Bilder der Verwüstung: Beim Lehrerparkplatz an der Schillerstraße stapeln sich die Baumstämme, Geländer und Wege wurden beschädigt. Das Betreten des Stadtgartens ist verboten. Foto: Klormann

Tornado vermutlich Schuld an schweren Verwüstungen in Calw. Aufräumarbeiten laufen.

Calw - Rund zwei Wochen ist es her, dass ein schweres Unwetter unter anderem den Calwer Stadtgarten sowie den umliegenden Wald verwüstet hat. Seither laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Und noch immer ist nicht absehbar, wann das Areal wieder betreten werden darf.

Unaufhörlich brummen die Motoren, das Kreischen von Kettensägen hallt durch die Luft. Ein Schild mit der Aufschrift "Lebensgefahr, betreten verboten!" warnt Fußgänger am Fußweg, der am Georgenäum in Calw vorbei durch den Stadtgarten in Richtung Wimberg führt. Und das zu Recht, wissen Calws Revierförster Andreas Werner und Jürgen Vogel, beim Tiefbauamt unter anderem zuständig für die Parkanlagen. "Es ist kein Abenteuerspielplatz", warnt Werner.

Seit dem schweren Unwetter vor zwei Wochen, bei dem vermutlich auch ein Tornado durch den Stadtwald fegte, sind Mitarbeiter der Stadt sowie externe Firmen als Dienstleister im Einsatz, um die Folgen des Sturms zu beseitigen. Und noch immer stehen angerissene Bäume, halb abgebrochene Kronen hängen im Geäst. Stammteile, Zweige oder ganze Bäume könnten jederzeit herunter fallen. Und das ist nicht alles. Erst am Dienstag, erzählt Werner, habe sich ein rund 40 Zentimeter breiter und 60 Zentimeter langer Stein plötzlich gelöst und sei den Hang herabgerollt, vermutlich freigelegt vom Starkregen oder den umgestürzten Bäumen.

Noch lasse sich nicht abschätzen, welche finanziellen Schäden das Unwetter allein an dieser Stelle angerichtet hat. Wege, Straßenlaternen, Geländer wurden beschädigt, rund 150 Bäume legte der Sturm einfach um – davon etwa die Hälfte samt Wurzeln; die andere Hälfte wiesen Rotationsbrüche auf, die auf einen Tornado hindeuten. Selbst Eichen seien einfach abgebrochen worden, "die stabilsten Bäume, die wir haben", so der Förster.

Zehn Arbeiter

Die Schäden sind darüber hinaus an zum Teil kaum zugänglichen Stellen entstanden. "In der Topografie ist das schwer zu richten", erklärt der Förster. Vielerorts musste zunächst der Bagger anrücken, um die schmalen Wanderwege zu verbreitern. Etwa zehn Arbeiter sind pro Tag damit beschäftigt, den Sturmschaden aufzuräumen, zwei Forstspezialmaschinen sowie der Forstbetriebstraktor kommen zum Einsatz. Dennoch wird es noch bis etwa Mitte oder Ende kommender Woche dauern, bis die Holzarbeiten weitgehend erledigt sind. Dann müssen allerdings noch die Straßenlaternen und Wege repariert, sowie das Bachbett des Schießbachs ausgeräumt werden.

Wann die Wege wieder komplett freigegeben werden können, ist daher noch unklar. Denn, so Jürgen Vogel, diese müssen zunächst verkehrssicher sein. Umstürzende Bäume haben jedoch breite Dellen in des Asphalt geschlagen und diesen zum Teil sogar aus der Erde gerissen.

Und auch einige gesunde Bäume werden wohl noch fallen müssen – weil diesen nun der Windschutz fehlt. Das Problem daran: Bekommen einzelne Bäume zu viel Wind ab, benötigen sie mehr Wasser. Das wiederum können allerdings die Wurzeln nicht leisten; über kurz oder lang vertrocknen die Bäume und könnten umstürzen.

Als wäre dies alles nicht genug, machen auch Fußgänger den Arbeitern zu schaffen. Denn die Gefahren stürzender Äste sind längst nicht gebannt. Passanten, die sich über das Verbot, den Stadtgarten zu betreten, hinwegsetzen, verzögerten daher das Aufräumen, berichtet Werner. Denn die Arbeiter müssen die Fußgänger wegschicken – und zudem darauf achten, niemanden in Gefahr zu bringen.

Vogel appelliert daher unter anderem an die Schulen der näheren Umgebung, ihren Schülern einzuschärfen, dass der Weg durch den Stadtgarten derzeit tabu sei. Im Idealfall solle jemand abgestellt werden, der während der Stoßzeiten – vor Unterrichtsbeginn sowie nach Unterrichtsende – an den Eingängen Position bezieht.

Darüber hinaus bittet Vogel auch alle anderen Bürger darum, nicht nur während, sondern auch nach Stürmen aufmerksam zu sein. Wer beschädigte Bäume oder lose dicke Äste, die in den Kronen hängen, entdeckt, solle sich beim Tiefbauamt der Stadt oder der Forstabteilung melden.

Ein wenig Glück im Unglück war übrigens auch bei diesem Sturm dabei. Denn erst im Herbst 2016 hatten Waldarbeiter entlang der Altburger Straße wegen des Eschentriebsterbens zahlreiche Bäume entfernt. Auch diese wären vermutlich dem mutmaßlichen Tornado zum Opfer gefallen und hätten deutlich größere Schäden an Häusern anrichten können, als es ohnehin passiert sei.

Dasselbe Schicksal hätte wohl auch eine riesige Buche ereilt, die erst im vergangenen Jahr im Stadtgarten für mehrere Tausend Euro gefällt werden musste. Der Baum war von einem Pilz befallen gewesen.

Da der Stadtgarten sowie der dahinterliegende Wald derzeit gesperrt sind, werden auch der Fußweg auf den Wimberg sowie die Strecke des Wasser-, Wald- und Wiesenpfades umgeleitet. Fußgänger gelangen über die 100 Stäffele und die Schillerstraße entlang zum Hafnerweg und von dort über die Altburger Straße Richtung Berufsschulzentrum. Um den Übergang über die Altburger Straße zu erleichtern, gilt dort derzeit Tempo 30. In der Mitte der Straße ist zudem mittels Verkehrsschildern eine Art provisorische "Verkehrsinsel" eingerichtet worden.