Freuen sich über das Gelingen der elften "Herzenswunsch"-Aktion (von links): Peter Böltz (Leiter der Bezirksstelle Calw des Diakonieverbands Nördlicher Schwarzwald), Gisela Volz (2018 Präsidentin Rotary Club Nagold-Herrenberg), Manfred Schiz (Mitglied Rotary Club und verantwortlich für die "Herzenswunsch"-Aktion), Jörg Höschle (Mitglied Rotary Club), Helga Benz-Roeder (Diakonin und Beraterin) und Saskia Rollbühler (Praktikantin Diakonie). Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Die Rotarier machen bedürftigen Familien Geschenke zu Weihnachten.

Der Rotary Club veranstaltete nun im elften Jahr die "Herzenswunsch"-Aktion zu Weihnachten. In Zusammenarbeit mit dem Diakonieverband Calw werden bedürftige Familien ausgesucht, denen der Club außergewöhnliche Wünsche erfüllt.

Calw. Den Weihnachtsmann gibt es wirklich. Aber der ist nicht mit einem fliegenden Rentierschlitten unterwegs, sondern in einem ganz normalen Auto – und einen roten Mantel hat er auch nicht. Dafür stapeln sich die Geschenke in seinem Kofferraum und auf jeder freien Bank bis zum Dachfenster. "Ich habe eine kleinen Nachbarsjungen, dem wären fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als ich gestern Abend losgefahren bin", sagt Manfred Schiz schmunzelnd. "›Wooow!‹, hat der Kleine gerufen. Er wollte wissen, wer die vielen Geschenke bekommt."

46 Familien werden beschenkt

Sicherlich hat Schiz ihm dann erklärt, dass er offiziell gar nicht der Weihnachtsmann ist, sondern ein Mitglied des Rotary Clubs Nagold-Herrenberg. Und der organisiert nun zum elften Mal die "Herzenswunsch"-Aktion in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Diakonieverband des Landkreises Calw.

In diesem Rahmen packen die Mitglieder des Clubs Weihnachtsgeschenke für bedürftige Familien, bei denen ansonsten an Heiligabend nichts unter dem Baum liegen würde. "Es ist beeindruckend, wie viele Geschenke wieder zusammengekommen sind", freut sich Diakonin und Beraterin Helga Benz-Roeder. 46 Familien wurden beschenkt, darunter insgesamt 70 Kinder, und nahezu alle der 60 Rotary-Mitglieder haben sich beteiligt. "Für viele unserer Mitglieder ist das Besorgen und Packen der ›Herzenswunsch‹-Geschenke inzwischen ein ganz normaler Teil der Weihnachtspäckchen-Tradition geworden", erklärt Benz-Roeder. "Die ganzen Familien helfen mit, es wird mit Liebe verpackt und meistens gibt es sogar noch eine kleine Überraschung zusätzlich zum eigentlichen Wunsch."

Obwohl die Aktion anonym gehandhabt wird, bleibt die Mühe nicht ohne Resonanz. "Die Päckchen werden im Haus der Kirchen abgegeben und von den bedürftigen Familien abgeholt. Oft kommen bei der Diakonie nach kurzer Zeit viele Dankesbriefe an. Trotz der Anonymität entsteht so ein persönlicher Kontakt." Etwas ganz besonderes ist das nicht nur für die Club-Mitglieder, die Weihnachtsfreude schenken können, sondern auch für die Empfänger. Jedes Jahr werden andere Familien ausgewählt.

"In Beratungsgesprächen ergibt sich meist eine Idee, wo ein Geschenk am nötigsten gebraucht wird und wie es aussehen könnte", erklärt die Diakonin. Peter Böltz, Calwer Bezirksstellenleiter des Diakonieverbands, fügt hinzu: "Das Angebot kommt also immer von uns. Oft sind die Betroffenen schon zu Tränen gerührt, wenn man ihnen nur sagt, dass man ihnen etwas schenken will." Die Idee ist nach wie vor, etwas Außergewöhnliches zu schenken, wozu die Betroffenen selbst nicht kommen. "Wilhelma-Karten sind sehr beliebt, außerdem Erlebnisbäder, Kinogutscheine, Friseurgutscheine oder Tankgutscheine", zählt Benz-Roeder auf. "Aber es waren auch schon Winterschuhe oder sogar ein Glätteeisen dabei."

Dinge, über die viele nicht einmal nachdenken

Beachtlich sei, dass es sich meist um Dinge handle, über die viele Menschen nicht einmal nachdenken. "Man geht einfach zum Friseur, wenn es nötig ist", verdeutlicht sie. Armut werde oft übersehen, weil Betroffene selbst versuchen, ihre Situation zu verstecken.

"Der gesellschaftliche Druck bringt die Menschen dazu, die Fassade aufrecht erhalten zu wollen", sagt Gisela Volz, diesjährige Präsidentin des Rotary Clubs. "Armut kann durch Schicksalsschläge, Krankheit oder Trennung entstehen, und dann ist es schwer, wieder aus der Falle herauszufinden." Im Kreis Calw gebe es keine Brennpunkte, so Böltz. Umso größer sei das Problem, dass Einzelschicksale übersehen werden. Viele der Betroffenen seien es gewohnt, dass niemand an sie denkt. Umso größer sei die Freude, wenn es dann doch jemand tut. "Eine Klientin war schon heute morgen da", sagt Benz-Roeder. "Gestern war sie auch schon da. Jedes Mal habe ich ihr gesagt, sie soll am Mittwoch um 16 Uhr wieder kommen. Allein diese Vorfreude zu sehen ist schöner, als selbst beschenkt zu werden."

Und nun ist es endlich so weit. Geschenke stapeln sich auf einem langen, mit bunten Decken geschmückten Tisch. Es sind kleine und große Geschenke dabei, Geschenke in allen Farben und Varianten. Schon bald kommen die Empfänger aus dem ganzen Landkreis, von Nagold über Calw bis Neuenbürg, um sich ihres abzuholen.

"Auf den Inhalt der Päckchen allein kommt es nicht an", zieht die Diakonin ihr Fazit. "Es ist die Mühe beim Aussuchen und liebevoll verpacken. Das Leben ist auch Schönheit, die den Familien auf der Schattenseite des Lebens nicht vorenthalten bleiben soll. Diese bunten Geschenke sollen ein bisschen etwas von dieser Schönheit vermitteln."