Landrat-Stellvertreter Frank Wiehe (Mitte) eröffnete die Ausstellung im Landratsamt "Archäologie-Landwirtschaft-Forstwirtschaft. Wege zur integrativen Nutzung von Bodendenkmalen in der Kulturlandschaft". Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Landrat-Vize Frank Wiehe eröffnet interessante Ausstellung / Schätze direkt unter Ackerkrume zu finden

Von Bettina Bausch

Calw. Sie möchten die Kräfte bündeln und im Erdreich schlummernde Zeugen der Vergangenheit ans Tageslicht bringen: Im Calwer Landratsamt traf sich ein hochkarätiges Team aus Wissenschaftlern, um die Vielfalt des hiesigen archäologischen Kulturerbes vorzustellen. Zugleich wurde mit der Eröffnung einer interessanten Wanderausstellung versucht, möglichst viele Menschen für diese Thematik zu sensibilisieren.

"Diese Ausstellung hat es verdient, dass man für sie wirbt", unterstrich Landrat-Vize Frank Wiehe bei der Vorstellung der farbigen Bildtafeln mit erklärenden Texten. "Archäologie-Landwirtschaft-Forstwirtschaft. Wege zur integrativen Nutzung von Bodendenkmalen in der Kulturlandschaft" lautet der Titel. Die sehenswerte Ausstellung. gibt außerdem einen äußerst interessanten Einblick in 14 000 Jahre Kulturgeschichte des Landkreises Calw.

Am Eröffnungsabend wurden die zahlreichen Besucher im Landratsamt gleich akustisch in alte Zeiten versetzt. Stefan Johannes Morent vom musikwissenschaftlichen Institut der Universität Tübingen spielte unter anderem alte Musik auf einer Leier, die nach Funden aus alemannischer Zeit nachgebaut wurde. Wiehe hob hervor, dass gerade im Landkreis Calw, der zu zwei Dritteln aus Wald besteht, besonders viele archäologische Funde und Kostbarkeiten gut konserviert und bestens erhalten sind. Denn unter landwirtschaftlich genutzten Flächen seien zum Beispiel Grabhügel durch intensive Nutzung im Laufe der Zeit eingeebnet worden.

Der Erste Landesbeamte würdigte bei dieser Gelegenheit den Einsatz vieler ehrenamtlicher Helfer, die in unzähligen Stunden die Kleindenkmale im Landkreis erfasst und beschrieben haben.

Dirk Krausse vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart bezifferte die Zahl der in Baden-Württemberg bekannten Denkmale und Fundstellen auf 60 000. "Aber das Fünf- bis Zehnfache wartet darauf, noch entdeckt zu werden", vermutet der Fachmann. Ihm ist die Vernetzung und gute Zusammenarbeit von Naturschutzverbänden, Förstern, Bauern, dem Bauamt und weiterer Bürger besonders wichtig. Bei entsprechenden Meldungen könnten neue Funde schnell in fachkundige Hände kommen.

"Viele Gräber sind direkt unter der Ackerkrume, und schon wenn man pflügt, können Funde zutage kommen", unterstrich der Experte. Auch auf Bauarbeiten treffe dies zu. "Der Kreis Calw braucht sich nicht zu verstecken", hob Günther Wieland vom Regierungspräsidium Karlsruhe hervor.

Er nannte unter anderem den Merkurkopf von Ostelsheim, die römischen "villae rusticae" in Stammheim und Nagold sowie Funde von einer uralten Ansiedlung auf dem Calwer Rudersberg. Das "Archiv im Boden" sei im Schwarzwald schon 12 000 bis 9000 v. Chr. entstanden. Damals wanderten Menschen vor allem wegen Rohstoffen wie Erzen und Holz entlang der Flüsse in den Schwarzwald. Im Raum Neuenbürg/Höfen habe es sogar ein frühes Eisenproduktions- zentrum gegeben.

Die Ausstellung im Foyer des Landratsamtes (Haus A) kann bis zum 17. Oktober von Montag bis Donnerstag zwischen acht und 18 Uhr und freitags von acht bis 12 Uhr besichtigt werden.