nach Leonberg, Feuerbach und Zuffenhausen. In einem nächsten Schritt müssten Fahrplanvarianten entwickelt werden, die beim Verband Region Stuttgart und dem Landkreis Calw auf Zustimmung stoßen.

Im Ausschuss riefen die vorgestellten Ergebnisse positive Reaktionen hervor: Rainer Ganske (CDU) begrüßte die attestierte Rentabilität der S-Bahnverlängerung nach Calw. Durch das Ergebnis der standardisierten Bewertung liege eine Verlängerung nahe und zwar ohne Doppelung auf der Strecke Weil der Stadt-Renningen. Als Grundlage für die nun bestehenden Optionen müsse beim Ausbau das Ziel sein, für alle Fahrgäste eine direkte Verbindung nach Stuttgart zu haben. Eva Mannhardt (Grüne) sah in den Ergebnissen der standardisieren Bewertung eindeutige Belege, dass die S-Bahn nach Calw die beste Lösung sei. Sie biete mit einer Verstärker-S-Bahn zudem bessere Transportmöglichkeiten und eine höhere Attraktivität als eine Nebenbahn. Bernhard Maier (Freie Wähler) betonte, dass nun der Ball bei Landesverkehrsminister Winfried Hermann liege: "Der Minister muss endlich bekunden, dass die S-Bahnverlängerung und die damit verbundenen Belange des Verbandes Region Stuttgart Vorrang haben."