Die Künstler auf der Bühne waren ebenso angetan von dem Abend wie das Publikum. Foto: Vogel

Soul-Tribute-Show elektrisiert von der ersten Minute an. Wenige Zuschauer bei Konzert.

Calw-Hirsau - Vielleicht war es noch ein Geheimtipp und hatte deshalb nicht den Publikumszuspruch, den diese Supershow des Old School Soul verdient gehabt hätte. Aber sei’s drum: Die Sweet Soul Music Revue (SSMR) hat jene die da waren, von der ersten Minute an elektrisiert mit ihrer "Reise nach Soulsville" in die 1960er- und 1970er-Jahre.

Beeindruckend zuallererst die originale Soulbesetzung aus neun hochkarätigen Musikern, mit vierstimmigem Bläsersatz, Rhythmusgruppe sowie Piano und Hammondorgel für den perfekten Old School-Sound. Dazu acht begnadete Stimmen, Sänger, die eine atemberaubend authentische Hommage an die unsterblichen Soulgrößen, dieser Zeit wie Ray Charles, Wilson Pickett, Temptations, Etta James oder Sam & Dave darboten.

Es war fast Mitternacht, als die letzte Zugabe und der letzte jubelnde Applaus im Kloster Hirsau verklungen war. "Ich bin überwältigt, wie viele Besucher mir nach dem Konzert zu diesem Act gratuliert haben", sagte Veranstalter Jürgen Ott. Und auch die TSVler an den Verpflegungsständen hinter dem Kreuzgang waren total aus dem Häuschen: "Das war so außerordentlich klasse, die beste Vorstellung des Klostersommers."

Man kann von einem Glücksfall sprechen, denn Ott hatte einen anderen Künstler für diesen Termin im Auge. Leider zog sich die Verpflichtung zunächst immer wieder in die Länge bis schließlich die endgültige Absage kam. Die Zeit drängte und es galt,schnell adäquaten Ersatz zu finden. Die SSWR war jedoch nicht nur Ersatz. Das Ensemble hat einen Mega-Eindruck in Hirsau hinterlassen und einen ebensolchen haben die Künstler vom Publikum und von der ganz besonderen Location mitgenommen, wie der Moderator und Sänger Ron Williams am Ende der Show wissen ließ. Auch der "Vater" des Projekts, der ehemalige SAP-Manager und seit seinem 16. Lebensjahr nach einem Wilson-Pickett-Konzert mit dem Soul-Virus infizierte Klaus Gassmann hatte lobende Worte für Publikum und Veranstalter parat.

Herz hüpft

Vor zehn Jahren gründete er die SSMR. Im Ensemble spielt er das Bass-Saxofon und wer ihn beobachtete, konnte sehen, wie sein Herz hüpfte, wenn seine Mitstreiter, seien es die Vokalisten oder die Instrumentalisten, ihrer unbändigen Sing- und Spielfreude freien Lauf ließen. Wie dieser überschäumende, 1,52 Meter große Vulkan Tess D. Smith von den Philippinen, bei den Tina Turner-Titeln "River deep, mountain high", "Nutbush" und "I can stand the rain" zum Beispiel. Man fragt sich staunend, wo dieses Persönchen Stimme und Energie hernimmt. Oder Darnita Rogers mit den Aretha Franklin-Hits "Think" und "Natural woman" – zum Niederknien. Nicht weniger begeisternd die Männer, solo, im Duett oder als Trio. Beispiel: Beispiel: Derrick Alexander und Edward Wade mit "Hold on, I’m coming" und "I ake what I want" von Sam und Dave. Oder der in Bulgarien geborene Daniel Stoyanov mit dem Otis Redding-Hit "Dock of the bay". Dazu als Überraschung: "Rolling in the deep", der von Soulbeats und Klavierakkorden getragene Nummer eins-Hit von Adele, dem die ansonsten als Background agierende Susie Chech ihren eigenen Stempel aufdrückte.

Finaler Höhepunkt

Rund machte das Erlebnis die Moderation von Ron Williams, gewandet in Knallrot. Nicht nur, dass das Publikum von ihm viel über die Geschichte und die Entstehung des Soul und zu den einzelnen Künstlern erfuhr. "Er ist mein Vorbild, mein Idol" – deshalb kann er die Hits des Soul-Übervaters Ray Charles so begeisternd präsentieren: "I’ve got a woman" und "What’d I say".

Klatschen, pfeifen, tanzen – die Partystimmung im Publikum steigert sich bis zum finalen Höhepunkt: "Papa was a rolling stone" mit allen Sängern – ein grandioses Bild auf der Klosterbühne und eine Empfehlung für ein Wiedersehen. Soul und Blues verlieren niemals ihre Faszination, schon gar nicht wenn es so exzellent präsentiert wird.