Mit Denkzetteln sind gestern Erzieherinnen und Sozialarbeiter zum Rathaus marschiert. Foto: Fritsch

Mit Denkzetteln zum Rathaus gezogen. Wieder sind auch Sozialarbeiter dabei. Druck nimmt langsam zu.

Calw - Von den Streikerfahrungen, die ihre Kolleginnen in anderen Bundesländern haben, können die Calwer Erzieherinnen bisher nur träumen. Aber auch sie wollen bei der derzeit schwelenden Tarifauseinandersetzung nicht locker lassen und auf ihre Anliegen aufmerksam machen.

Mit Denkzetteln zogen etwa 25 Kindergärtnerinnen aus verschiedenen Calwer Einrichtungen gestern zum Rathaus. Diese befestigten sie am Bauzaun. Nachzulesen waren dort die Forderungen und auch ganz spezielle Befindlichkeiten. Unterstützt wurden sie von Mitarbeitern des Sozialen Dienstes im Calwer Landratsamt, die das gleiche wollen, wie die Erzieherinnen: Eine Aufwertung ihres Berufes und dadurch mehr Anerkennung für das, was sie leisten. Dass es dabei auch ums liebe Geld geht, versteht sich von selbst.

Seit vergangenen Herbst wird der Ausstand immer mal wieder geprobt. In Calw, so berichtete Nicole Kaltenecker, habe es schon acht Streiktage gegeben. Anderswo aber werde viel energischer vorgegangen. In Calw werde aber auch zum ersten Mal gestreikt.

Fünf Verhandlungsrunden habe es zwischen Vertretern der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber (VKA) und den Gewerkschaften ver.di sowie GEW schon gegeben. Bewegt hätten sich die Arbeitgeber nicht. Und das sei schon so etwas wie ein Schlag ins Genick von Erzieherinnen sowie Sozialarbeitern. Deren Arbeit werde zwar immer gelobt, aber einfach nicht entsprechend entlohnt.

Die Gewerkschaften fordern eine höhere Eingruppierung der bundesweit rund 240 000 Erzieher und Sozialarbeiter, die laut ver.di zu Einkommensverbesserungen von durchschnittlich zehn Prozent führen würde. Nach Darstellung des VKA ist das nicht bezahlbar.

Durchaus möglich, so Nicole Kaltenecker weiter, dass aus dem seither befristeten Streik auch in Calw ein dauerhafter wird, wenn sich daran nichts ändert. Mit ihren Gedanken waren sie und ihre Mitdemonstranten gestern bei den streikenden Kollegen in Frankfurt. Rund 20 000 Erzieher und Sozialarbeiter erwartete dort die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu einer Demonstration. Hauptredner bei der Kundgebung auf dem Römerberg war der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske. Mit dieser Aktion und einem Zug durch die Innenstadt sollte der Druck auf die Arbeitgeber erhöht werden, zu verhandeln und zu einem Abschluss zu kommen. Ebenfalls gestern kamen in Frankfurt Vertreter der Vereinigung kommunaler Arbeitgeber zu ihrer internen Mitgliederversammlung zusammen.

Apropos Druck: Von Seiten verärgerter Eltern nimmt der, wie Nicole Kaltenecker berichtete, so langsam zu. Anderseits hätten die Erzieherinnen aus den verschiedenen Kindergärten während der bisherigen Streiktage die Möglichkeit gehabt, sich besser kennenzulernen.