Claus Bannert, Vorsitzender von "DemiL", und Monika Volaric, Direktorin vom "Haus auf dem Wimberg", laden zum Vortrag über demenzsensible Versorgungsangebote ein. Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Bei Vortrag klärt Ingrid Hendlmeier über die stationäre Pflege von Demenzkranken auf

Die Zahl der Demenzkranken steigt und die Anforderungen an Angehörige und Pflegekräfte wachsen. Der Verein "Demenz mitten im Leben" (DemiL) will verstärkt in die stationäre Versorgung eingreifen.

Calw. "Wir haben nicht den Königsweg. Den gibt es nicht. Aber wir haben 1000 Ideen", sagen Monika Volaric, Direktorin im "Haus auf dem Wimberg", und Claus Bannert, Vorsitzender von "DemiL". Die beiden reden von Wissensvermittlung, von Betreuungsangeboten, von langfristigen Plänen und sie reden mit Herzblut. Es ist nicht zu überhören, dass sie etwas bewegen wollen. Da kommt Hoffnung auf, dass endlich jemand neuen Wind in alte, immer präsenter werdende Problemgebiete bringt. "Denn eines steht fest", weiß Volaric. "Die Menschen werden immer älter und damit steigt auch die Rate an Demenz-Fällen. Kaum jemand bleibt davon verschont. Das Thema geht uns alle an."

Einfach Tricks, die den Umgang erleichtern

An Debatten zum Thema Pflege wollen die beiden sich nicht beteiligen. Ihr Anliegen ist es, Lösungswege zu vermitteln. "Wie kann ein demenzfreundliches Krankenhaus aussehen?", überlegt Bannert. "Wie können Angehörige in der Pflege von Demenzkranken unterstützt werden? Und wie lässt sich das Thema Demenz aus der Grauzone bringen?" Mit diesen Fragen beschäftigt sich "DemiL" seit seiner Gründung im Jahr 2015. Seitdem hat der Verein schon einiges geleistet.

An erster Stelle stand die Bildung. "Viele Leute haben nur ein Halbwissen zu diesem Thema", so Bannert. Im Rahmen von Veranstaltungen wurden die Menschen über die Krankheit informiert. "Wir haben mit Betroffenen, Ärzten, Soziologen und anderen Fachkundigen gesprochen, um das Thema von allen Seiten zu beleuchten." Denn eins stehe fest, so der Vereinsvorsitzende. Demenzkranke dürfen nicht weiter am Rand der Gesellschaft stehen, sie müssen in deren Mitte gebracht werden, um weiter am Leben teilhaben zu können.

Im zweiten Schritt gründete der Verein eine Freiwilligen-Agentur, die, wie die Engagierten betonen, keine Konkurrenz zu bestehenden Diensten sei, sondern eine Ergänzung. Ehrenamtliche wurden im Umgang mit Betroffenen geschult. Sie unterstützen nun die Familien, kommen zum Einkaufen oder um Gespräche zu führen.

Was nun ansteht, ist Punkt drei auf der Liste. "Wir wollen in die Versorgung vor Ort eingreifen, auch im stationären Bereich." Die Unterstützung in einfachen, alltäglichen Dingen sei wichtig, um Betroffene so lange wie möglich im häuslichen Umfeld zu behalten. Was aber, wenn – sei es aufgrund eines Knochenbruchs oder einer Krankheit – eine Einweisung ins Krankenhaus bevorsteht? "Oft ist die Diagnose einer Demenz da noch nicht gestellt", erklärt Volaric. "Für Pflegekräfte ist das ein Problem." Dass ein Mehr an Personal erreicht werden könne, sei unrealistisch, finden die beiden. "Aber es gibt einfache Tricks und Kniffe, mit denen der Umgang mit Demenzkranken leichter werden kann", sagt die Heim-Direktorin. Dinge in der Umgebung, zum Beispiel, Leitwege und Stühle, können sich durch auffällige Farben abheben. Das erleichtere Demenzkranken die Orientierung und sei auch gut für andere ältere Personen, die zum Beispiel schlecht sehen.

Eine andere Idee besteht darin, Einrichtungen architektonisch so zu bauen, dass die Gänge für Personal gut einsehbar sind und für Kranke übersichtlich, indem sie alle an einer Stelle zusammenlaufen. Für viele Umsetzungen seien natürlich langfristige Planungen notwendig, ist Volaric klar. Doch es bestehe heute die Möglichkeit, die Voraussetzungen zu schaffen.

Konstruktive Ideen von Fachkundigen gesucht

Was dem Verein nur noch fehlt, sind fachkundige Mitstreiter. Auf diese hofft er am Montag, 11. Februar, ab 19 Uhr, wenn Ingrid Hendlmeier im "Haus auf dem Wimberg" einen Vortrag über "Demenzsensible Versorgungsangebote im Allgemeinkrankenhaus" hält. Die Referentin hat eine Studie in 122 bayrischen und baden-württembergischen Krankenhäuser durchgeführt. Nun stellt sie ihre Ergebnisse vor. In einer anschließenden Diskussion soll über zukünftige Maßnahmen und über Versorgungskonzepte in anderen Ländern gesprochen werden, die als Vorbild dienen.

"Wir haben feste Stamm-Besucher, die zu jedem Vortrag kommen", sagt Bannert. "Das ist großartig. Aber wir brauchen auch Fachpublikum mit konstruktiven Ideen." Denn eines stehe fest: "Wir bleiben dran." Bannert träumt von einer Demenzstation, doch bis dahin sei noch viel Arbeit nötig. "2015 wurden 8,6 Millionen ältere Menschen stationär behandelt", sagt Volaric. "Und die Zahl wächst." Projekte mit Weitblick zahlen sich aus, so die Hausdirektorin. "Eines Tages könnte es auch ihr Krankenhaus sein."