Ein Haufen Briefe und Päckchen - nicht immer werden sie in der Altburger Straße zugestellt. (Symbolfoto) Foto: janvier – stock.adobe.com

Familie Stopper-Grimm aus der Altburger Straße ärgert sich über unregelmäßige Postzustellung.

Calw - Der Gang zum Briefkasten – für Familie Grimm aus Calw mittlerweile ein einziges Ärgernis. Viel zu oft in der Vergangenheit seien falsche Briefe bei ihnen gelandet, die Post habe irgendwo anders als im Briefkasten gelegen oder sei gar nicht angekommen. Auf Unterstützung von der Post hätten sie monatelang gewartet.

Brigitte Stopper-Grimm ist wütend. Seit Monaten habe sie Ärger mit der Deutschen Post, erzählt sie. Kompliziert sei die Situation schon immer gewesen, das liege an der Lage des Hauses, in dem Stopper-Grimm mit ihrer Familie lebt. Dieses befindet sich  in der Altburger Straße in Calw.

Der Briefkasten ist unten an der Straße, während der Hauseingang über den Hafnerweg zu erreichen ist. Heißt: Um Pakete auszuliefern müssten die Mitarbeiter der Post den Hafnerweg entlangfahren und an der Tür klingeln. Um Briefe einzuwerfen müssten sie hingegen an der Altburger Straße anhalten und sie in den Briefkasten werfen. Umständlich für den Zusteller. Zusätzliches Problem: Weil Passanten und Schüler die Treppen im Garten der Familie immer wieder als Durchgangsweg missbraucht haben, entschieden sich die Grimms dafür, eine Tür vor dem Durchgang zum Garten anzubringen, die meistens verschlossen ist. Das hält zwar unerwünschte Besucher ab, bedeutet für den Zusteller aber auch, dass sie nicht "mal kurz" die Post nach oben zur Haustür bringen können, sondern mit ihrem Wagen komplett um den Häuserblock herumfahren müssen, um zu klingeln.

Bis vor rund drei Jahren habe alles ganz ordentlich geklappt, erzählen Stopper-Grimm und ihre Tochter Alexandra. Dann aber sei auf die Verbundzustellung, also die Zustellung von Paketen und Briefen in einem Wagen, umgestellt worden. Damit fingen die Probleme an. Pakete wurden laut Stopper-Grimm auf dem Briefkasten oder irgendwo im Garten abgelegt. Oder die Briefe samt der Pakete landeten vor der Haustür, ohne dass der Zusteller klingelte, wohlgemerkt. Immer wieder sei es auch zu Verwechslungen mit der Post der Nachbarn gekommen. Obwohl alle Briefkästen sauber beschriftet sind.  

Einfach auf den Mülltonnen der Familie abgelegt

"Richtig extrem" sei die Situation aber erst seit Januar, sind sich die beiden einig. Alexandra Grimm bestellt seither häufiger Pakete, nicht selten mit hohem Warenwert. Annehmen und unterschreiben müsse sie die Sachen aber so gut wie nie. Zumindest nicht, wenn das Paket mit DHL, also einer Tochter der Deutschen Post, versendet wird.  "Der Postbote klingelt, und noch bevor ich an der Tür bin, ist er schon wieder dabei, ins Auto zu steigen", ärgert sie sich. Einige Pakete – darunter ein Ipad – habe sie später unter dem Carport gefunden, ein anderes sei auf den Mülltonnen der Familie abgelegt worden. Mit der Folge, dass Freddy Grimm, Alexandras Vater, es auf dem Wertstoffhof entsorgte, da er es für Altpapier hielt. Die Ware in  einer Postfiliale abholen, wie  ab einem bestimmten Warenwert eigentlich vorgeschrieben, wenn niemand zu Hause ist? Fehlanzeige. "Bei anderen Paketdiensten klappt es komischerweise anstandslos", meint Grimm.

Die Briefe seien immer häufiger auf dem Schuhabtreter gelandet oder in der Einfahrt. "Irgendwann habe ich extra noch mal einen Briefkasten gekauft und ihn neben die Haustür gehängt", erzählt Stopper-Grimm. "Aber nicht einmal da werden die Briefe eingeworfen." Kurz: "Die Post fliegt überall rum, nur nicht im Briefkasten." Wenn sie überhaupt ankomme.

Inzwischen  hat Stopper-Grimm einen Ordner angelegt, in dem sie dokumentiert, welche Schreiben sie nicht erreicht haben. Also jene, von denen sie weiß. Private Briefe, eine Rechnung, Kontoauszüge, Beihilfebescheide, sogar mehrere Anwaltsschreiben fehlen. Bei einigen habe sich der Verlust bei Besuch eines Kundenportals herausgestellt, bei anderen erst nach Telefonaten mit dem Absender.

Inzwischen ist klar, wo zumindest ein Teil der Post abgeblieben ist: Ende September fand eine Spaziergängerin in einem Waldstück bei der Altburger Straße 45 Briefe, die der Zusteller offensichtlich einfach weggeworfen hatte. Darunter war auch Post für die Familie Stopper. Mehrere Schreiben davon haben die Calwer inzwischen erreicht. Andere fehlen immer noch.

Besonders ärgerlich für die Familie sei, dass sich die Deutsche Post monatelang kein bisschen hilfsbereit zeigte. "Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich beim Kundenservice in Bonn angerufen habe", sagt die 27-jährige Alexandra Grimm. "Aber da wird man nur abgewürgt mit dem Hinweis, die geben es weiter."  Man erhalte keine Kontaktdaten von für den Bezirk Zuständigen, es gebe keinen Rückruf. "Ich habe das Gefühl, das interessiert die alles gar nicht", beklagt Stopper-Grimm. "Das ist kein Kundenservice, sondern eine Klagemauer."

Möglicher "Täter" bei der Post mittlerweile entlassen

Diesem Vorwurf tritt Hugo Gimber, der für die Region zuständige Post-Sprecher, entschieden entgegen. "Die Kollegen von unserem Kundenservice nehmen den Sachverhalt auf und informieren darüber die Kollegen vor Ort." Das sei Fakt, auch wenn Anrufer das Gefühl haben, dass "Beschwerden eher abgeblockt werden".

 Auch wenn sich die Situation hin und wieder für kurze Zeit verbessere – "meistens in den Semesterferien. Die studentischen Aushilfen bemühen sich wirklich", so Grimm – so sei das einfach kein Zustand, bekräftigen die beiden. "Der Gedanke ›Woher könnte ich Post bekommen haben?‹ beherrscht mittlerweile unseren Tag", beklagen sie.

Stopper-Grimm konnte nach langem Hin und Her nun endlich Kontakt zu einer für ihren Bezirk zuständigen Mitarbeiterin aufnehmen. "Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch. Ich hoffe wirklich, dass es jetzt besser wird", sagt sie. Diese Hoffnung schürt auch Gimber: "Seit Anfang Oktober  bringen drei erfahrene und sehr zuverlässige Mitarbeiter Briefe und Pakete in die Altburger Straße. Wir sind sicher, dass wir jetzt auch den Kunden im Bezirk, zu dem die Altburger Straße gehört, wieder die gewohnte Zustellqualität bieten", erklärt er.

Seine Vermutung: Die extremen Unregelmäßigkeiten seien wegen des Mitarbeiters entstanden, der die Ladung Briefe schließlich im Wald entsorgt hat.  "Er arbeitet selbstverständlich nicht mehr bei uns. Wir haben Strafanzeige gegen ihn erstattet", betont Gimber. "Leider muss davon ausgegangen werden, dass er auch Pakete nicht vorschriftsmäßig zugestellt hat." Jener Mitarbeiter sei von Anfang Juni bis Ende September in Calw eingesetzt gewesen. "Bei noch fehlenden Sendungen, die nicht bis Ende der nächsten Woche ihre Empfänger erreicht haben, muss leider davon ausgegangen werden, dass sie  von diesem Mitarbeiter irgendwo ›entsorgt‹ und noch nicht aufgefunden wurden", so Gimber. Zahlreiche Briefe seien zudem in dem Lastwagen gewesen, der Mitte September in Bad Liebenzell komplett ausgebrannt sei (wir berichteten) – mutmaßlich auch welche der Familie Stopper.

Ein Problem aber bleibt: die für Zusteller schwierige Lage des Hauses. "Das ist kein Zustand", bekräftigt Gimber. Weder für die Familie, die ihre Post nicht ordnungsgemäß zugestellt bekommt, noch für die Austräger, die für eine Sendung zwei Wege fahren müssen. Vor allem die Sache mit der verschlossenen Tür im Garten stößt Gimber bitter auf. "Das nachträglich angebrachte Gartentor lässt es nicht mehr zu, dass unserer Zusteller bis zur Haustür kommen und sich über die Klingel bemerkbar machen können, wenn eine Sendung vorliegt, die persönlich zu übergeben ist", beklagt er. "Man kann den Zusteller ja nicht einfach aussperren. Da ist es ja nicht verwunderlich, dass es Probleme gibt." Man müsse miteinander reden, kündigt er an. "Um eine saubere Lösung für die Zukunft zu finden." Dann bleibt beiden Seiten vielleicht eine Menge Ärger erspart.