SPD-Kreischefin Saskia Esken zeigte sich zufrieden mit dem Wahlergebnis. Foto: SPD Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubelstimmung bei der AFD / SPD und CDU zufrieden / Galgenhumor bei der FDP

Von Sebastian Bernklau Kreis Calw. Echte Jubelstimmung nach der Europawahl gab es gestern Abend nur bei der AFD. Klaus Dürr, Mitglied im Kreisvorstand der Partei, feierte in Stuttgart den Wahlerfolg. "Das ist der Ausdruck des Vertrauens in die AFD", sagte Dürr gestern auf Anfrage unserer Zeitung. "Und der Ausdruck der Enttäuschung über die etablierten Parteien", analysierte Dürr den Erfolg. Dürr verwahrte sich dabei gegen Stimmen, die die AFD in die rechte Ecke stellten. "Wir sind eine Bewegung aus der bürgerlichen Mitte", so ein merklich zufriedener AFD-Politiker.

Auch bei den beiden großen Parteien CDU und SPD war die Freude zu spüren – wenn auch nicht so intensiv wie bei der AFD. "Wir haben im Kreis Calw zum dritten Mal besser als die Gesamtpartei abgeschnitten", freute sich der CDU-Kreisvorsitzende Thomas Blenke angesichts eines leichten Plus von zwei Prozent. Mit gemischten Gefühlen blickte Blenke auf die Wahlbeteiligung. Mit knapp über 50 Prozent sei sie "leider traditionell gering". Europa sei für die Leute nicht konkret genug greifbar. Die CDU mit ihrer Landesliste und regional verwurzelten Kandidaten sorge am ehesten dafür, dass die Leute sich mit Europawahl identifizierten, so Blenke, der dem Kandidaten Daniel Caspary "große Anerkennung" aussprach.

Die SPD-Kreisvorsitzende Saskia Esken sah gestern Abend die Aufstellung des Spitzenkandidaten Martin Schulz als einen Schlüssel für den Erfolg der Sozialdemokraten auch im Kreis Calw. Die 19,8 Prozent im Kreis Calw kommentierte sie kurz und knapp mit "super" und "toll". Das Ergebnis im Kreis und im Bund zeige ganz offensichtlich, dass die SPD in der Großen Koalition "einen guten Job" mache. Schwierigkeiten sieht Esken in der Zusammenlegung der Europawahl mit den Kommunalwahlen. Das bereite gerade den vielen ehrenamtlichen Helfern Probleme.

Deutliche Verluste fuhren im Kreis Calw die Grünen ein. Deshalb zeigte sich der Kreisvorsitzende Philipp Jourdan auch reichlich zerknirscht ob der 9,1 Prozent im Kreis. "Ich hätte mir mehr gewünscht", sagte Jourdan gegenüber unserer Zeitung. "Aber mehr war nicht möglich." Das Problem liege darin, dass die gute Arbeit, die vor Ort und in Brüssel von den Grünen geleistet werde, nicht richtig gewürdigt werde. Bei aller Enttäuschung wolle man vor Ort weiter gute Arbeit leisten und nach vorne schauen. "Es geht voran", gab sich Jourdan optimistisch, der allerdings die Wahlbeteiligung von knapp über 50 Prozent als "jämmerlich" bezeichnete.

Galgenhumor legte gestern der FDP-Kreisvorsitzende Rüdiger Klahm an den Tag. "Die Hoffnung stirbt zuletzt." So kommentierte der Liberale die knapp fünf Prozent für seine Partei. Überraschend sei das Ergebnis allerdings nicht gekommen. "Das haben wir so vermutet", sagte Klahm und offenbarte, dass die Parteiarbeit gerade wenig Spaß mache. "Es ist eine harte Zeit." Trotz allem habe die Partei in der Region mit dem Einzug von Michael Theurer ins Europaparlament "das Mindestziel erreicht". Jetzt gelte es, in der FDP alle Kraft auf die nächste Landtagswahl zu richten. Diese Wahl sei für die Partei von existenzieller Bedeutung, analysierte Klahm auf Anfrage unserer Zeitung.