Die Klasse 4b der Badstraßenschule hat geholfen, die Bärentatzen einzupacken. Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Mehr als 50 freiwillige Helfer packten beim Backen und Verkaufen mit an / Erlös von 9000 Euro

Die Erlöse aus der alljährlichen "Bärentatzen"-Aktion, in deren Rahmen die Gebäcke auf dem Calwer Weihnachtsmarkt verkauft werden, kommen dieses Mal dem "Goldmund"-Spendenfond zugute. Damit unterstützt die Caritas Kinder aus bedürftigen Familien.

Calw. "Die Weihnachtsmaus ist sonderbar, sogar für die Gelehrten", beginnen die Schüler der Klasse 4b der Badstraßenschule mit dem bekannten Gedicht von James Krüss. Es passt zum Anlass, obwohl es in den Reihen der Schüler zum Glück keine Weihnachtsmäuse gab, die genascht haben. Stattdessen haben die Kinder die vielen "Bärentatzen", die von ehrenamtlichen Helfern im Rahmen der alljährlichen "Bärentatzen"-Aktion gebacken wurden, mit großer Mühe eingepackt. Jetzt bekommen sie von Bratislav Bozovic von der Caritas die übrigen Tatzen geschenkt, die nicht auf dem Weihnachtsmarkt verkauft wurden. "Die Tatzen sind in großen Boxen angekommen und die Kinder hatten dann viel Spaß daran, sie in kleine Tüten zu verpacken", freut sich Schulleiterin Margot Boschert-Saho.

Förderung beschränkt sich nicht zwingend auf ein Jahr

Der Erlös aus dem Verkauf kommt der Caritas-Aktion "Goldmund" zugute, die Kinder aus einkommensschwachen Familien in den Bereichen Sport, Musik oder Kunst fördert. Ganze 400 Kilogramm Teig wurden für den Weihnachtsmarkt zu Bärentatzen gebacken, die für insgesamt 9000 Euro verkauft wurden. "Was übrig ist, verschenken wir jetzt", sagt Bozovic.

Im nächsten Jahr soll der Spendenfond "Goldmund" in eine Stiftung übergehen. Bozovic freut sich über die gute Zusammenarbeit mit den Institutionen im Landkreis, von Schulen über Sportvereine bis hin zu den Kirchengemeinden. "Netzwerkarbeit ist wichtig", erklärt der Koordinator von Caritas. Anders seien solche Aktionen nicht möglich. Die Bäckerei Raisch habe zum Beispiel den Teig und das nötige Know-How zum erfolgreichen kreieren von Bärentatzen geliefert.

"Den Fond haben wir vor drei Jahren gegründet", erklärt Bozovic auf dem Weg zum Gasthof Löwen in Hirsau. Die Anträge auf finanzielle Unterstützung komme in der Regel von den betroffenen Familien. "Es gibt ein Kuratorium, das sich aus sechs Personen aus Gesellschaft, Wirtschaft und Kirche zusammensetzt", erklärt Bozovic. "Es entscheidet, wer gefördert wird und wie sich die individuelle Förderung gestaltet", sagt er. Außerdem beschränke sich die Förderung nicht unbedingt auf ein Jahr. "Wenn ein Kind dank der Zuschüsse Sport machen oder ein Instrument lernen kann, wäre so eine Beschränkung nicht sinnvoll."

Einige Kinder seien schon im dritten Jahr dabei. Die Idee sei außerdem, dass das Geld dort bleibt, wo es herkommt. "Jedes fünfte Kind im Landkreis Calw lebt in Armut", weiß der Priester. "Die Leute können die Gewissheit haben, dass ihre Spende bei Bedürftigen in der eigenen Gegend ankommt."

In den vergangenen drei Jahren habe es schon einige Aktionen zum Sammeln von Spenden gegeben. Es sei immer wieder beeindruckend, wie viele ehrenamtliche Helfer sich jedes Mal freiwillig melden. 40 Helfer und zwölf "Prominente", die fleißig beim Backen oder Verkaufen geholfen haben, seien es insgesamt gewesen. Mit "Prominenten" meint Bozovic beispielsweise Oberbürgermeister Ralf Eggert, die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken (SPD), einige Gemeinderäte sowie Schulrektoren. Immerhin 20 der mehr als 50 Beteiligten kommen an diesem Tag im Gasthof Löwen zusammen.

"Es freut mich, heute mit den Menschen zusammen sein zu können, die uns die vergangenen drei Wochen unterstützt haben", sagt der Koordinator der Caritas. "Hier zeigt sich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist." Dann wird auf die erfolgreiche Aktion und viele weitere gute Jahre für "Goldmund" angestoßen, und zwar mit selbst gebranntem Pflaumenschnaps aus Bozovics Garten in Serbien. Ebenfalls aus Serbien sind die Bohnen in der Suppe, die Nevenka Stojkovic, Inhaberin des Gasthauses, den Ehrenamtlichen servierte. Passender hätten die Räumlichkeiten nicht sein können. "So hat dieses Zimmer früher ausgesehen", sagt Bozovic und zeigt auf ein schwarz-weißes Foto über der Tür im hinteren Gastraum. Es ist eine kleine Kapelle von innen. Sie hat nicht viel Ähnlichkeit mit dem hellen Restaurantraum mit dem langen, weihnachtlich geschmückten Tisch, an dem die Gruppe sitzt. Aber der Priester stellt klar: "Hier war vor 100 Jahren eine Kapelle drin." Außerdem erzählt er, dass die Caritas zur gleichen Zeit nach Württemberg gekommen sei und deren erster Standort sei in Hirsau gewesen. "Und zwar hier im Löwen, in der damaligen Kapelle."

In der Runde mit dabei waren auch Dieter Haag und Hans Peter Häusser von "Oben auf", dem Verein für musische Jugendbildung in der Region. Nächstes Jahr kommt die "Bärentatzen"-Aktion ihnen zugute. "Ebenso wie die Caritas, will auch unser Verein zur Chancengleichheit von Kindern beitragen", sagt Haag. Für die fleißigen Bäcker und Verkaufs-Helfer steht fest: "Dann sind wir wieder dabei."