Greifvogelschauen werden von Tierschützern kritisch gesehen. Eine Flugblatt-Aktion sollte darüber aufklären, ein Missverständnis kam dem Anliegen aber in die Quere. Foto: Bösel

Veranstalter will Vereinbarung bei Greifvogelschau einhalten. Naturschützerin fühlt sich bei Protest behindert.

Calw-Altburg - Die Greifvogelschau auf der Altburger Aktiv Messe – für viele Gäste ein Spaß, für Naturschützer ein Ärgernis. Eine Flugblatt-Aktion und ein Missverständnis sorgten deshalb für ein wenig Wirbel.

"Wussten Sie schon, dass Wanderschauausstellungen von Eulen und Greifvögeln nicht nur vom Deutschen Falkenorden sondern von sämtlichen deutschen Natur- und Tierschutzorganisationen abgelehnt werden?" Ein Zitat eines Flugblatts, das Barbara Fischer am Sonntag auf der Altburger Aktiv Messe verteilen wollte – als Protest gegen die dort aufgeführte Greifvogelschau.

So weit sei es jedoch gar nicht gekommen, berichtete die Frau, die sich bei der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz engagiert. Nach eigenen Angaben positionierte Fischer sich auf der Straße am Eingangsbereich zur Messe. Nur kurz darauf sei sie unter anderem von Wolfgang Pfrommer, Initiator und Hauptorganisator der Aktiv Messe, zum Gehen aufgefordert worden, habe sich bedrängt gefühlt. Weiter habe sie darauf bestanden, auf öffentlichem Grund, auf dem sie sich befinde, Flugblätter verteilen zu dürfen.

Pfrommer widerspricht dieser Darstellung vehement. Ja es sei richtig, dass man die Dame, die sich nicht kooperativ verhalten habe – Pfrommer sagt, er durfte sich nicht einmal das Flugblatt ansehen –, aufforderte, das Gelände zu verlassen. Allerdings sei sie in keiner Weise bedrängt worden. Darüber hinaus habe sie sich auf der Dietrich-Bonhoeffer-Straße aufgehalten, um ihre Flugblätter zu verteilen und diese wiederum sei Teil des Veranstaltungsgeländes gewesen. Als Veranstalter sei er somit verpflichtet gewesen, Fischer wegzuschicken – eine Vereinbarung mit der Stadt habe es untersagt, weitere Veranstaltungen oder Aktionen auf dem Gelände zu erlauben.

Missverständnis um Veranstaltungsgelände

Allerdings: Rein rechtlich war diese Straße zu keiner Zeit Teil des Geländes, erklärt Matthias Rehfuß, Ordnungsamtsleiter der Stadt Calw. Sie sei lediglich aus Sicherheitsgründen gesperrt gewesen – aber immer noch öffentlicher Raum.

Die Veranstalter hätten der Frau das Verteilen der Flugblätter nicht verbieten dürfen. "Hierzu haben lediglich die Vollzugsbehörden – Polizeivollzugsdienst oder städtischer Vollzugsdienst – das Recht; aber niemals eine Privatperson", führt Rehfuß aus. "Sollte sich jemand durch das Verteilen belästigt fühlen, müssen entweder der städtische oder der Polizeivollzugsdienst eingreifen."

Auf Anfrage unserer Zeitung erklärt Pfrommer überrascht, er habe nicht gewusst, dass die Dietrich-Bonhoeffer-Straße kein Teil des Geländes sei. Sonst hätte er Fischer ihre Flugblätter verteilen lassen. So aber habe er eben die Vereinbarung mit der Stadt einhalten wollen und die Naturschützerin weggeschickt.

Kommentar: Grund genug

Von Ralf Klormann

Der Streit um eine Flugblatt-Aktion zum Wohle der Greifvögel auf der Altburger Aktiv Messe – ist dieses Thema tatsächlich so wichtig? Ja, allerdings. Denn freie Meinungsäußerung, Naturschutz, aber eben auch die Förderung der heimischen Wirtschaft und das Recht, Veranstaltungshoheit auszuüben, sind hohe Güter, die geschützt und verteidigt werden müssen. Prallen diese Interessen aufeinander – und sei es aufgrund eines Missverständnisses – entstehen schnell verhärtete Fronten, Gerüchte und böses Blut, was niemandem nützt aber vielen schadet. Deshalb ist es wichtig, bei einem solchen Konflikt öffentlich darzustellen, was die Parteien zu sagen und was sie wahrgenommen haben – um aufzuklären, ein Hochschaukeln hinter den Kulissen zu vermeiden und Verständnis füreinander zu wecken. Dies dürfte schließlich im Sinne aller sein.