Jaqueline Leiße und Silke Stech zeigen an den Hunden, wie man Verbände anlegt. Foto: Klormann

Deutsches Rotes Kreuz bietet Schulungen an. Wir haben uns vor Ort einen Überblick verschafft.

Calw - Eine Rangelei mit einem anderen Hund, eine Glasscherbe oder ein Unfall mit einem Auto können für des Menschen beste Freunde schlimme Folgen haben. Doch was tun, wenn’s passiert? Das können Interessierte bei dem neuen Kursangebot "Erste Hilfe am Hund" des Deutschen Rote Kreuzes (DRK) lernen. Wir waren dabei.

Sonntagmorgen, 9 Uhr. Elf Teilnehmerinnen haben sich in den Räumlichkeiten des DRK-Kreisverbandes im Stammheimer Feld in Calw eingefunden. Alle haben eines gemeinsam: Sie sind Hundebesitzer. Und wollen lernen, wie sie ihren Lieblingen helfen können, wenn ihnen etwas geschieht. Einige der Tiere sind Welpen, andere schon älter; manche groß, andere ganz klein. Bello und Co. sind allerdings nicht mit vor Ort. Denn Jaqueline Leiße und Silke Stech von der Rettungshundestaffel des DRK-Kreisverbandes, die an diesem Tag lehren, wie man bei einem Hund Erste Hilfe leisten kann, kennen die Tiere nicht. Und wissen nicht, wie sie aufeinander oder auf ungewohnte Stresssituationen reagieren. Ganz ohne Vierbeiner müssen die Kursteilnehmer allerdings nicht auskommen. Shani, eine Langhaar-Schäferhündin, und Bella (Rasse Deutsch Drahthaar) sind mit dabei, um den Hundebesitzerinnen praktische Übungen zu ermöglichen. Beide gehören der Rettungshundestaffel an, haben viel Training hinter sich und sind nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen – außer vielleicht, wenn es etwas besonders Gutes zu essen gibt. "Für ein paar Leckerlis machen die alles", sagt Stech grinsend. Die Hunde sitzen brav auf zwei Tischen, wedeln freudig mit den Schwänzen und warten darauf, bei den Vorführungen mitwirken zu dürfen.Mit dabei ist auch Rocky, ein gerade mal dreieinhalb Kilo schwerer Prager Rattler. Mit diesem kleinen Kerl wird bei diesem Kurs jedoch niemand üben. Er ist schlicht "zu wuselig", um ihm beispielsweise Verbände anzulegen, erklärt Leiße. "Da tut sich sogar der Tierarzt manchmal schwer, da müssen vier Leute drauf."

Gewöhnungsübungen

Um in einem Notfall tatsächlich helfen zu können, genüge es nicht, die richtigen Techniken zu kennen, führt Stech zu Beginn aus. Verletzte Vierbeiner reagierten oft ängstlich und versuchten dann, sich zur Wehr zu setzen. "Wir können den Tieren ja nicht erklären, dass wir ihnen gerade helfen wollen", sagt sie. Besonders wichtig sei daher, in entspannten Situationen zu Hause mit dem eigenen Vierbeiner zu üben – und ihn so zum Beispiel daran zu gewöhnen, ruhig auf einem Tisch zu sitzen. Beim Tierarzt, so Stech, spiele sich schließlich fast alles auf einem Tisch ab. Genauso entscheidend sei für den Ernstfall auch, das Tier schon früh an Untersuchungen gewöhnt zu haben. Regelmäßig am ganzen Körper abtasten, testen, ob die Schnauze feucht ist, die Lefzen hochziehen, die Augen kontrollieren helfe da. Nach und nach, ganz in Ruhe. Und mit Belohnungen, beispielsweise in Form von Streicheinheiten. Vor allem am Anfang müssten dabei immer wieder auch Pausen eingelegt werden. "Das ist wahnsinnig viel Input für so einen Hund", erläutert Leiße.

Zahnfleisch

Sollte das Tier tatsächlich krank sein, gebe es dafür einige Anzeichen, die relativ leicht zu erkennen sind. Sieht der Hund normal aus? Reagiert er normal? Diese Fragen können man sich dabei zuerst stellen. Aufschluss über den Kreislauf gebe das Zahnfleisch. Üblicherweise rosafarben, werden die Schleimhäute blass, wenn mit dem Finger leichter Druck darauf ausgeübt wird. Innerhalb von zwei Sekunden, so die Faustregel, müsse das Blut aber wieder zurückfließen und für die Rosafärbung sorgen. Je länger dies dauere, desto schlechter stehe es um den Kreislauf. "Daran kann man ganz viel sehen", betont Leiße. Blasses Zahnfleisch sei unter anderem ein starker Hinweis auf versteckte oder innere Blutungen.

Herzschlag

Ein Indiz für eine Krankheit könne auch der Herzschlag eines Hundes sein. Deshalb gelte auch hier: In ruhigen Situationen üben, damit die richtige Stelle gefunden wird, wenn es sein muss.Gemessen werden kann der Puls an der Innenseite des Hinterlaufs – eine erste praktische Lektion für die Teilnehmerinnen. Bellas Herz trommelt recht langsam, 60 oder 70 Schläge die Minute. Ganz anders bei Rocky. "Das rattert viel schneller", weiß Leiße – was jedoch keineswegs ungewöhnlich sei. Große Hunde haben üblicherweise einen Puls um die 60, kleine dagegen etwa 120 – und Welpen sogar bis zu 220, erläutert sie.

Selbstschutz

Dann kommt ein Thema zur Sprache, das kein Hundehalter unterschätzen sollte: der Selbstschutz. Denn Hunde, die verletzt sind, verstehen nicht, dass man ihnen helfen will. Und könnten zubeißen. Ganz wichtig sei es daher, immer zuerst die Schnauze des Tiers in irgendeiner Form zu sichern. Beispielsweise mit einem Maulkorb. Denn wer selbst verletzt ist, kann auch für den Hund nichts tun. Doch wenn man gerade keinen Maulkorb griffbereit hat? "Wir haben immer was dabei", erklärt Stech. Einen Schal, eine Krawatte, Schnürsenkel, oder auch die Hundeleine.

Transport

Und wenn der Hund nicht mehr gehen kann? Dann muss er unter Umständen getragen werden. Und auch daran sollte das Tier gewöhnt sein.Bei kleinen Hunden müsse vor allem darauf geachtet werden, das Tier am Brustkorb zu umfassen, nicht am empfindlichen Bauch, wo die Organe gelagert sind. Zudem helfe eine Hand an Hinterbeinen oder Gesäß, um den Hund zu stützen. Größere Vierbeiner können an Brust und Kniegelenken, direkt nach Hüft- und Schultergelenken oder über den Schultern getragen werden.

Wann zum Tierarzt?

Nicht jede Verletzung ist übrigens schlimm genug, um deshalb sofort einen Tierarzt aufsuchen zu müssen. Eine entsprechende Telefonnummer sollte jedoch immer im Handy gespeichert oder anderweitig griffbereit sein. Denn bei Bissverletzungen, Brüchen, Vergiftungserscheinungen, einer Magendrehung sowie Bienen- oder Wespenstichen sei der Gang zum Veterinärmediziner unumgänglich.

Weitere Termine

Diese und einige weitere Inhalte bietet der Kurs "Erste Hilfe am Hund" – beispielsweise auch, wie ein Verband korrekt angelegt wird, gehört zur Schulung. Wer das lernen möchte, sollte es sich aber am besten selbst ansehen. Weitere Kurstermine sind am Sonntag, 5. August, und Sonntag, 7. Oktober, jeweils von 9 bis 13 Uhr im DRK-Domizil in der Rudolf-Diesel-Straße in Calw. Die Teilnahme kostet 35 Euro, eine Anmeldung ist im Internet unter www.drk-kv-calw.de möglich