Die Ausstellung über die Calwer Zeughandlungs-Compagnie ist noch bis 13. Oktober im Foyer des Rathauses zu sehen. Foto: Verstl Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Ausstellung beschäftigt sich mit Zeughandlungs-Compagnie / Großes Interesse

Die Zeughandlungs-Compagnie prägt die Geschichte Calws ganz wesentlich, war doch die Stadt in dieser Zeit zwischen 1650 und 1797 das wirtschaftliche Zentrum Württembergs. Damit beschäftigt sich eine Ausstellung, die noch bis 13. Oktober im Foyer des Rathauses zu sehen ist.

Calw. Das Interesse daran ist erstaunlich groß. Das zeigen die Reaktionen der Besucher. Das stellen in einer Zwischenbilanz Stadtarchivar Karl J. Mayer und Eckart Bauer, Vorsitzender des Beirats der Willy und Margot Seiferheldstiftung, fest. Auf Initiative der Stiftung war die Ausstellung zustande gekommen und mit der Eröffnung des sanierten Rathauses am 21. Juli eröffnet worden.

Schlecht erforscht

Die Stiftung will weitere Ausstellungen folgen lassen. "Die Darstellung der Geschichte der Compagnie ist nur der erste Teil. Es bietet sich an, in einer Folgeausstellung den Zeitraum 1800 bis 1895 darzustellen sowie in einem dritten Teil den Zeitraum 1895 bis 1998 mit der Decken- und Tuchfabrik AG", sagt Stiftungsbeirat Wolf Barth. Dazu möchte die Stiftung noch weitere Förderer ins Boot holen, zumal die Wirtschaftsgeschichte Calws nach 1800 noch relativ schlecht erforscht ist. "Die Stadt braucht", so Barth weiter, "nicht zuletzt zu Lehrzwecken eine stets präsente Darstellung ihrer Wirtschaftsgeschichte." Alle drei Zeitperioden könnten schließlich, so die Vorstellungen der Stiftung, in einer Dauerdarstellung münden.

Die Reaktionen auf die noch laufende Ausstellung zeigen, dass die Zeit der Zeughandlungs-Compagnie, so wichtig sie für die Stadtgeschichte ist, unbekannter ist als angenommen. Da hilft die kompakte Darstellung, die von dem renommierten Wissenschaftler Franz Burkhardt, einem auf der Ostalb beheimateten Textilhistoriker, in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, der Aalener Firma D.I.E. Firmenhistoriker und der com-a-tec GmbH, Villingen-Schwenningen, konzipiert worden ist.

Ein schneller Überblick lässt sich vor allem über eine Stele mit Touchscreen verschaffen. Denn viele Rathaus-Besucher entdecken die Ausstellung mehr oder weniger zufällig bei ihrem Behördengang und bringen nicht viel Zeit mit.

Zunftähnliche Struktur

Die Zeughandlungs-Compagnie, 1650 von wohlhabenden Färberfamilien gegründet, war Ausgangspunkt der wirtschaftlichen Blütezeit Calws. Sie kaufte die Produktion von Tuch- und Zeugmachern aus dem Nordschwarzwald und dem Gäu auf und verkaufte die Stoffe in viele Länder. Bis zu 7000 Menschen waren für die Compagnie tätig. Während die Gesellschafter traumhafte Renditen erwirtschafteten, blieben die Weber und Tuchmacher arm.

Nachdem sich die Compagnie Ende des 18. Jahrhunderts vor allem wegen ihrer überkommenen, zunftähnlichen Struktur überlebt hatte, verließen nach deren Auflösung etliche Angehörige die Stadt in Richtung Stuttgart. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wandelten sich die Handelshäuser Zahn & Cie., Doertenbach & Cie. sowie Stahl & Federer zu Banken.

Die Willy und Margot Seiferheldstiftung wurde 2010 im Auftrag von Margot Seiferheld gegründet und ist mit einem Kapital von 250 000 Euro ausgestattet. Willy Seiferheld hat bis zu seinem Tod die Schweitzer Nachfolger GmbH in Hirsau geführt. Die Stiftung wird von einem dreiköpfigen Beirat unter Vorsitz von Eckart Bauer geführt, der gemäß der Satzung vom Lions Club Hirsau gewählt wurde. Gefördert werden Bildung und Erziehung, Kunst sowie Jugendsport