Kommunales: Die Linke stellt sich erstmals als Wahlvorschlag auf / Jugendliche stehen im Fokus

Calw. Bei den Calwer Gemeinderatswahlen gibt es dieses Jahr noch einen Wahlvorschlag mehr, bei dem die Wähler ihre Kreuzchen setzen können. Erstmals kandidiert die Linke mit vier Kandidaten für das Gremium.

Das Hauptaugenmerk der Kandidaten Thomas Hanser, Erhard Hofmann, Igor Dias Miguel und Nikolaus Christopher Häusler liege auf den jugendlichen Bürgern der Stadt, erklärt Hanser im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. "Wir wollen Calw für Jugendliche interessanter und lebenswerter machen", sagt er. Zusätzlich zum Klostersommer würden sie sich zum Beispiel auch ein Angebot speziell für die Jüngeren wünsche. "Warum nicht mal ›Calw rappt‹ oder ein Elektrofestival?", fragt er sich.

Die Jugendbeteiligung der Stadt, die einmal im Jahr an den Schulen stattfindet, empfindet Hanser als nicht ausreichend. Dort seien nur die Schüler aktiv, die ohnehin "immer vorne mit dabei sind", erklärt der 28-Jährige. Andere, die ruhiger sind, würden einfach hinten runterfallen. Seiner Meinung nach müsste man die Jugendlichen eher auf der Straße oder im Jugendhaus ansprechen. Das Angebot in Zweiterem findet Hanser sehr gut. "Da hat sich viel getan in den vergangenen Jahren", lobt er. Am ehesten würde er die Einführung eines Jugendgemeinderats mit einem eigenen Budget begrüßen.

Kostenlose Fahrt

Ein Dorn im Auge sei Hanser hingegen, dass nach wie vor Vertreter der Bundeswehr in die Schulen kommen, um für die Bundeswehr zu werben. "Das finde ich nicht richtig", betont der 28-Jährige. "Es wäre besser, wenn Vereine, die Feuerwehr oder das Technische Hilfswerk für sich werben würden."

Ein Thema, was auch stets bei der Jugendbeteiligung angesprochen wird, ist der öffentliche Personennnahverkehr (ÖPNV). Auch ein Herzensthema der Linken. "Eine bessere Taktung, damit man nachts nicht immer mit dem Taxi fahren muss, wäre gut", meint Hanser. Zudem würde er die Einführung eines Sozialtickets befürworten, also die kostenlose Fahrt für Menschen mit geringem Einkommen.

Die Kandidatur der Linken bei der Kommunalwahl geht übrigens auf die Initiative des 28-Jährigen zurück, der neben seinem Enagement als Sprecher des Kreisverbands der Partei auch im Landesausschuss tätig ist. Hanser ist in Calw aufgewachsen und zur Schule gegangen, fühlt sich deshalb mit der Stadt verbunden. "Und sonst möchte es ja kaum jemand in meinem Alter machen", erklärt er seinen Einsatz.

Dabei würde ein Mitwirken im Gemeinderat von jüngeren Leuten seiner Meinung nach gut funktionieren – auch, um die Stadt weiter voranzubringen. "Calw hat sich nur schleppend weiterentwickelt bisher", moniert Hanser. Gerade wenn man es mit Nagold vergleiche, hinke die Hesse-Stadt hinterher. Was laut des 28-Jährigen auch daran liege, dass Geld an falscher Stelle investiert werde. So wären die elf Millionen Euro, die der Anbau des Landratsamts kosten wird, in Kitas oder im Ausbau des ÖPNVs besser angelegt, findet Hanser.

Überhaupt spricht sich der Kandidat dafür aus, Kita-Gebühren ganz oder zumindest für das letzte Kindergartenjahr abzuschaffen. Die Kosten dafür solle seiner Meinung nach das Land tragen. Um herauszufinden, woher das Geld kommen könnte, müsse man einen genauen Blick in den Haushalt werfen. "Dann kann man herausfinden, an welcher Stelle man etwas dafür abzwacken kann."