Gregor Meyle beim Klostersommer in Hirsau. Foto: Thomas Fritsch

Zahlreiche Fans kommen an schönem Sommerabend in Klosteranlage und singen mit Sänger um die Wette.

Calw-Hirsau - "Ich bin in Calw zu Hause", singt Gregor Meyle und will sich damit, wie er selber mit seinem hintergründigen, schwäbisch geprägten Humor sagt, beim Publikum einschleimen. Nun, das wäre auch als Scherz nicht nötig gewesen, denn der gebürtige Backnanger hat mit seiner neunköpfigen Band das ausverkaufte Hirsauer Kloster restlos begeistert. Er möchte gerne wiederkommen. Dagegen wird kaum jemand was haben.

Bezeichnung Singer und Songwriter trifft es nicht genau

Meyle weiß in vielerlei Hinsicht zu überraschen. Vor allem entzieht er sich den Schubladen, in die in Deutschland Künstler gerne abgelegt werden. Oft wird er als Singer und Songwriter bezeichnet. Die treten gewöhnlich nicht mit großer Band auf. Und sie neigen oft dazu, zwei Stunden lang das Elend der Welt zu besingen.

Nicht so Meyle. Man spürt: Der Mann liebt das Leben mit all seinen Facetten. Kostbar sei es, sagt er seinen Zuhörern, es gelte sorgsam damit umzugehen, sich Zeit zu nehmen, bevor sie vorüber ist. Dennoch ist für Meyle das Leben beileibe kein Kindergeburtstag. Er weiß in seinen Liedern auch von Lebenskrisen und Trennungen zu singen. Ein Hoffnungsschimmer ist dabei fast immer zu spüren. "Und wenn der Sturm kommt, dann halt’ dich an mir fest, ich weiß, dass du durchkommst, nur ganz leicht verletzt", heißt es in "Steh wieder auf".

Auch die Liebe hat für Meyle ihre Schattenseiten. Da kann es schon mal drastisch werden: "Pack dein’ Scheiß und geh". Aber auch hier sieht er in solchen einschneidenden Veränderungen im Leben nicht nur Risiko, sondern auch eine Chance.

Und er weiß wiederum die Schönheiten der Liebe zu besingen, weit davon entfernt, in falschen Sentimentalitäten oder gar in schnulziger Schlagerseligkeit zu versinken. Von einer Liebe, die ihn stark macht, die weit entfernt ist vom bitteren Ende singt er in "Dann bin ich zu Haus".

Gruppe passt musikalisch in kein Klischee

"Wir machen Musik, die uns gefällt", sagt Meyle. Und daran haben er und seine hervorragende Band jede Menge Spaß. Das spürt das Publikum und geht im Laufe des Konzerts mit Begeisterung mit.

Auch musikalisch passt die Gruppe in kein Klischee. Mal ist es schottische und irische Folklore, die durchklingt, dann wieder Country. Und immer wieder sind es lateinamerikanische Rhythmen, die die "Leichtigkeit des Seins" – so ein Album-Titel von Meyle – so eindrucksvoll demonstrieren.

Ungewöhnlich dann das Ende des zweistündigen Auftritts. Die Musiker begeben sich mitten ins Publikum und nehmen unplugged wörtlich. Nicht einmal ein Mikrofon kommt beim Schlusslied "Heute Nacht" zum Einsatz. So endet dieser Abend ganz leise.

"Behalt dein Lächeln im Gesicht" lautet eine Zeile in "Hier spricht mein Herz". Lächelnd werden viele Besucher das Klostergelände verlassen haben und sich auch lächelnd an das Konzert von Gregor Meyle erinnern.