Das ehemalige Kloster zieht viele Touristen an. Foto: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Truppen von Ludwig XIV. greifen Bauten an / 1890er-Jahre "Verschönerungsverein" gegründet

Der 19. September war es, als im Jahr 1692 eines der bedeutendsten Klöster Südwestdeutschlands zur Ruine wurde: Es waren Truppen des Sonnenkönigs Ludwig XIV., die im Pfälzischen Erbfolgekrieg die geschichtsträchtigen Bauten der Hirsauer Klosteranlage in Brand setzten.

Calw-Hirsau. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg verwüsteten französische Truppen unter General Mélac große Gebiete westlich und östlich des Rheins – bis tief ins Gebiet des Herzogtums Württemberg. Am 19. September 1692 wurde das herzogliche Jagdschloss der Hirsauer Klosteranlage, das um das Jahr 830 gegründet worden war, durch ein Feuer zerstört. Das prachtvolle Renaissanceschloss hatten die württembergischen Landesherren im ehemaligen Benediktinerkloster als Residenz für ihre Jagd- und Badeaufenthalte errichten lassen – stolzer Ausdruck ihrer Macht, ein Mittel der Selbstinszenierung und Repräsentation.

Dichter von 30 Meter hoher Ulme beeindruckt

Heute stehen nur noch die Außenmauern. An mittelalterlicher Bausubstanz blieben bis heute nur der Eulenturm und die gotische Marienkapelle vollständig erhalten; vom Schloss und dem Kreuzgang blieben die Umfassungsmauern stehen.

Ab 1808 wurde man sich der Bedeutung des geschichtsträchtigen Monumentes bewusst und König Friedrich I. von Württemberg ordnete die Erhaltung an. Die Erforschung und Sicherung des Geländes im Sinne einer Denkmalpflege setzte im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ein. Mitte der 1890er-Jahre wurde ein "Verschönerungsverein" gegründet, der die Klosterruinen für den Tourismus zugänglich machen sollte. Heute wird die Klosteranlage von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg betreut und ist das ganze Jahr frei zugänglich.

Der Tübinger Dichter Ludwig Uhland (1787–1862) kannte Hirsau und das Nagoldtal gut. Bei einem Besuch der Klosterruine beeindruckte ihn eine mächtige alte Ulme besonders: Sie wuchs mehr als 30 Meter hoch im zerstörten Jagdschloss. Die Äste erhoben sich weit über den Ostflügel des früheren Schlosses. Dieses Bild inspirierte ihn zu seinem Gedicht "Ulmenbaum", das er 1829 niederschrieb: über den Baum, der seine Wurzeln im Kloster hat, aber seine Zweige in den Himmel streckt. Sein Gedicht passte zu einer Zeit der romantischen Wiederentdeckung der historischen Bauwerke.

Hirsau und sein Kloster, mit einer Geschichte, die mehr als 1000 Jahre ins frühe Mittelalter, zurückreicht, wurde im 19. Jahrhundert zum beliebten Ziel für Touristen. Am Ende des Jahrhunderts, 1899, vertonte der Komponist Richard Strauss das Gedicht. Literatur und Musik haben den romantischen Blick auf das Kloster verewigt. Die Ulme allerdings fiel einer Krankheit zum Opfer und musste schon vor Jahren gefällt werden.

Auch ohne die Ulme ist das Hirsauer Kloster nach wie vor ein Anziehungspunkt für Touristen. Dafür sorgen auch immer wieder angebotene Sonderführungen. Am Sonntag, 13. Oktober, findet zum Beispiel eine Themenführung sowie ein Programm zur deutsch-französischen Beziehung statt. Zunächst gibt es von 11 bis 12.30 Uhr eine klassische Klosterführung. Erwachsene zahlen für die Teilnahme 5,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Im Kombiticket sind die Führung und der Eintritt ins Klostermuseum enthalten. Treffpunkt ist der Unterer Torbogen, am Haupteingang in der Wildbader Straße. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Von 14.30 bis 16 Uhr widmet sich eine Tour dem Thema "Hirsau – die ›jüngere Schwester‹ von Cluny". Erwachsene zahlen für ein Kombiticket zwölf Euro, ermäßigt sechs Euro. Treffpunkt ist an der Aureliuskirche. Eine Anmeldung bei der Touristinformation Calw ist erforderlich unter der Telefonnummer 07051/16 73 99 oder per E-Mail unter touristinfo@calw.de.