Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann besuchte die zehnte Klasse des Burladinger Progymnasiums. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Progymnasium: SPD-Abgeordneter über seine Einnahmen, sein "Vagabundenleben" und G8

Auf Einladung des Wahlkreisabgeordneten Martin Rosemann war die zehnte Klasse des Progymnasiums unlängst im Bundestag – in der sitzungsfreien Woche. Das Gespräch mit den Jugendlichen holte Rosemann jetzt nach: er kam in den Unterricht.

Burladingen. Die Schüler erlebten einen SPD-Abgeordneten zum Anfassen. Auch, weil Rosemann Fragen nach seinem Bruttogehalt (9500 Euro) und seinem Alltag detailliert beantwortete. Die Schüler erfuhren etwas vom "Vagabundenleben" eines Volksvertreters, der 22 Wochen im Jahr, den so genannten Plenarwochen, in Berlin arbeitet und den Rest der Zeit in seinem Wahlkreis vor Ort 12- bis 14-Stunden-Tage absolviert. Büro in Berlin, Büro in Tübingen, in der Hauptstadt eine kleine Wohnung in Wilmersdorf und eine mit der Familie in Tübingen.

"Wir sind nicht verfeindet, sondern Mitbewerber"

Dass die Abgeordneten nicht nur in "ihrer Blase" in Berlin arbeiten, sondern sich auch mit Bürgern im Wahlkreis treffen, Vertreter von Verbänden und Interessengruppen empfangen, sei ein sehr wichtiger Teil der Arbeit. Und wer denkt, dass die Abgeordneten nichts tun, nur weil der Plenarsaal bei Fernsehübertragungen oft leer aussieht, der irrt. Denn das Plenum tagt stundenlang durch, ohne Pause. Drin ist der Abgeordnete, dessen Schwerpunktthemen gerade diskutiert werden, und alles was im Plenarsaal diskutiert wird, wurde in Ausschüssen und Fraktionstreffen schon viele Male vorberaten.

"Wir sind nicht verfeindet – wir sind demokratische Mitbewerber", erzählte Rosemann über die Stimmung im Bundestag und betonte, wie wichtig Debattenkultur und das Einhalten demokratischer Spielregeln sei.

In den Fragen der Schüler ging es um den demografischen Wandel und die Bevölkerungspyramide, es ging um Renten- und Bildungspolitik und das auch von Schülern wenig geliebte G8. Rosemann betonte zwar die Zuständigkeit der Länder, aber auch, dass die Kultusminister versuchten, wenn es um Bildungspläne und die Anerkennung von Abschlüssen geht, Inhalte und Ziele anzugleichen. Der Abgeordnete räumte ein, dass die Überarbeitung und Straffung der Bildungspläne der Einführung von G 8 rund fünf Jahre hinter her gehinkt habe, was zu einer größeren Belastung der Schüler geführt habe.

Schließlich beantwortete Rosemann die Frage, wie er zur SPD kam. Er habe sich erst ehrenamtlich in der Politik engagiert und hauptberuflich als Wirtschaftswissenschaftler und Diplom-Volkswirt Empfehlungen für Wirtschaftspolitiker abgegeben. Bis er dann Kandidat wurde, weil Herta Däubler-Gmelin sich zurück zog. Seine Körperbehinderung und der frühe Wunsch, trotzdem teil zu nehmen, mitzumachen und die gleichen Chancen zu haben, habe ihn ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl entwickeln lassen.

Mit dem Blick auf die Türkei, Ungarn oder Polen, die wieder zurück auf dem Weg in den Nationalstaat seien, beendete Martin Rosemann die zwei Schulstunden und richtete einen Appell an die Zehntklässler: "Dies ist euer Land, eure Demokratie. Macht euch Gedanken darüber, in welcher Gesellschaft ihr Leben wollt und nehmt das in die Hand."