Pfarrer Sebastian Steinbach (Zweiter von rechts) mit den Bandmitgliedern (von links) Jerry, Mohammad, Philipp, Leopold, Pauline und Elias. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Aus Migranten, Rappern und Organisten bildet sich in Hirsau eine etwas andere Kirchenband

Calw-Hirsau. Der Proberaum im evangelischen Gemeindehaus in Hirsau wird von Synthesizer-Klängen erfüllt. Was Philipp am Keyboard spielt, hört sich wie eine Mischung aus Pink Floyd und Kirchenmusik an. Dann setzt Elias mit seinem Gesang und seinem Gitarrenspiel ein. Pfarrer Sebastian Steinbach begleitet die Band gesanglich mit der zweiten Stimme.

Es erklingt "Bless the Lord my Soul", ein von einem christlichen Text geprägtes Lied. Der Song kommt aus der ökumenischen Gemeinschaft im französischen Taizé. Außerdem sind dabei: Sängerin Pauline und Schlagzeuger Leopold. Es fehlt Friedrich, der zudem in der Marienkapelle als Organist der Kirchengemeinde Hirsau spielt.

Und dann ist da noch Jerry. Er ist Migrant, steht vor dem Abschluss zu seiner Ausbildung als Altenpfleger, stammt aus Nigeria, spielt Bass. Er hat seine Begabung von seinem verstorbenen Vater, einem Berufsmusiker, geerbt.

Vor kurzem ist Mohammad aus dem Iran zu den Hirsauer Kirchenmusikern gestoßen. Er hat gerade die Ausbildung zum Altenpfleger begonnen und ist begeisterter Rapper. Obwohl er schon gut deutsch spricht, schreibt er seine Raps noch in seiner Heimatsprache Persisch – und freut sich über rund 150 000 Follower auf Instagram in seinem Heimatland. Er will bei der Band, die keinen Namen hat, einsteigen, will Gitarre spielen lernen.

"Mit Kochen und Musik kann die Integration funktionieren", erzählt Pfarrer Steinbach von seinen Erfahrungen. Junge Menschen über die Musik in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, das hat auch ObenAuf, Verein zur Förderung der musischen Jugendbildung in der Region Nordschwarzwald, überzeugt, so Geschäftsführer Dieter Haag. Der Verein unterstützt die Kirchenband.

Das Geld können die jungen Musiker gut gebrauchen. Durch solche Spenden, so Steinbach, aber auch durch Unterstützung der Kirchengemeinde wurde die Ausstattung mit Instrumenten verbessert. Und auch an der Ausbildung der Bandmitglieder wurde fleißig gearbeitet – und das ist auch zu hören. Einen wesentlichen Beitrag leistete das Coaching über das Evangelische Jugendwerk (EJW). Derzeit bewege man sich auf einem hohen Niveau, sagt Steinbach selbstbewusst. "Ich werde mit meinem Gesang zunehmend überflüssig", fügt der Pfarrer augenzwinkernd hinzu.

Alles hatte mit einer Konfi-Band bei der Vorbereitung auf die Konfirmation begonnen. Als dann 2015 auf dem Wimberg die ersten Migranten eintrafen, entstanden erste Kontakte und die ersten Zuwanderer musizierten mit. "Bis zu zehn Geflüchtete sind inzwischen in Hirsau heimisch geworden", erzählt Steinbach.

"Wir machen moderne Kirchenmusik", erläutert der Seelsorger. Es sind einfache, meditative Lieder. Wie "So viele Wege", der zweite Song, der beim Probenabend erklingt. Es sind Lieder mit Texten, die auch Menschen erreichen sollen, die der Kirche nicht so nahe stehen. Steinbach: "Wir wollen Gottesdienste mit relevanter Musik verstärken." So wie einmal im Monat sonntags um 17 Uhr in der Marienkapelle, wo die Band zu hören ist.