Katja Thode (links) führte die KGV-Mitglieder durch das Freigelände des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen. ­           Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Ausflug: Kreisgeschichtsverein besucht Weltkulturerbe in Unteruhldingen

Calw. In die Stein- und Bronzezeit ließen sich in Unteruhldingen im Pfahlbaumuseum 40 Mitglieder des Kreisgeschichtsvereins Calw von Katja Thode führen. Die junge Wissenschaftlerin hat die Grabungen um Oberwürzbach geleitet, in deren Nähe sie mit ihrem Team auch überraschende Steinzeitfunde machte. Vielbeachtet war das Symposium über die gesammelten Erkenntnisse in Bad Teinach-Zavelstein.

Mit einem halben Auftrag steckt Thode in den Auswertungen der im Kreis Calw gefundenen Zeugnisse aus vergangenen Epochen. Am Bodensee ist ihre Aufgabe, Archäologie in moderne Formen für den Unterricht zu kleiden. "So wie sie das für uns gestaltet hat, wird sie sicher auch Schüler begeistern können", meinte eine Teilnehmerin nach im Flug vergangenen anderthalb Stunden.

1854 wurde die unter Wasser konservierte "Pfahllandschaft" entdeckt und als Hinterlassenschaft einer uralten Siedlung am und im Bodensee erkannt. Laien suchten und sammelten daraufhin Gegenstände. Gezielte wissenschaftliche Grabungen gab es ab 1920. Das von einem Verein getragene Museum wurde 1922 gegründet. Die jetzt 23 rekonstruierten Pfahlbauten sind zusammen mit anderen belegten derartigen Dörfern an Seen rund um die Alpen UNESCO-Weltkulturerbe.

Nicht zuletzt auch dank der in den 1950er-Jahren einsetzenden Unterwasser-Archäologie wisse man heute, dass in der Bronzezeit zwischen 975 und 847 vor Christus beim heutigen Unteruhldingen 87 Häuser im und am See gestanden haben.

Fünf bis zehn Bewohner pro Haus

"Wie viele Menschen haben denn da gewohnt?", fragte ein Besucher. Pro Haus könne von fünf bis zehn Personen ausgegangen werden, wusste Thode. Fünf der Nachbauten haben die ursprüngliche hiesige Form, die man beispielsweise von Fundstücken, uralten Zeichnungen auf Stein oder Wänden kennt. Andere Nachbauten reichen bis in die Steinzeit 4000 vor Christus zurück.

In 14 000 Führungen wird im Museum und den Nachbauten jährlich 300 000 Besuchern ein Stück frühe Historie vermittelt. Für die KGV-Mitglieder gab Thode zunächst in einem bebilderten Einführungsvortrag Einblick in die Ausstellung und Vergangenheit. Sie übermittelte besondere Grüße von Museumsdirektor Gunter Schöbel. Dann ging es zum Start, wie ihn die meisten Besucher erleben.

Eine Multimedia-Schau in drei Räumen führt zunächst in die Welt der Pfahlbauten, in die Tiefe mit forschenden Tauchern und schließlich aus dem tauenden Eis zur Anlage im See. Geborgene Originalgegenstände sind in der Ausstellung im modernen Museumsteil zu finden. In verschiedenen Häusern werden anhand von entsprechenden Objekten beispielsweise das Töpfern, Bronzegießen oder der europaweite Handel lebendig. In der rekonstruierten Dorfhalle aus Aichbühl am Federsee wird im Film manch Interessantes geboten.

Eine Rast wurde am Oberhof Birnau des badischen Markgrafen eingelegt. Das seit 800 Jahren nachgewiesene Gut hat ein 300 Jahre altes Hauptgebäude. Erkundet wurde dort zu Fuß die nähere Umgebung. Angesteuert wurden die 1750 eingeweihte Basilika, ein Wegkreuz und der nahe KZ-Friedhof. Beigesetzt wurden hier 1946 97 von 240 Opfern, nachdem man sie, ursprünglich in einem Waldstück verscharrt, exhumiert hatte. In Überlingen wurden sie in den Tod getrieben, als sie in die Molassefelsen Stollen für Rüstungsbetriebe bohren mussten.