Sich registrieren zu lassen, kann wirklich etwas bewirken. Das beweist die Geschichte des Calwers Bastian Fein. Foto: Killig

Bastian Fein aus Calw hat Stammzellen für Blutkrebs-Patienten gespendet. Erst in zwei Jahren Kontakt.

Calw - Mit 20 Jahren hat Bastian Fein etwas geschafft, wovon viele ihr Leben lang träumen: Er hat einem anderen Menschen die Chance auf ein "zweites Leben" geschenkt.

"Sie haben Blutkrebs." Alle 15 Minuten hört eine Person in Deutschland diese Worte. Von da an ist er auf eine Stammzellenspende angewiesen, um die Krankheit besiegen zu können.

Ein 58 Jahre alter Amerikaner hatte Glück: Die Stammzellen des Calwers Bastian Fein haben genügend Gemeinsamkeiten mit seinen. Nun konnte er die hoffentlich rettende Spende erhalten.

Nie damit gerechnet

Fein hat sich vor drei Jahren bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) typisieren lassen. Damals war er noch Berufsschüler am Hermann-Gundert-Schulzentrum in Calw, wo die Typisierungsaktion stattfand. "Ich habe mir damals gar nicht groß Gedanken gemacht", gibt der heute 20-Jährige zu. "Wir hatten eine Infoveranstaltung an der Schule und dann dachte ich ›ja, kann ich mal machen‹." Die Typisierung geht schnell: Formular ausfüllen, mit zwei Wattestäbchen an der Mundschleimhaut entlangfahren, einpacken, fertig. Niemals habe er damit gerechnet, dass es wirklich einmal zu einer Stammzellenspende kommen könnte, meint Fein. "Die Wahrscheinlichkeit ist ja so gering", staunt er noch heute.

Im Februar dieses Jahres, Fein hatte da bereits sein Freiwilliges soziales Jahr bei der Austauschorganisation AFS in Hamburg begonnen, klingelte dann das Handy. Es sei ein möglicher Stammzellenempfänger gefunden worden. "Das war echt ein schönes Gefühl", erinnert sich Fein.

Dann ging es so schnell wie möglich zum Hausarzt, um Blut abgenommen zu bekommen, das dann an die DKMS geschickt wird – zum erneuten Abgleich mit dem potenziellen Empfänger. "Ich habe einfach nur gehofft, dass es dann auch wirklich klappt", beschreibt er die lange Phase des Wartens auf das "Okay" der Organisation. Nach einigen Wochen dann die gute Nachricht: Er – oder besser seine Stammzellen – sind noch im Rennen.

Fein machte sich also auf nach Köln in eine spezielle Klinik, wo er erst mal gründlich untersucht wurde. "EKG, Ultraschall, ein ärztliches Gespräch und, und, und", zählt er die vielen Schritte auf. Schließlich bestätigten sich die Hoffnungen aller Beteiligten: Fein darf seine Stammzellen spenden. "Ich habe einfach nur Freude empfunden", schwärmt er.

Gleich morgens wurde der junge Mann an das Gerät "angestöpselt", dass das Blut aus dem linken Arm hinaus, durch eine Zentrifuge, in der die Stammzellen herausgefiltert werden, und wieder in den rechten Arm hinein leitet. Die ganze Prozedur dauerte vier Stunden. "Ich würde es aber jederzeit wieder machen", bekräftigt er.

Im Vorfeld der Spende musste sich der 20-Jährige zweimal am Tag Wachstumshormone in den Bauch spritzen, um das Stammzellenwachstum anzuregen. "Das erste Mal war es schon ungewohnt", meint er. "Aber sobald man den Dreh raus hat, gehts."

Zwar habe er mit Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen kämpfen müssen, daran gedacht, das Ganze abzubrechen habe er aber nie. "Mit den Schmerzmitteln, die ich vom Arzt mitbekommen hatte, ging es voll gut", wiegelt er ab.

72 Stunden sind die entnommenen Zellen haltbar. Sie müssen also möglichst schnell in die USA geflogen werden. Wer genau der Empfänger ist, weiß der junge Mann nicht. Erst in zwei Jahren besteht die Möglichkeit, den Empfänger richtig kennenzulernen. Bis dahin darf sich der Kontakt lediglich auf anonyme Briefe beschränken, die über die DKMS versandt werden.

Warum das so ist, darüber kann auch Fein nur spekulieren. "Wahrscheinlich, damit man sich keine zu großen Hoffnungen macht und der Patient selbst alles erst verarbeiten kann", vermutet er. Denn eine Garantie, dass der Blutkrebs-Patient wieder gesund wird, gibt es auch mit der Spende nicht.

Keine Nachricht erhalten

Obwohl das Erlebnis nun schon beinahe zwei Monate zurückliegt, denke der junge Mann täglich an seinen erkrankten "Stammzellen-Partner". "Ich frage mich eben, wie es ihm geht", sagt er. Von der DKMS, die den Spender darüber informiert, ob alles geklappt hat, habe er noch keine Nachricht erhalten. "Aber das ist eher ein gutes Zeichen", gibt sich Fein optimistisch.

Er sei schon ein bisschen stolz, einem anderen Menschen die Chance auf ein längeres Leben gegeben zu haben, erzählt er. "Das macht mich wirklich glücklich."

Fein würde sich wünschen, nach Ablauf der Frist, mit dem Amerikaner Kontakt aufzunehmen. "Ich würde ihn glaube ich als erstes fragen, wie es ihm geht", vermutet er. "Oder ihm einfach sagen, dass ich froh bin, dass er lebt."