Während der Rallye mussten auch verschiedene andere Aufgaben erledigt werden. Zum Beispiel einen Ring aus dem Schrittgeschwindigkeit fahrenden Auto auf ein Ziel werfen. Alle Teilnehmer schafften es ins Ziel ohne mit einer leeren Batterie liegen zu bleiben. Foto: Bösel

Eine Rallye rund um den Bodensee, nur mit Elektro-Autos. 19 Teams am Start

Calw/Friedrichshafen - Eine Rallye rund um den Bodensee, nur mit Elektro-Autos. Das hatte sich die Energie Calw (ENCW) für ihre fünfte ENCW Schwarzwald E-Rallye auf die Fahnen geschrieben. Insgesamt 19 Teams von "Elektromobilisten", wie sich die Fahrer der Elektro-Autos selber nennen, ging in Friedrichshafen an den Start.

Bernd Geiger von der ENCW bietet mir an, dass ich einen Teil der Rallye mit seinem Elektro-Auto fahren darf. Ich stimme zu und bin etwas aufgeregt, denn ich bin noch nie mit einem elektrischen Wagen gefahren. Ich werde die Strecke ab Stockach Richtung Konstanz übernehmen.

Von Minister begrüßt

Los geht es aber in Friedrichshafen, an einem Parkhaus direkt neben dem Bodensee. Von dort führt die Strecke über Salem nach Stockach. Ich fahre diese Strecke in einem anderen Wagen der Organisatoren mit, der nicht an der Rallye teilnimmt.

In Stockach angekommen, werden die Teilnehmer vom Verkehrsminister des Landes Baden-Württemberg, Winfried Hermann, in Empfang genommen, der seine Begeisterung für E-Autos nicht versteckt: "Die Elektrifizierung der Autos ist in vollem Gange und wird von Jahr zu Jahr schneller. Das E-Auto ist die Zukunft, und Sie sind Pioniere." Nach der Ansprache müssen die Rallye-Teilnehmer eine Geschicklichkeitsaufgabe bestehen. Ziel ist es, einen Ring auf eine Stange zu werfen, während der Fahrt, allerdings nur in Schrittgeschwindigkeit.

Danach geht es weiter und ich bin dran mit fahren. Bernd Geiger setzt sich auf die Rückbank seines BMW i3, und Reinald Rüger, ebenfalls von der ENCW, nimmt auf dem Beifahrersitz Platz. Ich klemme mich hinters Steuer, drücke die Start-Taste des Wagens – und höre nichts. Der gewohnte Motorenlärm ist weg. Ich habe zuvor schon von Leuten gehört, dass ein elektrisches Auto quasi lautlos ist, aber erst wenn man es selber erlebt, glaubt man es. Also, Parkbremse gelöst, den Hebel neben dem Lenkrad auf R gestellt. Und es geht los.

Erst einmal ausparken. Ich höre nur das Gummi der Reifen auf dem Asphalt und die Lüftung im Auto. Ansonsten fühlt sich alles an wie bei einem Benziner, nur eben ohne Krach und Schadstoffausstoß. Danach geht es vom Parkplatz auf die Straße, ich gebe ein wenig Gas und spüre wie der Wagen anzieht. An der ersten Kreuzung sehe ich, wie eine Frau die Straße überquert, ich will bremsen. Als ich den Fuß vom Gas nehme, merke ich, wie der Wagen bereits deutlich langsamer wird, bremsen ist kaum nötig. Ich komme vor der Frau zum Stehen, lasse sie passieren und biege links ab.

Minutiös erklärt

Mein Beifahrer von der ENCW navigiert mich. Denn wir fahren nicht nach einem Navigationssystem wie es viele heutzutage gewohnt sind. Nein, wir machen es, wie bei Rallyes üblich, über das Bordbuch, dass alle Teilnehmer bekommen haben. Darin wird die Strecke minutiös erklärt, und wichtige Schilder werden auch bebildert. Ich bekomme eine meiner ersten Anweisungen von meinem Beifahrer Rüger: "Bei der nächsten Kreuzung halten wir uns links." Das war etwas zu spät, und ich befürchte, die Abzweigung zu verpassen, will in die Eisen steigen. Mein linker Fuß tritt mit voller Wucht ins Leere. Ich bin seit knapp neun Jahren nur Schaltgetriebe gefahren. Ich bin etwas geschockt, aber mein rechter Fuß tritt reflexartig trotzdem auf die Bremse, und der BMW kommt beinahe zum Stehen. , Ich bekomme die Abfahrt, für mich etwas überraschend, doch noch.

Lektion gelernt

Meine Lektion habe sich gelernt und klebe meinen linken Fuß mental am Boden fest. Wir fahren aus Stockach raus. "Treten Sie doch mal etwas aufs Gas, wir sind jetzt ja außerorts", sagt Bernd Geiger von der Rückbank. Erst vorsichtig drücke ich das Pedal etwas weiter durch und merke, wie das Auto deutlich schneller wird. Aber dann kommt bereits die nächste Ortschaft. Wieder runter vom Gas. Es ist ein kleiner Ort und wir sind schnell wieder auf der Landstraße. Dieses Mal fordert Geiger mich schmunzelnd heraus: "Testen sie die Beschleunigung ruhig mal richtig aus."

Also trete ich mal das Pedal schneller und kräftiger durch. Mich drückt es etwas in den Sitz. Die Obstplantagen links und rechts ziehen rasend schnell an uns vorbei. Die Beschleunigung kann ich kaum glauben und muss zwei Mal auf die digitale Geschwindigkeitsanzeige schauen: In wenigen Sekunden sind wir bei 100 Kilometer pro Stunde angekommen.

Bald kommt die nächste Ortschaft und ich muss wieder langsam machen. Hier geht es bergab, ich brauche kaum das Gaspedal zu betätigen, dabei fällt mir auf, dass die Anzeige für die verbleibenden Kilometer wieder hoch geht. Als ich übernommen habe, war sie bei 60 Kilometern, vor dem Berg bei 48. Unten angekommen, sind wir wieder bei 50 Kilometern Restdistanz: "Das ist die Rekuperation, die Batterie des Autos lädt sich dadurch ein wenig auf", erklärt Geiger.

"Als nächstes biegen wir rechts ab", bekomme ich als Anweisung. Wir folgen einem Feldweg, vorbei an einem malerischen Hof, bis an den Rand eines Waldes. Hier ist einer von mehreren Kontrollpunkten entlang der Strecke, um sicher zu gehen, dass Autos nicht etwa abkürzen. Hier kommen wir zum Stehen und ich übergebe das Steuer wieder an Bernd Geiger.

Ich habe es geschafft, das erste Mal E-Auto fahren. Es war eine interessante Erfahrung und ich bin begeistert davon, was heute bereits in diesem Bereich der Mobilität möglich ist.

Info

Fünfte ENCW Schwarzwald E-Rallye

Die Strecke, die es zu meistern galt, startete in Friedrichshafen. Von dort ging es über Salem und Stockach nach Konstanz. Dort wurde mit der Fähre nach Meersburg übergesetzt, um dann wieder zurück nach Friedrichshafen zu fahren. Insgesamt waren das 125 Kilometer.

19 Teams gingen mit ihren elektrischen Autos an den Start. Neben dem Abfahren der Strecke mussten auch einige Aufgaben bei der Rallye erledigt werden. Dazu gehörte zum Beispiel ein Quiz, Rückwärts einparken oder auch Plakate mit Buchstaben finden und zum richtigen Lösungssatz zusammensetzen. Für all das gab es Punkte, und wer die meisten sammelte, wurde am Abend zum Sieger gekürt.

Die Gewinner erhielten neben einer Medaille und einer Trophäe, 3000 Kilowattstunden Strom geschenkt, die Zweitplatzierten 2000 und das Drittplatzierte Team erhielt 1000 Kilowattstunden.

Mit der E-Rallye will die ENCW die elektrische Mobilität mehr in die Wahrnehmung der Öffentlichkeit bringen. Unterstützt wird sie dabei von diversen Sponsoren und dem Motorsportclub Calw.