Die Rauschgiftkriminalität im Schwarzwald-Baar-Kreis hat deutlich zugenommen. (Symbolfoto) Foto: Štepán Kápl/Fotolia.com

Ärztemangel: Versorgung Abhängiger mit Ersatzstoffen immer stärker gefährdet.

Calw/Rottweil - Wenn Apotheken und Ärzte rar werden, ist das nicht nur für ältere Menschen problematisch. Auch Drogenabhängige geraten in die Bredouille – und werden wieder in die Illegalität getrieben.

Einmal süchtig, immer süchtig? Für viele Menschen, die von Heroin abhängig sind, ist das traurige Realität. Jahrzehntelang half die Substitutionstherapie – die Verschreibung von Ersatzstoffen wie Methadon – Betroffenen aber dabei, ein halbwegs normales Leben zu führen.

Diese Existenzen geraten nun in Gefahr – denn für jene Therapieform sind spezielle Ärzte oder Apotheker nötig, deren Zahl schrumpft. Im Kreis Rottweil gibt es zum Beispiel nur noch eine Apotheke und einen Substitutionsarzt, die Opiatabhängige mit Ersatzstoffen therapieren – unter anderem, weil diese Behandlung gering bezahlt wird, das Risiko aber hoch ist. Die Auflagen zur sicheren Aufbewahrung von Drogen sind streng; viele Süchtige stammen zudem aus der kriminellen Szene, mit der nur wenige in Berührung kommen wollen.

Auch im Raum Calw schlägt Peter Heinrich, ein Experte der Fachstelle Sucht vor Ort, Alarm: Dort gibt es nur noch einen einzigen Substitutionsarzt im Landkreis, der zudem im Sommer 2018 die Substitution aufgeben wird.

Unter Betroffenen kursiert die ernüchternde Bilanz, dass es leichter sei, an Heroin als an Ersatzmittel zu kommen. Viele Abhängige, die sich ein neues Leben aufgebaut haben, fürchten einen Rückfall. Die Folge wäre das Erstarken der Drogenszenen landauf, landab. "Dann werden wieder Menschen sterben", warnt ein Betroffener, der anonym bleiben möchte. Einer seiner Leidensgenossen fordert daher: "Substitution gehört von staatlicher Seite garantiert."