Die Frauenzimmer gestalteten eine recht abwechslungsreiche Matinee. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Ensemble besingt gekonnt Zeit / Hans-Jörg Kalmbach hat alles im Griff

Calw. Wertvoll ist sie, die Ressource namens Zeit. Es gilt, diese zu nutzen. So könnte eine simple Botschaft lauten, die für viel Geld in einschlägigen Zeitmanagementseminaren vermittelt wird. Es geht aber auch anders. Zwölf "Frauenzimmer" haben das mit ihrer Matinee im Calwer Georgenäum bewiesen.

Am Ende war das Urteil einhellig. Die Zeit, die sich die vielen Besucher genommen hatten, war richtig investiert. Für die singenden Damen, die vielen aus der Seele gesprochen und somit dieselbe tief berührt hatten, gab es viel Beifall.

Bekannte Größe

Die Bühne war angerichtet. Der Flügel auf der einen Seite. Von Hans-Jörg Kalmbach bedient. Als Frauenzimmercoach dirigierte die bekannte Calwer Musikgröße mit Enthusiasmus und sorgte stets für den richtigen Ton. Rechts ein gemaltes Kunstwerk der Oberlengenhardter Künstlerin Rosa Baum. Die vielseitig begabte Mitbegründerin der "Frauenzimmer" fragte eingangs: "Wann erkennen wir, was gute oder schlechte Zeiten sind?"

Die Sängerinnen gaben Antworten. Allein das gewählte Motto von Luther "Die beste Zeit ist mein" würde in manches neuzeitliche Zeitmanagement-Seminar passen. Die sinnige Programmabfolge wurde von den Darstellerinnen höchst einfühlsam zelebriert. Es war ihnen in jedem Augenblick, bei jeder Liedzeile anzumerken, mit welch einer Leidenschaft und Freude sie gewillt waren, ihre Sache gut zu machen.

Recht schnell stellte sich eine spielerische Lockerheit und Freude im Sing-Team ein. Die Kreativität und der Ideenreichtum waren weitere Merkmale. Eine Feststellung war in der Frage versteckt, was die Zeit ohne die Liebe wäre. Grund genug für das wache Ensemble, diesem schönen Thema ein gutes Quantum Zeit zu widmen.

Der Sopran auf der linken Seite und die Altstimmen rechts gaben, harmonisch abgestimmt, den hörbaren Rahmen für den Gesamtchor. Die Liebe wurde unter anderem mit dem Lied "Kein Feuer – keine Kohle" beschrieben. Ziemlich international wurde es in Sachen Geselligkeit.

Zum Ohrenschmaus gab der Auftritt von Lea Ammertal den Augen Nahrung. Mit Originalkleidern in eine damalige bayerische Kramerin verwandelt, bot diese dem Publikum ihre Waren an. Stimmungsvoll gesanglich untermalt mit einem "He! Bäurin is denn gar neam z’ Haus". Wer dann die Augen schloss, fühlte sich bei einem ländlerischen Dreigesang in ein bayerisches Wirtshaus zurückversetzt.

Warm anziehen hieß es, als es Zeit für eine Geisterstunde war. Dabei erlaubten sich die Sängerinnen und Hans-Jörg Kalmbach einen besonderen Spaß: einen Kanon als Sprechgesang. Eine köstliche Idee; auch passend zur heutigen Zeit.

Teilweise Galgenhumor

Wer kennt sie nicht, diese technischen Errungenschaften, die sich am Ende als Zeiträuber entpuppen. Die ältere Dame im gespielten Sketch scheiterte beim Befehl der freundlichen Telefonstimme "drücken Sie die Zwei" nicht nur an ihrer eigenen Unzulänglichkeit, sondern an der fehlenden Taste. Der Chor unterlegte im Hintergrund "ich bin die Warteschleife; und ich bin endlos lang". Das Lachen im Publikum war sicherlich auch zu einem gewissen Teil Galgenhumor geschuldet.

Da alles seine Zeit hat, kam, was kommen musste. Die Zeit des Herbstes und des Abschieds. Kristina Bard am Saxofon und Hans-Jörg Kalmbach am Flügel versetzten einen bei "As time goes by" nach Casablanca.

Die Sopranistinnen Angelika Christiansen und Lea Ammertal stimmten im Duett ein Herbstlied an. Letztere hatte die gesamte Matinee mit literarischen Einwürfen gespickt. Mit einer modern attraktiven Version des "Muss i denn zum Städtele..." war das Veranstaltungsende gekommen. Als Zugabe hatten sich die Künstlerinnen etwas Besonderes einfallen lassen. Sie luden zum gemeinsamen Abschiedslied ein. Aus ganz vielen Kehlen wurde ein gewaltig hallendes "Kein schöner Land in dieser Zeit" intoniert. Die Freude an diesem gemeinsamen Gesang war hör- und spürbar.