Machen sich für eine wohnortnahe Versorgung der Patienten stark (von links): Michael Eichhorst, Michael Riedel und Gunther Essinger. Foto: Fritsch

Mit neuem Chefarzt im Zentrum für Psychiatrie steht Klinikum Nordschwarzwald vor Umstrukturierung.

Calw - Das Klinikum Nordschwarzwald, Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Calw hat mit Michael Riedel seit 1. Dezember einen neuen Chefarzt. Damit geht eine Umstrukturierung einher.

Weg von der regionalen Sektorisierung, hin zur medizinischen Spezialisierung heißt das Schlagwort. Bislang, so erläutert der Medizinische Direktor und Chefarzt Gunther Essinger, wurden die Patienten nach regionalen Gesichtspunkten stationär aufgenommen. Das orientierte sich am Zuständigkeitsgebiet des Klinikums, der sich über die Landkreise Calw und Böblingen, den Enzkreis und die Stadt Pforzheim sowie über den südlichen Teil des Landkreises Karlsruhe erstreckt. Nun sollen die Medizin und Diagnose im Vordergrund stehen. Dies entspreche dem heutigen Anspruch der Patienten.

Verbesserung durch Spezialisierung

Das bedeutet, so Geschäftsführer Michael Eichhorst, eine verstärkte Weiterbildung der Mitarbeiter, die mit einer Spezialisierung verbunden sein wird. Insgesamt soll sich damit die Qualität der Versorgung verbessern.

Zudem geht es darum, eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen. Dazu dienen Niederlassungen wie in Böblingen oder die Gemeindepsychiatrischen Zentren, von denen es mittlerweile ein Dutzend im Zuständigkeitsbereich des ZfP Calw gibt. Denn in die Klinik sollen die Patienten nur, wenn es nicht anders geht, so Essinger.

Im Laufe seiner Karriere hat sich Riedel, der einen berufsbegleitenden Studiengang für Krankenhausmanagement absolviert hat, immer wieder mit Prozessanalysen und der Veränderung von Strukturen in Kliniken befasst. Er will dadurch zum einen "die gemeindenahe Psychiatrie voranbringen und mit Know-how untermauern". Zum anderen geht es ihm darum, den Patienten Ängste vor einer psychiatrischen Behandlung zu nehmen. Noch seien solche Kliniken stigmatisiert. Essinger: "Leidtragender ist der Patient, der zu uns kommt und Ängste hat."

"Der Patient muss sich angenommen und gut aufgehoben fühlen", sagt Riedel. Der Medizin-Professor geht sogar so weit, die Begriffe Psychotherapie und Wellness zu verbinden. Da ist Riedel in seiner Zeit als Leiter des Vinzenz von Paul Hospitals in Rottweil schon recht weit gekommen. Er hat den Ruf der Klinik deutlich verbessert. Dazu gehöre auch, die Räume und sanitäre Anlagen wohnlich und ansprechend zu gestalten. Eichhorst, Essinger und Riedel denken beispielsweise daran, das parkähnliche Gelände des Klinikums in diesem Sinn stärker zu nutzen.

Zur Person: Michael Riedel

Studium der Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Nach dem Staatsexamen 1995 Arzt im Praktikum an der Psychiatrischen Klinik der LMU. Von 1996 bis 1999 psychotherapeutische Weiterbildung mit dem Schwerpunkt kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Psychotherapie als Zweitverfahren. 1997 Vollapprobation zum Arzt und Promotion. Bis 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Psychiatrischen Klinik der LMU, 1998 bis 2001 Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Psychopharmakologie, 2002 Oberarzt, ab 2005 Leitender Oberarzt. 2007 Habilitation. 2012 vorzeitige Ernennung zum außerplanmäßigen Professor an der LMU aufgrund außergewöhnlicher Leistungen. 2013 bis 2016 Ärztlicher Leiter des Vinzenz von Paul Hospitals Rottweil, seit 2016 Chefarzt am Klinikum Nordschwarzwald, Zentrum für Psychiatrie (ZfP), Calw.