OB Ralf Eggert und Susanne Völker, Leiterin der städtischen Museen (links), sprachen bei der Gedenkfeier zum 50. Todestag von Hermann Hesse. Foto: Verstl

Nobelpreisträger löst Begeisterung, Empörung, Stolz und Neugier aus. Gedenkfeier zum 50. Todestag.

Calw - Hermann Hesse ist aktueller denn je. Die Suche nach einem höheren Lebenszweck bewegt die Menschen noch heute, so Oberbürgermeister Ralf Eggert bei der schlicht gehaltenen Gedenkstunde zum 50. Todestag des Nobelpreisträgers, die von Flötistin Agnes Haffner musikalisch umrahmt wurde.

Darauf weisen die vielen Berichte in den Medien hin, fuhr der OB fort. Obwohl er in Calw nicht lange gelebt hat, war seine Geburtsstadt eine Konstante in seinem Leben. Seine Kinder-und Jugendjahre waren ihm stets präsent, nicht nur in den Erzählungen aus Gerbersau, wie er seine Heimatstadt literarisch nannte. "Und wo man ein Knabe war, da ist man zuhaus", zitiert Eggert aus dem Manuskript von "Knabenzeit", das in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden ist.

Susanne Völker nahm diesen Faden auf. "Hesses tatsächliche Verwurzelung in Calw war von kurzer Dauer, die Liebe zur literarischen Heimat ›Gerbersau‹ aber hält ein Leben lang", sagte die Leiterin der städtischen Museen.

Es ist bekannt, dass das Verhältnis zwischen Hesse und den Calwern lange Zeit schwierig war. Er war nun mal ein "Querkopf", wie Völker ihn bezeichnete.

Er habe, so Eggert, herausgefordert und provoziert. Und hat damit doch vielen Menschen Orientierung gegeben. Hesse, sagte Völker, bewege die Gemüter nach wie vor. Er löse Begeisterung, Neugier und Stolz, aber auch Empörung aus.

Die Resonanz zu den von Völker konzipierten 50 Veranstaltungen zum 50. Todesjahr des Schriftstellers sei bewegend, freute sich die Museumsleiterin.

Allein im Hermann-Hesse-Museum seien in den vergangenen Monaten drei mal so viele Besucher gewesen. Das Interesse im Stadtbild sei allgegenwärtig.

Viele hätten sich um Hesse und die Hermann-Hesse-Stadt verdient gemacht. Völker nannte Hesses Großnichte Marie-Luise Bodamer, die Familie Schaber, die im Geburtshaus die Stipendiaten beherbergt, Künstler wie Jayantha Gomes, Gerd Woreschke und Yvelle von Alzheim. Sie verwies auf die neuen Hesse-Biografien von Heimo Schwilk und Gunnar Decker, auf den Vortrag von Hesse-Herausgeber Volker Michels, auf den Komponisten Ralf Kleinehanding sowie auf die Rockmusiker Peter Maffay und Udo Lindenberg.

Nicht zuletzt sei der von Herbert Schnierle-Lutz konzipierte Gerbersauer Lesesommer zu einer festen Größe in der Erinnerung an den Schriftsteller geworden.